Bibi Blocksberg - 15 - Das gestohlene Hexenkraut
Mania«, sagte Bibi. »Aber ich habe den Spruch schon.« Sie nahm die Hexenkugel ihrer Mutter von ihrem Platz und sagte einen Hexspruch: » Eene meene heute, gestern, zeige mir die Hexenschwestern. Hex-hex!«
Es machte zweimal »Plingpling!«, die Kugel leuchtete hell auf, gab einen leisen, singenden Ton von sich, und wie auf einem Bildschirm war die Punkerhexe Schubia zu sehen. Sie saß auf ihrem getunten Hexenbesen Kawakasi, flog damit durch die Straßen von Neustadt und ärgerte die Autofahrer. Mania fand das sehr rücksichtslos und wollte gerade losschimpfen, da erschien bereits das nächste Bild: die alte Runzia, eine Uralthexe. Sie saß in ihrem wuchtigen Ohrensessel und schnarchte leise vor sich hin.
»Die reine Unschuld!«, lachte Amanda. »Wen haben wir denn noch?… Wie wäre es mit Zickia?« Bibi schaute sie fragend an. »Male mit den Fingern ein Z über der Hexenkugel, dann können wir sie sehen.«
Bibi tat, was Amanda gesagt hatte, und sogleich erschienen in der Kristallkugel prächtige Rosenblüten. Sie schienen fast überzuquellen und die Kugel zu sprengen. Es war dasselbe Bild, das in Manias Kugel zu sehen gewesen war.
»Zickia also!«, stieß Mania hervor.
»Wer ist denn Zickia?«, fragte Bibi.
Amanda und Mania warfen einander viel sagende Blicke zu. Dann klärte Amanda Bibi auf: »Die Hexe Zickia? Du kennst sie nicht? Nun, ihr Alter wissen wir nicht, aber seit zwanzig Jahren behauptet sie, dass sie dreißig ist. Sie hat die Haare blond gefärbt, ihren Mund immer knallrot geschminkt und trägt große, auffällige Ohrringe. Ihr Besen hört auf den Namen ,Heckmeck’. Zickia ist hochnäsig und sehr eitel. Sie hält sich für die schönste Hexe weit und breit. Sie wohnt in einem Spiegelhaus hinter dem großen Wald.«
»Was ist denn ein Spiegelhaus?«, fragte Bibi.
»Ein Haus völlig aus Glas«, erklärte Amanda. »Es hat innen überall Spiegelwände.«
»Ganz aus Glas?« Bibi runzelte die Stirn. »Da kann ja jeder reingucken. Da kann man ja nicht mal in Ruhe in der Nase popeln.«
Amanda lachte. »In solch einem Spiegelhaus möchte ich auch nicht wohnen«, sagte sie. »Ich will mich doch nicht pausenlos sehen.«
»Ist Zickia denn so schön?«, fragte Bibi.
»Also, in der Schule damals war sie wirklich die Schönste«, antwortete Amanda. »Sie war auch die Erste, die sich schminken durfte.«
»Sie war keine schlechte Schülerin«, ergänzte Mania. »Vor allem Spezialhexsprüche beherrschte Zickia.«
»Wie hat sie denn das mit den vielen Rosenblüten in der Hexenkugel gemacht?«, wollte Bibi wissen.
»Mit einem verbotenen Spruch!«, antwortete Mania entzürnt. Dann hob sie den Zeigefinger wie in der Schule und erklärte in lehrhaftem Ton: »Aber eine Hexe hat sich so zu verhalten, dass sie über ihre Hexenkugel jederzeit zu erreichen ist!«
»Warum denn?«, fragte Bibi.
»Es können ja Notfälle eintreten, oder auf dem Hexenberg werden plötzlich Sonderversammlungen einberufen«, erklärte Mania.
Bibi nickte. Dann fragte sie, was sie die ganze Zeit schon fragen wollte: »Können wir ihr das geklaute Rosenöl nicht wieder weghexen?«
Mania schüttelte bedauernd den Kopf. »Das habe ich schon probiert. Es geht nicht.«
»Na, dann müssen wir uns das Rosenöl eben selbst holen!«, rief Bibi beherzt.
»Tut das«, stimmte Mania zu. »Aber ohne mich. Doch ich werde euch über meine Hexenkugel im Auge behalten.«
Die zickige Zickia
Eine ganze Weile schon flogen Amanda und Bibi auf ihren Hexenbesen, da sah Bibi unten auf der Erde etwas glitzern, glänzen und spiegeln. Sie war sich sicher: Das musste Zickias Spiegelhaus sein.
»Lass uns vorsichtig anfliegen«, riet Amanda. »Sie muss uns ja nicht gleich sehen.«
»Kein Problem!«, meinte Bibi und sagte einen Hexspruch: » Eene meene Sonderzug, Besen fliegt im Flüsterflug! Hex-hex!«
Sie näherten sich nahezu geräuschlos dem Spiegelhaus. Amanda deutete nach unten und rief Bibi leise zu: »Wir landen da vorne hinter den Büschen!« Dann sagte auch sie einen Hexspruch: » Eene meene Brandung, setzt an zur leisen Landung. Hex-hex!«
Die beiden Besen gingen tiefer und setzten die Hexen wohlbehalten bei Zickias Haus ab.
»Poooh! Das ist ja irre!«, stieß Bibi hervor. »Nur Glas. Man kann alles im Haus sehen, wie in einem Schaufenster.«
»Da drin sind noch mehr Spiegel als früher«, stellte Amanda kritisch fest. »Ich verstehe nicht, dass sie ihren Anblick überhaupt noch ertragen kann. In hundertfacher Spiegelung!«
»Siehst du
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