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Big Daddy

Big Daddy

Titel: Big Daddy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Schauer
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geborgen in diesem kurzen Moment. Er hielt immer noch meine Hand, als ich ihm sagte, dass ich gehen müsste. Zögerlich zog er seine weiche Hand zurück. Ich sagte ihm meinen Namen und ging. Das erste Mal seit meiner Vergewaltigung vor zwei Jahren traute ich wieder einem anderen Mann. Mit ihm war es anders, ich fühlte mich zu ihm hingezogen und spürte eine Seelenverwandtschaft. Heute schäme ich mich dafür, doch es ist die Wahrheit. Bald unterhielten wir uns lebhaft. Wir lachten über dieselben Dinge und schon bald lud er mich zu sich nach Hause ein. Zuerst zögerte ich, doch dann war ich zu neugierig, wie er wohl leben würde. Dann zeigte er mir sein Zuhause. Ich war überrascht, denn er lebte in einem Wohnwagen, der allerdings sehr schön eingerichtet war. Es war das erste Mal seit langer Zeit, dass ich mit einem Mann allein war. Dann überfielen mich wieder die Bilder meiner Vergewaltigung und ich hatte alles vor Augen, als würde es gerade wieder geschehen. Ich hatte unglaubliche Angst, doch durch seine Ruhe und Zärtlichkeit nahm er mir meine Unsicherheit. Er fiel nicht wie ein Tier über mich her, sondern zeigte mir, wie schön es sein konnte, mit einem Mann zusammen zu sein. Bald zog ich zu ihm in den Wohnwagen und fuhr mit ihm durch das ganze Land. Ich hatte ja sonst niemanden mehr. Mein Studium war mir egal und ich hatte nach dem Tod meiner Eltern endlich wieder einen Menschen um mich herum, der mich schätzte. Obwohl er zehn Jahre älter war als ich, ließ er mich nicht spüren, dass er mehr Erfahrung hatte. Er war als Truckfahrer angestellt, doch er hätte sowieso genügend Geld gehabt. Er hatte es geerbt, erzählte er mir. Ich fühlte mich wohl, wenn ich mit ihm in seinem Truck durch die Einsamkeit fuhr. Es war so herrlich mit ihm. Er gab mir Geborgenheit, die ich seit dem Verlust meiner Eltern nie wieder verspürte. Er war immer ruhig und einfühlsam. Nie hat er nur ein Wort gegen mich erhoben, niemals. Auch wenn Sie mir das vielleicht nicht glauben werden. Wir lebten ein göttliches Leben, für mich schien es jedenfalls so. Wir waren erst einige Monate zusammen, als er seinen Kinderwunsch äußerte. Er betonte immer wieder, dass er sich nichts sehnlicher als ein Kind von mir wünschte und ich war einverstanden. Ich war zwar erst 21 Jahre alt, doch für ihn hätte ich alles getan. Es dauerte nicht lange, bis ich schwanger wurde. Er liebte mich von nun an noch mehr, dachte ich zumindest. Er arbeitete weniger und wir genossen die Zeit während der Schwangerschaft in vollen Zügen. Er massierte mir die Füße, machte einen Bauchabdruck, kaufte Babysachen. Er war einfach der perfekte Vater. Ich konnte machen, was ich wollte, fuhr Auto, ging schwimmen, genoss mein Leben. ich musste ihn nie fragen, er ließ mir jegliche Freiräume. Er kontrollierte mich also nicht, wenn Sie das gedacht haben sollten. Wir lebten ein ganz normales Leben, hätte ich nicht eine Kleinigkeit preisgegeben.“
    Plötzlich hörte sie auf zu sprechen und sah John und Bob unsicher an.
    „Sie sind jetzt sicherlich angewidert und schockiert von mir, aber genauso war es.“
    „Nein, Sie konnten es doch nicht ahnen.“
    John versuchte so einfühlsam wie möglich zu klingen.
    „Aber genau das ist es doch. Ich hätte es ahnen müssen.“
    Insgeheim war es genau das, was sich Bob dachte, sie hätte etwas bemerken müssen.
    „Welche Kleinigkeit meinten Sie eben? Was haben Sie ihm gesagt?“
    Bob war nicht so zaghaft, er wollte endlich weiterkommen.
    „Na, dass ich schon einmal ein Kind abgetrieben habe. Deswegen tötet er ja.“
    „Was hat er dann mit Ihnen gemacht?“
    Sie stand plötzlich auf und ging hin und her. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben, denn sie durchlebte in Gedanken die Situation erneut.
    „Es war kurz vor Weihnachten, als wir gemütlich beisammen saßen. Wir waren in New Jersey unterwegs und schliefen ausnahmsweise in einem Hotel, da die Heizung im Wohnwagen kaputt war. Es war ein sehr romantischer Abend. Elisabeth schlief  bereits. Heute wünschte ich…“
    Sie stockte und sagte keinen Ton mehr.
    „Monica, was wünschen Sie sich?“
    „Dass ich meinen Mund gehalten hätte, ja , das wünschte ich.“
    „Warum?“
    „Weil er dann vielleicht nicht mehr damit angefangen hätte.“
    „Mit dem Morden, meinen Sie?“
    „Ja, ich denke, es hätte ihm gereicht, eine Familie zu haben.“
    John und Bob nickten. Sie verstanden diese Frau. Viele Familienangehörige fühlen sich mitschuldig, wenn so etwas

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