Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Murmeln des Flusses hinter dem Hügel waren zu hören. In der Ferne konnte man die Lichter von Boone Taylors Haus und dahinter schemenhaft die Umrisse von TarasHühnerfarm erkennen.
Slade fragte sich, wie Boone wohl mit seiner neuen Nachbarin zurechtkommen mochte. Boone, von Natur aus ein Einzelgänger, hatte eine Weile selbst überlegt, die Farm zu kaufen, damit niemand neben ihm einziehen konnte.
Jetzt war es dafür zu spät. Offensichtlich.
Slade lächelte traurig. Es wäre gut, wenn Boone und Tara sich gut verstünden. Boone hatte seit dem Tod seiner Frau vor ein paar Jahren ausschließlich gearbeitet. Es wurde Zeit, dass er wieder ein bisschen unter Leute kam und neue Kontakte knüpfte.
Das sagt gerade der Richtige, dachte Slade. Seit seiner Scheidung von Layne hatte er selbst auch nicht gerade viele „neue Kontakte“ geknüpft. Er hatte zwar ein paar Frauen kennengelernt – immer in anderen Städten beziehungsweise sogar anderen Countys –, doch dabei war es hauptsächlich um Sex gegangen. An die Namen der Frauen konnte er sich nicht einmal mehr erinnern.
Und jetzt war da Joslyn. Er hatte noch nie eine Frau so sehr begehrt wie sie. Nicht einmal Layne.
Die Intensität seiner Gefühle erschreckte ihn ein wenig. Er war zwar kein schüchterner Mensch, aber vorsichtig. Im Gegensatz zu allen anderen Frauen nach Layne war Joslyn jemand, der ihm wirklich etwas bedeuten könnte. Sie war klug – ihre Intelligenz faszinierte ihn fast genauso sehr wie ihre tolle Figur –, und wenn sie ihn anlächelte, war es ein Gefühl, als würde man durch eine wunderschöne Königin in den Ritterstand erhoben.
Doch Liebe war es nicht. Er wüsste es, wenn es Liebe wäre.
Er pfiff nach Jasper. Der Hund kam mit heraushängender Zunge auf ihn zugelaufen, und sie gingen wieder ins Haus. Ins Bett wollte Slade aber immer noch nicht.
Also nahm er den neuen Computer aus dem Karton und stellte ihn mangels eines besseren Platzes auf den Küchentisch. Dann packte er den Router und den Drucker aus. Obwohl sich die Bedienungsanleitung so las, als hätte ein Legastheniker vom Mars sie geschrieben, schaffte Slade es nach mehreren Tassen starken Kaffees und unter zischend ausgestoßenen Flüchen, das Gerät zum Laufen zu bringen.
Es war schon nach Mitternacht, da kam Shea in ihrem Nachthemd die Treppe runter und gesellte sich zu ihm in die Küche.
„Dad? Weißt du, wie spät es ist?“ Sie beugte sich gähnend zu Jasper hinunter, der aufgestanden war, um sie zu begrüßen. „Was tust du denn mitten in der Nacht in der Küche?“
„Wonach sieht es denn aus?“, fragte er schmunzelnd. Ihr vorwurfsvoll-mütterlicher Ton amüsierte ihn.
„Musst du morgen nicht arbeiten?“
Grinsend schob Slade seinen Stuhl zurück, erhob sich und trug seine Kaffeetasse zur Spüle. „Doch. Aber ich wollte schauen, ob ein altmodischer Mensch wie ich es nicht vielleicht doch schafft, diesen Computer startklar zu machen und eine Internetverbindung herzustellen.“
Shea stand mit verschränkten Armen ein paar Meter entfernt und sah ihn an. „Warum gibst du es nicht einfach zu? Du kannst nicht aufhören, an Joslyn Kirk zu denken. Das ist der wahre Grund, warum du noch nicht schläfst.“
Er seufzte. „Geh wieder ins Bett, Shea. Du hast morgen einen langen Arbeitstag im ‚Curly-Burly‘ vor dir. Dafür musst du fit sein.“
Sie verzog das Gesicht, aber in ihrem Blick lag, wie immer, ein Lächeln. „Wie fit muss man schon sein, um Haare vom Boden zu fegen?“
„Ziemlich fit“, antwortete Slade. „Meine Mutter arbeitet hart und erwartet das auch von dir.“
„Eigentlich hatte ich gerade überlegt, ob ich mir morgen nicht freinehmen soll“, sagte Shea ein wenig zögerlich. Sie schien ziemlich unsicher zu sein, wie Slade auf ihre Ankündigung reagieren würde. „Dann könnte ich hierbleiben und Opal helfen, ihre Sachen auszupacken, weißt du. Ich könnte …“
„Einen Moment.“ Slade unterbrach seine Stieftochter mit erhobenem Zeigefinger. „Du hast doch erst heute Morgen zu arbeiten begonnen . Und jetzt willst du dir morgen freinehmen?“
„Die Umstände erfordern es“, erklärte Shea. „ Du fährst morgen ja den ganzen Tag Streife und ignorierst Leute mit elektronischen Helmen auf dem Kopf. Wer soll Opal willkommen heißen?“
„Opal“, sagte Slade trocken, „kommt gut alleine klar. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Haustür in der Früh offen lasse, und es ist ziemlich offensichtlich, was hier zu tun ist.“ Er breitete die Arme
Weitere Kostenlose Bücher