Bibi Blocksberg - 15 - Das gestohlene Hexenkraut
sich eilig herbeigehext hatte. Sie schwenkte ihn siegessicher, während Zickia wie vom Donner gerührt dastand.
»Na wartet!«, keifte sie. »Ich werde euch in die hässlichsten Kröten verhexen, die jemals gelebt haben! Eene meene Zauberflöte, ihr beide…«
»Halt!«, ertönte in diesem Moment eine energische Stimme. »Du hext nicht!« Zickia fuhr herum. Vor ihr stand die alte Mania und blickte sie zornig an. Zickia wurde bleich und begann eine Ausrede zu stammeln, doch Mania schnitt ihr das Wort ab.
»Ruhe!«, rief sie. » Eene meene Hexverbot, deine Hexkraft, die ist tot! Hex-hex!«
»Mania! Mania! Warum tust du mir das an!«, zeterte Zickia. »Ich wollte doch nur…«
»Schnickschnack!«, entgegnete Mania. »Der Hexenrat wird entscheiden, wie lange das Hexverbot gilt.«
»Aber mein kaputtes Glashaus!« Zickia versuchte es jetzt auf die mitleidige Tour. »Es wird hineinregnen.«
»Das hext Bibi dir ganz«, meinte Mania trocken. »Sie hat darin Übung.«
Bibi tat es gern, denn sie war heilfroh, dass sie jetzt das Rosenöl hatte. Schnell gab sie die entsprechende Menge in die mitgebrachte L-Kräuter-Mischung und sagte einen Hexspruch über alles. Dann bedankte sie sich herzlich bei Amanda und Mania und zischte los in Richtung Neustädter Flughafen.
Es wurde auch höchste Zeit!
Auf der Landebahn hatte gerade die goldglänzende Maschine des Maharadschas von Wischnipur aufgesetzt. Sie rollte aus und bewegte sich dann langsam über das Vorfeld zur Ankunftshalle. Als sie ihre Parkposition erreicht hatte, wurde der rote Teppich ausgerollt, und seine Exzellenz betrat die fahrbare Treppe. Der Bürgermeister hielt immer noch krampfhaft Ausschau nach Bibi und verrenkte sich dabei fast den Hals. Aber von der »verflixten Göre« war weit und breit nichts zu sehen. Er warf Karla einen flehentlichen Blick zu, doch die zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste auch nicht, wo Bibi abgeblieben war.
Nun wurde es ernst. Sie mussten wohl oder übel reden – Frau Kolumna als Vertreterin des Rundfunkreporters Mike Mikro und Sekretär Pichler in der Rolle des Bürgermeisters.
Der Maharadscha
»Liebe Hölelinnen und Hölel«, begann die Zeitungsreporterin. »Hiel splicht Kalla Kolumna, leidel ganz ohne ,L’ heute. Aha-haha! Ich welde Ihnen molgen in einem Sensationsaltikel alles elklälen… Vol wenigen Minuten ist del Mahaladscha von Wischnipul eingetloffen und betlitt nun den loten Teppich…«
»Los, Pichlel!«, zischte der Bürgermeister. »Die Lede!«
»Ruhe!«, wehrte der Sekretär ab. »Ich bestimme jetzt.« Der Bürgermeister wollte lautstark protestieren, aber da begann Herr Pichler bereits zu sprechen: »Verehrte Exzellenz! Ich freue mich ganz besonders, Sie im Namen unserer Stadt…«
Weiter kam er nicht, denn plötzlich war das heulende Geräusch eines fliegenden Besens zu vernehmen. Der Bürgermeister zupfte seinen Sekretär aufgeregt am Ärmel und deutete zum Himmel: »Pichlel! Da kommt sie, die kleine Hexe. Endlich! Die Lettung naht!«
Herr Pichler machte vor dem hohen Besuch eine tiefe Verbeugung. »Verzeihung, Exzellenz, ich rede gleich weiter«, sagte er.
Der Maharadscha hörte aber gar nicht mehr hin, sondern ging auf das Mädchen zu, das soeben mit seinem Hexenbesen neben dem roten Teppich gelandet war.
»Oh! Ist das nicht meine kleine Freundin Bibi Blocksberg?«, rief er erfreut.
»Hallo, Herr Maharadscha!« Bibi reichte ihm die Hand. »Schön, dass Sie da sind.«
Nun trat Karla einen Schritt vor. »Hallöchen, Hoheitchen!«, begrüßte sie den Gast und deutet einen Hofknicks an.
»Ah! Karla Kolumna ist auch da«, freute sich der Maharadscha. »Welche Freude!«
Da wandte sich Bibi an ihn. »Wir kümmern uns gleich um Sie, Hoheit. Wir müssen nur noch schnell was erledigen.«
Sie zog das Fläschchen mit der L-Kräutermischung hervor. Sogleich drängelten sich Karla und der Bürgermeister um Bibi und warteten gierig, bis sie das Fläschchen aufschraubte und jedem von ihnen einen Löffel davon verabreichte. Es dauerte weniger als eine Minute, und die beiden konnten wieder sprechen, als wäre nichts gewesen.
Karla strahlte und griff eilig nach ihrem Mikrophon. »Liebe Hörerinnen und Hörer!«, begann sie und rollte das »R« besonders stark. »Sie glauben gar nicht, wie ich mich freue, dass ich wieder das Wort ,Riesenrad’ und ‚Maharadscha von Wischnipur’ aussprechen kann!«
Als das der Bürgermeister vernahm, war er nicht mehr zu bremsen. Er riss seinem Sekretär das Blatt aus der
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