Bierleichen: Ein Fall für Kommissar Pascha (Knaur TB) (German Edition)
Ihnen sein.«
Wenn Demirbilek etwas gegen den Strich ging, dann, von anderen für ihre Zwecke missbraucht zu werden. Egal, ob er eine osmanische Seele hatte oder nicht.
»Mich interessiert nicht, was Sie mit Dietl zu schaffen hatten. Vielen Dank für den
kahve,
er war ausgezeichnet. Richten Sie Ihrer Frau Grüße aus.«
76
D er Münchner Kommissar wollte tatsächlich gehen, doch dann begriff er mit einem Mal die Zusammenhänge. Der Mann hatte von Untreue und Ehebruch gesprochen, schön und gut, aber das wurde auch in der Türkei einer erfolgreichen Frau nachgesehen. Niemals aber eine Abtreibung. Wenn das an die Öffentlichkeit käme, würde das den Todesstoß für Ansehen und Integrität der Diplomatin bedeuten – sie war eine hohe Repräsentantin der Türkischen Republik.
»Dietl erpresst sie«, sagte Demirbilek seelenruhig.
»Aber nein«, antwortete der Ehemann.
»Dann Karin Zeil«, korrigierte sich Demirbilek. Nach der Begebenheit im Badezimmer traute er ihr auch das zu.
»Ja, sie.« Die Bestätigung kam von Nihal Koca. Sie stand umgezogen im klassischen Businessoutfit vor der Küche und fuhr sich über das Gesicht.
»Dann haben Sie Özkans Computer nicht vernichten lassen, weil es Aufnahmen mit Bayrak und Ihnen darauf gab?«
»Nein, er hat Florian und mich heimlich gefilmt, als wir uns wegen der Abtreibung gestritten haben. Süleyman wusste von den Aufnahmen und hat es mir erzählt. Angeblich hat er das Video gelöscht. Ich wollte sichergehen, dass keine Kopien existieren.«
»Aber sie existieren?«
»Ich glaube nicht. Doch Frau Zeil weiß von meiner Abtreibung.«
»Stecken die beiden denn nicht unter einer Decke?«
»Nein, das glaube ich nicht. Florian war enttäuscht und wütend. Er hat mir furchtbare Vorwürfe gemacht. Doch an Erpressung hätte er nie gedacht. Warum auch? Er ist sehr erfolgreich in seinem Geschäft. Ich bin sicher, er hat ihr von der Abtreibung erzählt. Jedenfalls kennt sie den Namen der Klinik in Holland. Ich wüsste nicht, woher sie es sonst wissen könnte.
Sie
steckt dahinter.«
»Wie viel will sie?«
»Zweihunderttausend Euro.« Sie lachte auf. »Sie hat es Privatkredit genannt. Die Rente reicht hinten und vorne nicht aus.«
»Und? Haben Sie sich darauf eingelassen?«
»Sie hat mir Bedenkzeit gegeben. Ich muss mich bis mittags melden«, entgegnete Koca kleinlaut.
Ein weiterer Puzzlestein in Demirbileks Szenario drohte sich als falsch zu erweisen. Wenn Zeil Geld erpresste, war es möglich, dass sie nichts mit dem Betrug in der Mingabräu zu tun hatte. Oder lebte sie auf großem Fuß und verprasste es? Zuzutrauen wäre es ihr.
Der Ehemann meldete sich wieder energisch zu Wort. »Du weißt, wie sich die türkische Presse auf dich stürzen wird. Sie werden dich zerfetzen, bis nichts mehr von dir übrig ist.« Dann wandte er sich an den Kommissar: »Helfen Sie uns.«
»Helfen Sie mir, dann helfe ich Ihnen«, hielt Demirbilek dagegen.
Nihal Koca schritt auf ihn zu und reichte ihm die Hand, um den Handel abzuschließen. Ihr Ehemann hätte genauso gut wieder Zeitung lesen können, sie behandelte ihn wie Luft.
»Wäre Ihnen damit gedient, Süleymans Mörder zu kennen?«
Demirbilek nahm die Hand und schüttelte sie.
Herr Koca beobachtete das mit Erleichterung. »Karin Zeil hat ihn in das Silo gestoßen und das Ding da eingeschaltet, wie heißt es gleich wieder?«
»Becherwerk«, antwortete Demirbilek erstaunt. »Woher wissen Sie das?«
»Sie selbst hat es angedeutet.«
»Aber warum? Ich war der Meinung, sie hat Bayrak getötet, weil er hinter ihren Betrug gekommen war.«
»Nein, das war nicht der Grund,
Komiser Bey.
Wissen Sie, wie weh es tut, wenn man nicht mehr gebraucht wird? Ich war dabei, als sie zu spüren bekam, dass sie alt geworden war. Süleyman war immer sehr direkt. Er wollte die Mingabräu, also hat er sie gekauft. Er wollte Frau Zeil als Mitarbeiterin nicht mehr, also hat er sie entlassen. Zugegeben, wenig charmant.«
Demirbilek führte in Gedanken Kocas Aufzählung weiter: Er wollte Sex mit Manuela Weigl, also hat er sie bezahlt.
»Sie waren bei dem Gespräch dabei?«, fragte er.
»Ja, er hat mich mitgenommen, um für ihn zu übersetzen. Er sprach perfekt Englisch und Arabisch, aber kein Deutsch«, erklärte sie sachlich. Demirbilek wusste davon, er hatte selbst für ihn gedolmetscht. Koca sammelte sich und sprach dann weiter. »Wir haben sie zu Hause besucht, sie hatte sich freigenommen. Er wollte die Sache geklärt wissen. Als er sie mit der
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