Bier auf Wein, das lass sein!
anderen Aspekten von Ernährung und Lebensweise in Verbindung gebracht, die den Bierbauch verursachen könnten.«
Demnach ist für die stattliche Leibesfülle wohl die unleugbare Tatsache verantwortlich, dass Bier in erheblich größeren Mengen getrunken wird als andere Alkoholika. Denn wer käme schon auf die Idee, Wein oder gar Sekt aus Maßkrügen zu schlürfen? Bei einigen Litern Gerstensaft kommt aber schon eine ansehnliche Kalorienmenge zusammen. Außerdem macht Alkohol, weil er die Bildung von Verdauungssäften anregt, grundsätzlich Appetit – worin ja z. B. auch der Grund für den Aperitif vor dem Essen liegt. Doch nicht nur der dadurch ausgelöste Hunger ist entscheidend, sondern vor allem die Tatsache, dass sich viele Biertrinker bevorzugt besonders deftige, das heißt nahrhafte Kost einverleiben. Die Betreiber von Bierzelten oder -hallen wissen das und bieten daher als Begleitung zum Gerstensaft nicht etwa Kaviar und Austern an, sondern fetttriefende Schweinshaxen und Würste. Wer derartigenVersuchungen widersteht und Bier mit Genuss, aber dabei doch mäßig trinkt, braucht sich um seine Figur jedenfalls keine Sorgen zu machen.
Bier auf Wein, das lass sein!
Den Spruch »Bier auf Wein, das lass sein; Wein auf Bier, das rat ich dir!« hat wohl jeder schon einmal gehört. Man vermutet, dass er aus dem Mittelalter stammt und dass man damit die Teilnehmer an Festgesellschaften dazu veranlassen wollte, mehr von dem (billigen) Bier zu trinken und den (teuren) Wein den Edelleuten zu überlassen. Tatsache ist jedenfalls, dass es ganz und gar belanglos ist, in welcher Reihenfolge man Wein und Bier zu sich nimmt; der Kater am nächsten Morgen ist stets derselbe und hängt von der Gesamtmenge des getrunkenen Alkohols ab sowie im Falle von Weißwein sicher auch vom Quantum des damit aufgenommenen Schwefels. Bezeichnenderweise ist die Bier-auf-Wein-Regel in anderen Ländern, in denen sowohl dem Bier als auch dem Wein reichlich zugesprochen wird, gänzlich unbekannt.
Als »ziemlichen Quatsch« bezeichnet denn auch Hans-Joachim Pieper, Alkohol- und Gärungsexperte an der Universität Hohenheim, diesen Spruch, der schon vielen Genießern den Spaß verdorben hat. »Wie man den Alkohol aufteilt, den man trinkt, ist ganz allein Sache des persönlichen Geschmacks.«
Tatsache ist jedenfalls, dass sogar viele Experten nach ausgedehnten Weinproben erst einmal ein gepflegtes Bier trinken, ohne dadurch irgendwelche Probleme zu bekommen.
__ Blumen __
Ein Strauß muss immer eine ungerade Anzahl Blumen enthalten!
Schenkt man einer Frau Blumen, so niemals vier, sechs, acht oder zehn, sondern unbedingt fünf, sieben, neun oder elf. Eine gerade Anzahl überreicht man allenfalls zu einer Beerdigung. Ausnahmen sind nur zu runden Anlässen erlaubt, beispielsweise 30 Blumen zum 30. Geburtstag. So die gängige Regel, an die sich Floristinnen und Blumenverkäuferinnen oft geradezu sklavisch halten. Als ob eine gerade Anzahl Blumen todsicher Unglück und Verderben bringen würde!
Die skurrile Vorschrift entspringt der mystischen Vorstellungswelt der altgriechischen Pythagoräer, deren Glaubenskernsatz lautete: »Alles ist Zahl.« Demnach sind ungerade Zahlen dem Begrenzten, der rechten Seite, dem Männlichen, Ruhenden, Geraden, dem Licht, dem Guten und – geometrisch betrachtet – dem Quadrat zugeordnet, während gerade Zahlen das Unbegrenzte, die linke Seite, das Weibliche, Bewegte, Gekrümmte, die Finsternis, ja, das Böse und – wiederum geometrisch – das Rechteck symbolisieren.
Dieses – höchst willkürlich anmutende – pythagoräische Konzept wurde später zu großen Teilen von Kirche und Volksglauben übernommen und wirkt in vielen Bereichen bis heute nach. Rituelle Handlungen, Gebete und Beschwörungen wurden und werden ausschließlich in ungerader Anzahl vorgenommen, und ein Gebet oder auch das bloße Amen spricht man niemals zwei-, sondern stets ein- oder dreimal. Auch dass es im Christentum eine Drei- und keine Zwei- oder Vierfaltigkeit gibt, kommt sicher nicht von ungefähr. Der Aberglaube geht sogar so weit, dass an magischen Zirkeln stets eine ungerade Anzahl von Personen teilzunehmen hat.
Es ist demnach tatsächlich so, dass die unsinnige Regel von der Anzahl der Blumen auf überkommene antike Vorstellungen zurückgeht, die wir heutzutage nur noch mit großer Mühe oder überhaupt nicht mehr nachvollziehen können. Ja, es ist sogar so, dass uns die negativen Assoziationen, die die Pythagoräer den
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