Big Daddy
bis sie bluteten. Sie machte sich Vorwürfe, aber vor allem machte sie sich Sorgen – Sorgen um Emilia. Wo mochte sie nur sein? Nie hätte sie gedacht, dass die Kleine wirklich davonlaufen würde. Emilia war schon immer anders als sie selbst gewesen. Sie war unbändig, laut, aufmüpfig und hatte ihren Vater immer zum Ausrasten gebracht. Sie war nur elf Monate jünger als Elisabeth und wollte schon viel früher von ihrem Vater fort. Elisabeth bereute es so sehr, dass sie Emilia eingeweiht hatte. Sie hatte ihr alles gesagt, was sie wusste und gesehen hatte. Emilia drehte völlig durch und wollte die Unterlagen mit den Opfern sehen. Sie war wie besessen von dem Gedanken, dass ihre Mutter umgebracht wurde. Und natürlich stellte sich heraus, dass er sie getötet hatte. Und was noch schlimmer war, er hatte Emilia aus dem Bauch ihrer Mutter geschnitten. Er hat sie herausgerissen aus ihrer Mutter und deren Körper einfach weggeschmissen wie Dreck. Emilia las jedes Detail der Berichte, sah sich alle Bilder an und fand heraus, dass eine Frau weggelaufen war, nämlich Elisabeths Mutter. Sie war die einzige Frau gewesen, die ihr Vater je geliebt hatte. Emilia wollte daraufhin Elisabeth davon überzeugen, dass sie sie suchen müssten. Doch Elisabeth konnte nicht weg von ihrem Vater. Zu sehr verstand sie ihn und zu sehr war Elisabeth von ihm abhängig. Sie gehorchte ihrem Vater, denn er war ihr Held. Er half diesen Frauen nur, denn sie waren böse und mussten durch ihren Tod befreit werden. Emilia aber glaubte ihr das nicht. Sie hatte sich übergeben, als sie das erste Mal zusah, was Vater mit den Frauen machte. Er spielte ihnen unzählige Filme vor, in denen es um Abtreibungen ging, bevor er sie tötete. Es waren grauenvolle Bilder, in denen der Fötus im Mutterleib schrie, bevor er getötet wurde. Es war ekelerregend und Emilia musste sich mehrfach übergeben. Sie redete ab diesem Tag nur noch von Flucht. Sie konnte ihren Vater nicht mehr in die Augen sehen, trat einen Schritt zurück, wenn er sie umarmen wollte. Die Angst stand ihr ins Gesicht geschrieben. Wenn Big Daddy für mehrere Tage verschwand, schlich sie sich in seinen Wagen und ging jeden Bericht erneut durch. Eines Tages fand sie ein Tagebuch, in dem stand, dass die Mutter von Elisabeth noch ein Kind hatte - einen Jungen. Sie war mit ihm schwanger gewesen, als sie davonlief. Big Daddy bemerkte es zu spät. Erst vor ein paar Jahren fand er Elisabeths Mutter wieder. Oft fragte sich Emilia, warum er sie nicht tötete, doch es war offensichtlich, dass er sie wirklich liebte. Nachdem sie herausgefunden hatte, dass es noch einen Bruder gab, der fast genauso alt war wie sie, wollte sie ihn unbedingt kennenlernen. Das Problem war nur, wie sollte sie entkommen? Sie waren meist mitten im Wald und Elisabeth wollte auch nicht mit. Es dauerte Monate, bis sie sich einen Plan zurechtgelegt hatte. Sie weihte Elisabeth nicht ein, denn sie würde sie nur verraten. Das Verhältnis zwischen den beiden wurde immer schlechter. Emilia fing an, Elisabeth zu hassen, genauso sehr wie ihren eigenen Vater. Wie konnte sie so etwas zulassen? Emilia war zwar jünger, doch durchaus mutiger. Sie musste warten, bis sie im Staat New York waren, dann würde sie abhauen. Es dauerte keine zwei Monate, da steuerte Big Daddy New York an. Emilia ergriff die Chance und floh. Sie wusste nicht wohin, kannte sich in der großen Stadt nicht aus. Sie hatte 500 Dollar und die Adresse ihres Bruders. Das laute Lachen ihres Vaters riss Elisabeth aus ihren Gedanken. Er redete zu leise, sie konnte nicht alles hören, was er sagte.
Während John telefonie rte, sprach Bob weiter mit Monica, die sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
„Er hat mich verfolgt, er wusste immer, wo ich war. Ich habe ihn nie gesehen, doch ich habe ihn gespürt. Er beobachtet mich seit Jahren.“
Sie sprach so leise, dass Bob näher an sie heranrücken musste, um sie zu verstehen.
„Ich habe mich immer wieder gefragt, warum er mich nicht getötet hat. Immer wieder stellte ich mir diese Frage. Mein Leben verschonte er, doch diese jungen talentierten Frauen tötete er. Ich kann das einfach nicht verstehen.“
„Warum sind Sie nicht zur Polizei gegangen…damals?“
„Er hat damit gedroht, Elisabeth zu töten, und ich liebte sie doch so sehr. Ich konnte das nicht zulassen. Sie hatte doch keine Schuld!“
Bob nickte, er konnte sie verstehen. Jeder hätte sein Kind geschützt.
„Haben Sie eine Ahnung, wo er sein
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