Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bienensterben: Roman (German Edition)

Bienensterben: Roman (German Edition)

Titel: Bienensterben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa O'Donnell
Vom Netzwerk:
sicher genug für Lebensmittel, etwas Strom, ein wenig Gas und ganz sicher eine verdammte Telefonrechnung. Sie muss besser mit dem Geld haushalten, das ist meine Meinung. Wer den Penny nicht ehrt, ist das Pfund nicht wert. Sie muss mit unserem Budget sorgfältiger umgehen.
    »Vielleicht brauchen wir ja gar kein Telefon?«, hat sie gefragt.
    »Gottverdammt«, habe ich geschrien. »Ein Telefon braucht doch jeder!«
    Zum Teufel mit diesem Mädchen.

Marnie
    Ein Glück, dass der liebe Gott Prepaidhandys erfunden hat, auch wenn Nelly meine Begeisterung nicht teilt und so tut, als könnte ich Geld scheißen oder so. Sie fragt nie, wie wir über die Runden kommen, und geht einfach davon aus, dass wir genug haben. Gut, dass es den Wohlfahrtsstaat gibt und unsere Eltern immerhin so viel Grips hatten, nicht zu heiraten. Izzy wollte zwar immer, aber Gene hat sich geweigert, und das bedeutet, zwei Schecks vom Amt, aber wie lange noch?
    Geredet haben sie viel drüber, übers Heiraten, meine ich, und Nelly war dann immer total aufgekratzt, weil sie nicht geschnallt hat, dass sie total besoffen waren und sie bloß verarscht haben. Izzy hat Hochzeitskleider gezeichnet, und Nelly hat irgendwo Plastikringe aufgetrieben, die Gene Izzy schenken konnte. Sie haben sogar die Gardinen von den Fenstern gerissen und Blumen aus Lennies Garten geklaut, für den Strauß, aber die Braut war Gene. Das sah so endbescheuert aus, wie er und Izzy da angetrunken mit Gardinen auf dem Kopf rumgelaufen sind. Gene hat seinen Pseudoschleier mit einem Metallsieb festgeklemmt, der sollte wohl sein Diadem sein, und Nelly ist im Meerjungfrauenkostüm hinter ihnen her. Es war echt albern. Mir wurde dabei zwar immer ganz flau im Magen, aber ich hab trotzdem mitgespielt, nur damit ich sie mit Reis bewerfen konnte. Sie dachten, ich steige drauf ein, bin ich aber nicht. Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich Reis geworfen, bis sie erstickt wären, alle Körperöffnungen hätte ich ihnen mit dem Zeug vollgestopft.
    Nelly tut so, als wäre zwischen ihr und Susie nichts vorgefallen, aber Susie ist immer noch angefressen, obwohl sich Nelly entschuldigt hat, weil ich sie verdammt noch mal gezwungen hab. Kimbo hat mich gefragt, ob Nelly schizophren wäre, aber ich hab gesagt, Nein, weil, ist sie nicht. Sie hört keine Stimmen oder so, sie ist halt einfach nicht so wie andere Leute und kann sich auch nicht verstellen, was man über mich nicht sagen kann. Ich verstell mich schon mein ganzes Leben.

Lennie
    Eine einsame Kämpferin ist unsere Marnie. Es ist ein Hin und Her mit dem Mädchen – komm mir nah, bleib mir fern. Sie will dich, sie mag dich, sie fürchtet sich vor deiner Nähe.
    Ständig ruft ein Junge an, aber er nennt seinen Namen nicht. Offenbar mag er sie, und ich kann verstehen, warum. Marnie ist eine sehr hübsche junge Frau, wenn auch nicht auf dieselbe Art wie ihre Schwester. Marnie hat ein runderes Gesicht. Tatsächlich sind die beiden so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Marnie schminkt sich, in Pink und Rot. Nelly benutzt nicht einmal Lippenbalsam, was ich seltsam finde, denn ich dachte immer, Frauen würden für ihr Leben gern mit Lippenstiften und Kajal experimentieren. Meine Schwester war verrückt nach einem Hauch Rouge. Wir alle, aber das war nur ein Spiel. Ich trug dann immer den Morgenrock meiner Mutter und ihre Lockenwickler, wir haben gelacht und sie aufgezogen, und ich habe mit erhobenem Zeigefinger ihr Meckern nachgeäfft. Oh, wie sauer meine Mutter da auf mich war! Sie hat immer gewusst, was mit mir los ist. Und wen wundert das auch? Ich hatte zwar keine sehr auffällige Art an mir, aber es war klar, dass ich keinerlei Interesse an Frauen zeigte, schon in sehr jungen Jahren nicht. Ich wusste, dass meine Schwestern über mich Bescheid wissen. Ich war immer derjenige, dem sie sich anvertrauten, und wir hatten für eine Weile ein ziemlich enges Verhältnis, bis mein Geheimnis eines Tages keins mehr war. Es war nicht fair von ihnen allen. Habe ich nicht immer zu ihnen gehalten? Jeannette und ihre Abtreibung, und Roberta mit ihrer Affäre mit dem verheirateten Schreiner. Immer kamen sie mit ihren Sorgen zu mir, doch als ich dann einmal einen Freund brauchte, zeigten sie mir nur die kalte Schulter. Ich habe es ihnen nie verziehen und sie ganz bewusst so weit von mir ferngehalten wie nur möglich. Es war eine einsame Zeit, sie haben mir alle gefehlt. Sie fehlen mir immer noch, aber dann lernte ich ja dich kennen. Meinen Bruder. Meinen Geliebten. Meine

Weitere Kostenlose Bücher