Bibi Blocksberg - 15 - Das gestohlene Hexenkraut
sie?«, fragte Bibi und versuchte im Inneren des Hauses etwas zu erkennen.
»Nein. Drin ist sie nicht.« Sie gingen vorsichtig um das Haus herum, bis sie in den Garten kamen. Hier saß Zickia auf einer Gartenbank und hielt das Gesicht in die Sonne. »Uhhh!«, meinte Bibi leicht angewidert. »Das soll die schöne Zickia sein?«
»Ich war früher immer ein wenig neidisch auf sie«, meinte Amanda und ging auf die Bank zu. Bibi folgte ihr. »Hallo, Zickia! Du hast Besuch!«, rief Amanda betont fröhlich.
»Weg da! Du machst einen Schatten!«, rief Zickia schnippisch. »Ich brauche noch zwei Minuten Sonne auf dem linken Ohr.«
»Dafür hast du nachher noch Zeit«, erwiderte Amanda ruhig.
»Hach! Ich wollte doch überall gleichmäßig braun werden!«, jammerte Zickia. Dann aber wurde sie ernst. »Na gut. Hallo, Amanda. Nett, dich zu sehen. Und wer ist die Kleine neben dir?«
Bibi stellte sich vor.
»Ach, die Tochter von Barbara«, sagte Zickia. »Lass dich mal anschauen. Na ja, ich war in deinem Alter hübscher.«
»Das ist mir egal«, entgegnete Bibi kühl und kam dann auf den Grund ihres Besuches zu sprechen: »Sag mal, hast du überall das Rosenöl gestohlen?«
»Gestohlen?«, rief Zickia. »Was für ein hässliches Wort. Ich habe es weggehext.«
»Das ist genauso verboten!«, rief Bibi empört. »Wir brauchen das Rosenöl!«
Zickia zuckte mit den Schultern, was so viel hieß wie: Tut mir Leid. Jetzt habe ich es.
»Was willst du mit dem vielen Öl?«, fragte Amanda nach. »Kein Mensch braucht solche Mengen davon.«
»Aber eine Hexe.« Zickia blickte die beiden triumphierend an. »Ich werde ein Rosenölbad bei Vollmond nehmen, das verleiht ewige Jugend.«
»Schnickschnack!«, rief Amanda verärgert. »Die gibt es nicht. Auch nicht für uns Hexen.«
»Wenn wir das Rosenöl nicht bekommen, dann nehmen wir es uns eben«, drohte Bibi. Doch Zickia lachte nur.
»Aber gerne. Holt es euch. Zwei Versuche habt ihr frei.« Wieder lachte sie.
Bibi blickte Amanda an. »Was meint sie damit?«, fragte sie leise.
»Keine Ahnung«, gab Amanda ebenso leise zurück. »Zickia«, sagte sie dann laut, »du weißt, dass ein Hexspruch, der gestohlenes Eigentum zurückschafft, doppelte Kraft hat.«
»Ach ja?«, spottete Zickia. »Na, dann geh doch rein und hex mal, meine Liebe.«
Amanda ließ sich nicht lange bitten. Sie ging ins Haus und sagte: » Eene meene Meisterstück, das Gestohlene zurück. Hex-hex!«
Das »Hex-Plingpling« ertönte, doch nichts passierte. Die Wirkung des Spruchs schien irgendwo abgeprallt zu sein. Zickia lachte.
»Was ist passiert?«, fragte Bibi verdutzt.
»Keine Ahnung«, meinte Amanda. »Probier du’s mal.«
»Ich werde einen anderen Spruch nehmen«, beschloss Bibi.
Zickia lachte wieder und hielt zwei Finger hoch. »Versuch Nummer zwei!«
Doch Bibi ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. » Eene meene mit Gegröl, zu mir her, das Rosenöl. Hex-hex!«
Wieder ertönte das »Hex-Plingpling«, aber nichts passierte. Jetzt kapierten Bibi und Amanda: Die Wirkung der Sprüche war von den Spiegeln in Zickias Haus zurückgeworfen worden, waren sozusagen abgeprallt und ohne Ergebnis verpufft.
»Da staunt ihr zwei Superhexen, was?« Zickia grinste. »Ausgetrickst!«
»Jeder Trick hat seinen Gegentrick«, wandte Amanda ein.
»Und wenn wir gemeinsam hexen?«, schlug Bibi vor. »Das mache ich mit Mami manchmal.«
»Ich glaube, das nützt hier nichts«, meinte Amanda. Langsam verlor sie die Zuversicht.
»Tja, Köpfchen muss man haben!«, lästerte Zickia. »Schönheit ist nicht gleich Dummheit.«
Nun versuchte Bibi es mit Bitten: »Aber wir brauchen das Rosenöl, weil der Bürgermeister und Frau Kolumna das ,R’ verloren haben. Bitte, Zickia! Ein kleines Fläschchen würde schon reichen.«
Doch Zickia blieb stur. »Abgelehnt. Nicht ein Tröpfchen bekommt ihr.«
»Dann wird sich der Hexenrat mit dem Diebstahl beschäftigen müssen«, drohte Amanda.
Doch die Drohung ließ Zickia kalt. »Wenn ich erst die ewige Jugend habe, interessiert mich der Hexenrat nicht mehr.«
Damit war für sie das Thema erledigt. Amanda und Bibi mussten einsehen, dass Zickia sich nicht umstimmen ließ. Diese alte Zicke, dachte Bibi. Die benimmt sich ja genauso, wie sie heißt.
Aber es musste doch irgendeinen Weg geben, um ihr das gestohlene Rosenöl wieder wegzunehmen. Die Zeit drängte. Es war bereits vier Uhr. In zwei Stunden sollte der Maharadscha landen. Dann musste der Bürgermeister seine Rede halten und Karla als
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