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Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
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bekommen, aber keinen Nachtisch, außerdem habe ich ihr gesagt, sie muss heute Abend hier bleiben und früh zu Bett gehen. Ob sie in die Badewanne dürfe, fragte sie. Ich habe ja gesagt. Sie hat nicht einmal gemurrt, kein bisschen, und das allein ist schon seltsam. Es war nicht einmal acht Uhr, ich hätte wenigstens eine paar patzige Antworten erwartet, aber es gab keine Widerworte, nur Folgsamkeit, und da wurde mir klar, dass sie sich jemanden wünscht, der ihr sagt, wo es langgeht, und sich dafür interessiert, was sie richtig macht und was falsch. Und da ging es mir auf. Diese Mädchen verbergen nichts, nein, sie kennen es nicht anders, als es jetzt ist. Die Abwesenheit ihrer Eltern ist entsetzliche Realität, schon ihr ganzes Leben lang. Da tat mir Marnie leid, und Nelly auch, und auf einmal verstand ich, warum Marnie so an Mädchen wie Kim und Susie hängt. Sie sind die Fixpunkte in ihrem Leben. Eine Art Familie, etwas, worauf sie sich freuen kann, Menschen, auf die sie sich verlassen kann.
    Nach ihrem Bad ging sie brav ins Bett, und ich brachte ihr die Milch und das Shortbread, das ich ihr vorher verweigert hatte. Nelly war über diese Aufmerksamkeiten nicht gerade erbaut. Sie war auf Vergeltung aus und schmollte, als sie sie nicht bekam. Später nahm ich sie beiseite.
    »Deine Schwester braucht dich«, sagte ich zu ihr.
    »Es ist mir völlig gleich, was sie braucht.«
    Weil ich nichts darauf zu sagen wusste, ging ich ins Bad und hob Marnies Handtuch und ihre Sachen auf, und da fiel mir ihre Unterwäsche in die Hände, zusammengeknüllt in ihrer Rocktasche. In diesem Moment legte sich ein enormes Gewicht auf mich, denn ich bin ratlos, wie ich Marnie vor Marnie beschützen soll. Ich weiß es wirklich nicht.

Marnie
    Oh Mann, Lennie hat mich ziemlich zusammengeschissen neulich Abend und ist ein bisschen kühl zu mir, seit ich Nelly eine gescheuert hab. Ich hab ihm ja gesagt, es tut mir leid, aber ich weiß nicht, ob das gereicht hat. Morgens hab ich mich dann so geschämt, dass ich auf ein Flüssigfrühstück nach Hause bin. Wodka mit Cranberrysaft. Danach ging es einigermaßen. Ich hab Susie gefragt, ob sie dazukommen will, aber die hat mit der Schauspiel-AG geprobt, und Kimbo war mit Lorna in Partick, eine Wohnung suchen. Lornas Eltern haben sie gebeten, auszuziehen. Letztens haben sie sie zu einem Psychiater geschickt, aber das ging voll nach hinten los, weil, nach zwei Sitzungen wollte er die ganze Familie sprechen. Ihre Mum und ihr Dad haben den Typen gefeuert. Die arme Lorna, und ich dachte immer, sie hätte alles, aber wie es aussieht, ist sie genauso auf sich selbst gestellt wie der Rest von uns. Sie sind ganz süß zusammen, Lorna und Kimbo. Lorna legt gern den Kopf in Kimbos Schoß, und Kimbo spielt mit ihren Haaren. Ich glaube, die zwei sind verliebt. Susie ist total auf Kontra und glaubt, Kimbo nimmt ihre Medikamente nicht, so als ob Lesbischsein irgendwie eine Art Symptom wäre. Sie hat sogar gesagt, ihre Beziehung wäre unnormal, und das aus dem Mund von einer, die schon etliche Samstagabende vor irgendwelchen Typen gekniet hat, die sie kaum kannte, wenn auch in letzter Zeit nicht mehr ganz so oft. Sie ist wie eine Nonne, weniger schlampig als sonst, aber wie sie drauf ist!
    Heute Abend treff ich mich mit Mick. Er ist jetzt echt angepisst. Er glaubt, ich verheimliche ihm irgendwas wegen Gene, und mach ich ja auch, aber nicht so, wie er denkt. Er ist supernervös und telefoniert andauernd mit Julie, sie haben einen Haufen Schulden am Hals. Sie tickt immer halb aus deswegen und lässt ihn einfach nicht in Ruhe. Manchmal arbeiten wir bis zwei Uhr morgens, und bisher hat noch niemand den Eiswagen unter die Lupe genommen, der bis sonstwann Hörnchen verkauft. Wie’s aussieht, arbeite ich im Moment für Vlado, und ich achte zwar immer darauf, so gut auszusehen wie möglich, aber er guckt mich immer noch an wie ein Stück Scheiße.
    Mit den Schecks von Gene und Izzy ist schon lange Feierabend, weil, sie kommen ja nicht mehr zum Unterschreiben. Die Kohle aus dem Eiswagen hat am Anfang gereicht, aber dann hat die Wohnungsgenossenschaft die Mietschecks gestrichen, und jetzt sind wir am Arsch. Umziehen ist nicht, klar, und jetzt muss irgendwie die Miete reinkommen, egal wie. Das Ausliefern bei Mick bringt mir ungefähr £ 150 die Woche. Außerdem schenkt er mir immer mal ein paar Trips, wenn ich was brauche. Aber ehrlich gesagt hab ich von einem Drink mehr, deshalb verkaufe ich sie meistens an Kirkland

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