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Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Su Turhan
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Koca. Sie stieg aus einem Taxi, unter den Arm hatte sie eine Handtasche geklemmt. Sie war allein, wie Demirbilek angeordnet hatte. Aus dem Minihörer in seinem rechten Ohr drang ihr anhaltendes Atmen. Koca schien weder Angst zu haben noch aufgeregt zu sein. Demirbilek gab dem Schuhputzjungen sein Geld und scheuchte ihn davon. Da erspähte er auch Cengiz. Sie schlenderte mit Kopftuch durch den Park, eingehakt bei Gökhan, dem vermeintlichen Dubaier Kontaktmann. Sie mimte eine Touristin vom Lande, die die Schönheiten der Stadt auf sich wirken ließ. Demirbilek konzentrierte sich wieder auf Koca. Einige Schritte vor Zeils Bank ertönte ihre Stimme in seinem Ohr. Sie klang hart.
    »Das haben Sie nur meinem Mann zu verdanken. Ich wollte Ihnen das Geld nicht geben.«
    Zeil rührte sich nicht. Demirbilek konnte ihr Gesicht sehen. Sie strahlte Sicherheit aus, die darauf begründet war, eine Lösung für ihre Misere gefunden zu haben. Mit Kocas Geld würde sie den Dubaier Vermittler bezahlen, den Rest als Anfangskapital für den Start in ein neues Leben verwenden – ohne ihren jungen Geliebten, der sie schmählich sitzengelassen hatte.
    »Sie sind schnell gekommen«, sagte Zeil freundlich. »Sie haben das Geld doch dabei?«
    »Woher weiß ich, dass Sie nicht mehr verlangen?«
    Zeil lächelte. Sie schöpfte keinen Verdacht, abgehört zu werden. Koca stand direkt vor ihr. Demirbilek befürchtete, sie würde ausholen und mit der Handtasche zuschlagen. Doch das geschah nicht.
    »Wollen Sie sich nicht setzen?«, fragte Zeil.
    Koca nahm Platz. Keine Sekunde später waren ihre Beine übergeschlagen. »Weiß Florian, dass Sie mich mit seinem Kind erpressen?«
    »Was für ein Kind? Sie haben es doch in Rotterdam abgetrieben?«, entgegnete Zeil scharf.
    Die Diplomatin beließ es dabei. Was für einen Sinn hatte es, mit der Erpresserin darüber zu diskutieren?
    »Wie kann ich sicher sein, Sie nach der Übergabe vom Hals zu haben?«
    »Was ist schon sicher im Leben?«, entgegnete Zeil bedächtig und wollte nach der Tasche greifen.
    Koca jedoch nahm sie rechtzeitig vom Schoß und legte sie auf die andere Seite neben sich. Dann zog sie aus ihrem Ärmel ein Papiertaschentuch. Sie tupfte sich vorsichtig den Schweiß von der Stirn. »Sagen Sie mir, wie Sie Bayrak umgebracht haben«, forderte sie.
    Zeil zögerte. Mit der Frage hatte sie nicht gerechnet. »Warum wollen Sie das wissen?«
    Demirbilek befürchtete, dass sie nun doch Verdacht schöpfte. Zu seiner Beruhigung kam Kocas Antwort prompt und ehrlich.
    »Wir waren Freunde. Deshalb.«
    »Das versuchte ich Ihnen ja gestern schon zu erklären«, begann sie daraufhin, »er rief mich zu sich in den Keller, den ganzen Weg vom Büro musste ich laufen. Bestimmt das fünfte Mal an dem Tag. Als er mich nach oben in den Dachboden zitierte, stand er auf der Leiter, sein halber Körper war in das Silo gebeugt. Ich musste nur ein wenig schieben. Das war gar nicht so schwer.«
    Plötzlich legte Zeil eine Pause ein. Koca musterte sie irritiert. Ihr Kopf begann eigentümlich zu wackeln. Zeil selbst war die Peinlichkeit ins Gesicht geschrieben. Sie bekam die Kopfbewegungen nicht unter Kontrolle. Die Pause der Erpresserin hielt an. Koca wusste nicht, was sie sagen sollte, und wartete ab.
    »Ich hatte gar nicht vor, ihn zu töten, wissen Sie«, fuhr Zeil schließlich fort, als sie sich einigermaßen gesammelt hatte. »Er sollte nur dafür büßen, mich aufs Abstellgleis gestellt zu haben. Sie waren doch dabei, als er mich gefeuert hat. Wie haben Sie das übersetzt? Ihm ist eine zum Blühen bereite Knospe lieber als eine verwelkte Rose. Das Schwein! Angst einjagen wollte ich ihm, erst, aber dann …« Sie sprach nicht weiter. Offenbar versuchte sie, die Situation in Erinnerung zu rufen.
    Plötzlich stieß sie ein Lachen aus, ihr Gesicht verformte sich zu einer Fratze. Der Lachkrampf, der sie schüttelte und Tränen in die Augen trieb, ließ Koca erschauern. Endgültig davon überzeugt, dass die Erpresserin den Verstand verlor, wollte sie das Gespräch schnell beenden. Was ihr der türkische Kommissar aufgetragen hatte, war erledigt. Das Geständnis war auf Band. Sie stand auf und ließ die Tasche auf der Bank liegen. »Ich möchte Sie nie wieder sehen«, fauchte sie und entfernte sich aus dem Park.
    Unter den wachsamen Augen Demirbileks stieg sie in ein Taxi, woraufhin der Kommissar sich wieder auf Zeil konzentrierte. Sie hatte in der Zwischenzeit den Inhalt der Tasche kontrolliert und zählte, nach ihren

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