Bibi Blocksberg - 05 - Wo ist Kartoffelbrei
verabschiedete sich deshalb schnell von seinen beiden Frauen. Bibi machte sich ebenfalls auf den Weg und schlich wie ein begossener Pudel in die Schule. Der Vormittag wollte und wollte nicht vorbeigehen und es kam ihr wie eine Ewigkeit vor, bis die Glocke zum Unterrichtsschluss läutete.
Gleich nach dem Mittagessen suchte Bibi das ganze Haus ab. Sie rief und lockte, sie kehrte das Unterste zuoberst, kroch unter Betten und schaute auf Schränken nach. Sie suchte und suchte, aber von Kartoffelbrei war auch jetzt nichts zu sehen. Er war und blieb unauffindbar. Obwohl ihr Vater seine Unschuld beteuert hatte, wurde Bibi den Verdacht nicht los, dass er etwas mit dem spurlosen Verschwinden von Kartoffelbrei zu tun hatte.
Sie überlegte: Wo könnte er ihn versteckt haben, dass seine Tochter nicht drankam? Eigentlich blieb nur noch sein Büro übrig. Dort wollte sie nachsehen. Bibi wartete bis zum späten Nachmittag und ging dann zu der Firma, in der ihr Vater arbeitete. Es war schon Büroschluss und nur die Putzfrau Patschke hielt sich noch in dem Stockwerk auf, in dem Herr Blocksberg sein Büro hatte.
Frau Patschke hatte bereits die Papierkörbe geleert und begann nun die Schreibtische feucht zu wischen und trocken nachzureiben. In ihrem Eifer hörte sie Bibi nicht kommen und erschrak furchtbar, als die kleine Hexe plötzlich in der Tür stand und freundlich »Hallo, Frau Patschke! Schönen guten Abend!« sagte.
» Also, wenn du deinen Vater abholen willst, Bibi, der ist schon weg. Heute am Freitag ist früher Feierabend. Die sind alle schon nach Hause gegangen.«
» Weiß ich«, sagte Bibi und nickte mit dem Kopf. Dabei überlegte sie fieberhaft, welche Ausrede sie benutzen könnte um ihren Besuch in dem leeren Bürogebäude zu erklären. »Ich will ja auch nur… äh… ach ja«, endlich hatte sie eine Idee: »Papi hat seine Schlüssel hier liegen gelassen. Die soll ich für ihn holen.«
Frau Patschke hatte keine Schlüssel gesehen und ließ Bibi in Ruhe allein suchen, sie selbst hatte ja genug zu putzen. Bibi durchstöberte alle Schreibtische und Rollschränke, zog Schubladen heraus und öffnete Türen. Dabei murmelte sie leise vor sich hin: »Hier ist nichts… und hier auch nicht… So ein Mist… Und da?… Auch nicht! Ach, Wuschel, wo steckst du nur?«
Doch kein Wuschel war weit und breit zu sehen. Da fiel Bibis Blick auf Frau Patschkes altmodischen Kehrbesen in der Ecke. Sie stutzte.
» Was haben Sie denn da für einen Besen?«, fragte sie. »Haben Sie den schon lange?«
» Nein, der ist ziemlich neu«, antwortete Frau Patschke und wienerte eine Schreibtischplatte auf
Hochglanz. »Den habe ich seit ein paar Tagen. Aber wieso interessierst du dich für meinen Besen?« Sie lachte. »Willst du mir vielleicht beim Putzen helfen?«
Bibi schüttelte heftig den Kopf. Es genügte schon, wenn sie zu Hause ihr Zimmer aufräumen musste. Putzen war ganz bestimmt kein Hobby von ihr. Sie nahm den Besen in die Hände und betrachtete ihn genau.
»Mhmmm… Du siehst aus wie Kartoffelbrei. Bist du es oder bist du es nicht? Das will ich jetzt genau wissen! Eene meene mei, flieg los, Kartoffelbrei. Hex- hex!… Hex-hex!… Hex-hex! Ach, Mist, er ist es nicht!«, schimpfte sie, als Frau Patschkes Besen sich nicht rührte. »Es ist bloß so ein blöder Putzbesen!«
»Was hast du denn gedacht, was das ist?«, wunderte sich Frau Patschke. »Ein Hexenbesen? Wolltest du mit meinem Besen Hexe spielen, Bibi? Und ich dachte, du wolltest mir helfen.«
»Dazu habe ich keine Zeit, ich muss noch Hausaufgaben machen!«, rief Bibi eilig und huschte zur Tür. »Und Hexe muss ich gar nicht spielen, ich bin ja eine. Tschüs, Frau Patschke!« Leise setzte sie hinzu: »Aber ohne Besen bin ich nur eine halbe Hexe!«
Doch das hatte Frau Patschke schon gar nicht mehr gehört.
Die Suchaktion beginnt
Enttäuscht und sehr traurig lief Bibi nach Hause. Wo sollte sie denn jetzt noch suchen? Im Haus war Kartoffelbrei nicht, in Papis Büro war er nicht… er konnte sich doch nicht in Luft aufgelöst haben!
Daheim angekommen warf sich Bibi schluchzend in die Arme ihrer Mutter. Frau Blocksberg verstand den Kummer der Tochter sehr gut, aber wie sollte sie helfen? Sie konnte ihre Bibi nur trösten.
»Na, komm, hör auf zu weinen!«, sagte sie zärtlich und strich Bibi übers Haar. »Glaub mir, wenn dein Kartoffelbrei so plötzlich spurlos verschwunden ist, dann kann es nur eine Möglichkeit geben: Er hat sich selbstständig gemacht. Es war
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