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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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dazugehört. Dabei kapiert er nicht, dass die echten Außenseiter alles tun würden, um dazuzugehören. Die echten Außenseiter sieht man überhaupt nicht. Die sehen zwar so aus, als würden sie dazugehören, nur wissen sie genau, dass sie es nicht tun. Das sind die Leute, die alles tun würden, um normal zu wirken, dabei wissen sie tief im Inneren, sie sind alles andere als normal.
    Es klingt wahrscheinlich so, als würde ich ihn hassen. Kann schon sein, weil es mich einfach sauer macht, was er alles für Möglichkeiten hat. Ich kenne ihn überhaupt nur, weil er früher mal auf der gleichen Schule war wie Lorna, aber dann ist sie dort geflogen und auf unsere Schule gekommen, aber er hängt immer noch mit ihr rum, und wir auch. Kimbo und Lorna sind ziemlich dicke. Sie wollen beide Künstlerinnen werden und hängen stundenlang in ihrem Atelier ab, und ich kann es verstehen. Lornas Haus ist echt der Burner. So was hab ich noch nie gesehen. Ein dreistöckiges Stadthaus auf der Great Western Road, mit eigener Zufahrtsstraße und Parkplatz. Lorna hat die Mansarde. Es ist eine Art Atelier mit separatem Eingang. Sie kann tun und lassen, was sie will, und das nicht, weil ihre Eltern tot wären, sondern weil sie arbeiten. Ihr Dad ist Rechtsanwalt und ihre Mum, aber nicht ihre richtige, ist Anwaltssekretärin. Lorna kann sie nicht ab. Im Moment kaut mir Susie ein Ohr ab, wo sind Izzy und Gene, wo sind Izzy und Gene? Ich hab ihr gesagt, sie sind im Urlaub, aber trotzdem, dauernd dieses hirnverbrannte Gefrage, wann sie zurückkommen. Angeblich macht sie sich Sorgen, weil ich allein bin. Bin ich gar nicht, hab ich ihr gesagt. Ich hab ja Nelly. Sie und Mick machen mich völlig irre im Moment, so fasziniert, wie sie vom Verschwinden von zwei absoluten Nullen sind. Was kümmert die das überhaupt? Es ist ja nicht so, als hätten sie nicht genug zu tun. Susie ist die Nancy im Schulstück und Mick hat einen Arsch voll Drogen zu verkaufen. Im Moment scheint er einen ziemlichen Hals auf mich zu haben, so als wäre das alles meine Schuld, und ist es wohl auch irgendwie, aber nicht so, wie er denkt.
    Ich hab den ganzen Vormittag die Böden und die Wände geschrubbt. Ich krieg immer noch nicht diesen Gestank von Tod aus dem Haus, obwohl Nelly steif und fest behauptet, sie riecht nichts. Ich hab sogar die Bettwäsche im Schlafzimmer gewaschen. Alles abgezogen und sauber gemacht, so als wären sie nie weg gewesen, aber auf der Matratze ist immer noch ein Fleck, sie ist richtig vollgesogen mit dem, was da aus ihm rausgetropft ist. Wir hätten ihn echt nicht so lange liegen lassen sollen. Wir hätten wohl so einiges nicht machen sollen.
    Jedenfalls hab ich jetzt wunde Hände von der Bleiche, und Nelly spielt Lennie Geige vor, höre ich. Ich geh nachher mal rüber, was frühstücken, hier fühl ich mich nicht wohl.

Nelly
    Karten von Wildfremden, gleich drei Stück. Eine mit einem Hund und einem Herz darauf. Eine mit einem Herz, um das sich Blumen ranken. Und ein blinkendes Herz, das ein seltsames Lied über Rosen singt. Alle von Jungen, die ich kaum kenne.
    »Das soll ich dir von Kip geben«, hat Shirley gesagt.
    »Das soll ich dir von Matt geben«, hat James gesagt.
    »Das soll ich dir von Patrick geben«, hat Margo gesagt.
    »Ich liebe dich« haben sie geschrieben, immer und immer wieder. Mir wurde übel, und ich habe die Sachen in den nächsten Papierkorb geworfen. Wie können sie es wagen, mir derartiges Zeug zu schicken? Ich bin eine vorbildliche Schülerin. Ich habe keine Zeit für Kärtchen und Kinkerlitzchen. Sie sollen sich ihr Geld für anständige Dinge sparen und mich in Frieden lassen.
    Ich denke eine Weile über das Wort nach, Liebe, und muss wieder daran denken, wie Grammy Vater ohne seinen Wein oder seine vermaledeiten Teelöffel auf dem Dachboden eingesperrt hat. Daran erinnere ich mich bis ins kleinste Detail.
    »Ich tue es aus Liebe«, sagte sie, als sie den Schlüssel in die Hosentasche steckte.
    Es war Dezember. Kurz vor Weihnachten. Ich weiß noch, dass Marnie die Mutter Gottes bei einem Krippenspiel mit einem Kleiderbügel verprügelt hat. Und Vater hat einen Mann von Mutter weggezerrt. Mutter hat gesagt, er wäre ein Schurke, aber Grammy meinte zu mir, die Schurkin wäre meine Mutter.
    »Hast du denn gar kein Schamgefühl?«, schrie Grammy. »Und das mit zwei Kindern im Haus.«
    Das brachte Mutter zum Weinen.
    Ich denke oft über Mutters Schamgefühl nach und sehe den kahl werdenden Fremden vor mir, wie er eine

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