Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
aus und ließ seinen Blick über das Chaos in der Küche schweifen.
Es war merkwürdig. In seiner kleinen Wohnung hatte ihm das Allernötigste ausgereicht, und jetzt war er plötzlich von allem möglichen Zeug regelrecht umzingelt .
„Sie hat nicht mal ein Auto.“ Shea ließ nicht locker. Slade konnte sich gut vorstellen, dass sie irgendwann Jura studieren würde; ihr gingen nie die Argumente aus, egal, wie lächerlich das Thema auch sein mochte. „Wie soll sie denn überhaupt zu uns kommen?“
„Opal hat mir beim Abendessen gesagt, dass ihre Freundin Martie sie herbringt“, antwortete Slade übertrieben geduldig. „Und ich habe schon einen guten Gebrauchtwagen für sie im Auge. Boone hat angeboten, mir den Kleinwagen seiner verstorbenen Frau zu verkaufen. Gehst du jetzt bitte endlich wieder ins Bett?“
Shea zog sich einen Stuhl an den Tisch und setzte sich. „Selbstverständlich, Dad. Wenn du schlafen gehst, tue ich das auch.“ Kurzes Schweigen. „Hast du gerade ‚verstorben‘ gesagt? Du kaufst Opal das Auto einer Toten?“
„Soviel ich weiß, spukt es darin nicht.“ Slade wurde traurig, als er an Boones hübsche Frau Corinne dachte. Die beiden waren schon in der Highschool ein Paar gewesen. Callie hatte sie immer als „siamesische Zwillinge“ bezeichnet, sie waren unzertrennlich gewesen – außer während Boones Zeit bei den Marines.
Corinne war vor ein paar Jahren an Brustkrebs gestorben – im Alter von 32 Jahren. Seither war Boone nicht mehr der Alte. Und wer könnte es ihm verdenken?
„Dickköpfig.“ Slade richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Tochter. „Du bist dickköpfig .“
„Stimmt. Man könnte fast meinen, ich wäre eine Barlow.“ Seufzend strich sich Slade durchs Haar.
Darum ging es ihr also. Die Adoption, die nie zustande gekommen war, ließ ihr einfach keine Ruhe.
„Shea“, sagte er leise, „ich kann an der Vergangenheit nichts ändern. Ich kann die Zeit nicht zurückdrehen und dich adoptieren – sosehr ich es mir auch wünschen würde.“
Sie schwieg lange. „Was ist mit jetzt?“, fragte sie schließlich sehr sanft. „Warum kannst du mich nicht jetzt adoptieren?“
„Das ist wahrscheinlich gar nicht möglich, weil deine Mutter und ich geschieden sind. Was es da an rechtlichen Schwierigkeiten gibt, ist haarsträubend. Außerdem glaube ich ohnehin nicht, dass deine Mom damit einverstanden wäre.“
„Woher willst du das wissen? Du hast sie ja nicht gefragt.“
„Liebes, dein echter Dad wird zwar nie Vater des Jahres werden, dennoch gibt es ihn irgendwo da draußen. Und selbst wenn deine Mom einer Adoption zustimmte, hätte dieser Mann ebenfalls ein Mitspracherecht bei allem, was dich betrifft.“
„Welches Recht denn? Er war ein Samenspender.“
„Deine Mutter war mit ihm verheiratet , Shea.“
„Nein, war sie nicht.“
„Doch, natürlich.“
Störrisch schüttelte Shea den Kopf. „Ich habe ein paar Dokumente gesehen. Irgendwelche Papiere, damit Mom Onkel Bentley nach der Hochzeit gelegentlich auf Reisen begleiten kann. In diesen Dokumenten stand, dass Mom einen Ehemann hatte. Einen . Und dieser Ehemann warst du, Dad.“
Slade runzelte die Stirn. Kurz nachdem er und Layne sich kennengelernt hatten, hatte sie ihm von Sheas Vater erzählt. Sie hatte gesagt, dass sie ihn auf dem College getroffen und ihn heimlich geheiratet hätte. Dann hätten sie gemerkt, dass die Hochzeit ein Fehler gewesen war, und sich wieder getrennt. Das alles war im Laufe weniger Monate passiert. Dieser Idiot hatte gewusst, dass Layne schwanger war, aber erklärt, er fühle sich noch nicht reif genug, um für eine Familie die Verantwortung zu übernehmen.
Slade hatte Laynes Vergangenheit seinerzeit nicht interessiert. Wichtig waren nur die Gegenwart und die gemeinsame Zukunft gewesen. Verantwortung? Sehr gerne – immer her damit!
Nur hatte es dann leider keine gemeinsame Zukunft gegeben.
„Die beiden waren nur kurz verheiratet, Shea“, meinte er schließlich. „Vielleicht hat diese Ehe für deine Mutter nicht gezählt, weil sie für sie nicht wirklich wichtig gewesen ist.“
„Na toll. Das heißt also, ich zähle auch nicht? Bin ich auch nicht wichtig?“
„Das habe ich nicht gesagt“, widersprach Slade. Ihm war klar, dass dieses Gespräch kein kurzes – und auch kein leichtes – wer – den würde. Er setzte sich an den Tisch, nahm Sheas Hand und drückte sie kurz. „Natürlich bist du wichtig.“
„Dann adoptier mich.“
„Shea …“
„Frag
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