Bienensterben: Roman (German Edition)
Lennie.«
»Danke«, sage ich.
Marnie
Es regnet, und Robert T. Macdonald kurbelt die Scheibe runter und sagt, ich soll zu ihm ins Auto steigen.
»Du bist ja pitschnass, Mädchen«, sagt er.
»Ist mir egal. Ich hol mir lieber ’ne Lungenentzündung, als mich neben dich zu setzen.«
»Das ist aber nicht sehr nett«, bemerkt er.
»Du bist nicht sehr nett«, erinnere ich ihn.
»Es ist zu gefährlich, wenn du ganz allein nach Hause läufst«, sagt er.
»Ja, ich weiß, was du meinst, es sind ja alle möglichen Spinner unterwegs.« Dabei gucke ich ihm direkt in die Augen.
»Dann folge ich dir eben mit dem Wagen.«
»Du sollst mir nicht folgen.«
Er beachtet mich nicht und fährt mir nach bis zu Lennie. Kaum dass ich zur Tür rein bin, klingelt mein Handy. Robert T. Macdonald. Ich lass die Mailbox rangehen und hör dann die Nachricht ab.
»Ich wollte nur hören, ob du sicher angekommen bist«, sagt er, und dann, pieps, ist er weg.
Als ich Nelly davon erzähle, wird sie kreidebleich und erzählt mir von der Sache in der Bibliothek. Er will, dass wir alle zusammen losfahren und Izzy suchen. Ich muss unbedingt zu ihm und mit ihm reden, beschließe ich. Nelly und ich brauchen Izzy nicht zu suchen. Wir wissen genau, wo sie ist.
Lennie
Ein Fuß, direkt unter dem Esszimmertisch. Bobby hatte ihn aus dem Garten hereingebracht. Ich dachte natürlich zuerst, es wäre der Knochen, den ich ihm neulich vom Metzger geholt hatte, aber bei genauerem Hinsehen war dem nicht so.
Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht recht, wohin damit, und ich wollte mir ja auch nichts schmutzig machen, deshalb legte ich ihn auf den Plastikschonbezug vom Sofa.
Als Vlado dann an der Tür klingelte und zu Marnie wollte, war mein erster Gedanke, ihn abzuwimmeln, aber dann bat ich ihn doch herein; ich brauchte eindeutig einen Rat.
»Du glaubst nicht, was der Hund gerade hereingebracht hat«, sagte ich und führte ihn zum Sofa. »Also, was hältst du hiervon?«
»Das ist ein Fuß«, sagte er.
»Das sehe ich auch«, erwiderte ich.
»Wo kommt der denn her?«, fragte er.
Ich zuckte mit den Achseln. »Der Hund muss ihn hereingebracht haben.«
»Wo ist er jetzt?«
»Hinten im Garten.«
Wir gingen nach draußen und beobachteten, wie Bobby an den Lavendelbeeten herumschnüffelte, und dann rannte er die Hauswand der Mädchen entlang, diesmal mit etwas Größerem im Maul, einem Arm oder einem Bein. Wir konnten es nicht genau erkennen. Als wir weitere Nachforschungen anstellten, fanden wir sie. Izzy Macdonald und Eugene Doyle in zwei flachen Gräbern. Ich wurde beinahe ohnmächtig.
»Was haben sie getan?«, fragte ich entsetzt.
Vlado, ebenso schockiert wie ich, seufzte, und es war ein schweres Seufzen.
»Ich darf damit nichts zu tun haben.« Er drehte sich um und wollte gehen.
»Wir müssen ihnen helfen«, sagte ich.
»Nein, du musst die Polizei anrufen. Ich kann nicht bleiben.«
»Aber sie werden riesige Schwierigkeiten bekommen. Und diese beiden Nieten hier sind das doch wirklich kaum wert.«
Er seufzte noch einmal.
»Und was sollen wir sonst tun, hm? Sag es mir, Lennie«, bat Vlado mit zorniger Stimme.
»Was wir tun müssen«, antwortete ich.
Marnie
Er sitzt total hacke hinten im Bus und trinkt aus irgendeiner Flasche in einer Papiertüte.
»Hey, Marnie Baby!«, ruft er.
»Sandy«, sag ich.
»Süßer Hund«, sagt er.
»Danke«, sag ich.
Bobby wedelt so sehr mit dem Schwanz, dass sein ganzes Hinterteil wackelt, und ich spür Gewusel an meinen Beinen. Ich hab ihn mir geschnappt, als Lennie gerade nicht geguckt hat, und eigentlich wollte ich mit ihm bis raus nach Drymen fahren und ihn dort freilassen. Er war permanent bei uns im Garten, Nelly und ich waren schon voll nervös. Wir haben echt überlegt, ob wir ihn vergiften sollen, aber er ist so ein süßes Vieh, das konnten wir dann irgendwie doch nicht, deshalb bleibt uns nichts weiter übrig, als ihn irgendwo in der Pampa ausreißen zu lassen.
»Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«, frag ich Sandy. Es ist ganz grün und blau.
»Na ja, dein Opa hat mir ziemlich die Ohren lang gezogen. Er hat von meiner Vergangenheit als Stricher Wind gekriegt und mich vor die Tür gesetzt.«
»Du willst mich verarschen«, sag ich.
»Schön wär’s.« Er nimmt noch einen Schluck.
»Und wo wohnst du jetzt?«, frag ich.
»Bei meiner Ma. Hat sie schwer beeindruckt, dass ich Bekanntschaft mit Gott gemacht hab, und jetzt hofft sie, sie kann mich weiter auf diesen Trip bringen. Ein Bett ist
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