Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
jeher hatten, wäre das ständige Aufeinandertreffen der beiden auf der Ranch möglicherweise gefährlicher als das Rennen selbst.
Sie versuchte, ihre Hand wegzuziehen. „Das ist Wahnsinn.“
Slade runzelte die Stirn. „Shea ein Pferd zu kaufen?“
„Nein“, sagte Joslyn in bestimmtem Ton, straffte die Schultern und reckte das Kinn energisch empor. „Ich rede von dem Rennen. Die Idee ist verrückt, Slade.“
„Sag das doch Hutch.“ Slade ließ ihre Finger los. „Das Ganze ist auf seinem Mist gewachsen.“
Joslyn war empört. „Ich hätte erwartet, dass du mehr gesunden Menschenverstand hast als er.“
„Danke“, erwiderte Slade. „Ich fasse das als Kompliment auf.“
„Ich meine, von euch beiden warst doch du immer der Vernünftigere …“
„Vielleicht ist genau das das Problem.“ Slade stand auf und streckte ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen. „Vielleicht war ich immer zu vernünftig.“
Im nächsten Augenblick überraschte er sie schon wieder. Er presste sie an sich und küsste sie. Anfangs zärtlich und sanft, dann leidenschaftlich und wild.
In all ihrer Ratlosigkeit und Hilflosigkeit wegen des Rennens schaffte Joslyn es nicht, sich aus seiner Umarmung zu befreien, sondern schmiegte sich fester an ihn. Wenn er sie jetzt auf die Arme gehoben, kurzerhand durch den Garten hinüber ins Gästehaus getragen und mit ihr geschlafen hätte, hätte sie sich ihm hingegeben. Joslyn ärgerte sich über ihre Willenlosigkeit.
Noch ärgerlicher war die Tatsache, dass er hier alles unter Kontrolle hatte.
In diesem Moment ließ er sie los und ging an ihr vorbei über die dunkle Veranda in die Küche.
„Shea!“, rief er. „Zeit, nach Hause zu fahren.“
Joslyn blieb, wo sie war. Sie hörte, wie Shea protestierte, weil sie noch bleiben wollte, und dass Slade sich bei Opal höflich für das Abendessen bedankte. Dann rannte sie rasch ins Gästehaus, damit sie sich von Slade und Shea nicht verabschieden musste.
Sie wartete in dem dunklen Häuschen, bis das knirschende Geräusch der Reifen von Slades Pick-up auf dem Kies verklungen war.
Als sie ins Herrenhaus zurückkam, saß Opal am Tisch und trank gerade eine Tasse Himbeertee. Lucy-Maude lag zusammengerollt auf ihrem Schoß und schnurrte. Opal streichelte die Katze mit ihrer freien Hand.
„Warum bist du denn davongelaufen?“, fragte Opal entrüstet. „Du hast unseren Gästen nicht einmal auf Wiedersehen gesagt.“
Joslyn hatte keine Entschuldigung für ihr Verschwinden, und sie versuchte auch nicht, es zu erklären.
Stattdessen schüttelte sie seufzend den Kopf, holte sich ebenfalls eine Tasse Himbeertee und setzte sich zu Opal an den Tisch.
Opal ersparte ihr – Gott sei Dank – weitere Vorwürfe.
Slade blieb noch lange auf, nachdem Shea mit ihrem Handy in ihrem Zimmer verschwunden war. Er schraubte das Bett auseinander, das er kürzlich gekauft hatte, und schleppte alle Teile – inklusive Matratze und Lattenrost – die Treppe hinunter in das Zimmer, das Opals Reich werden sollte.
Dort baute er das Bett wieder zusammen.
Als das erledigt war, holte er die aufblasbare Matratze, auf der er in seiner Wohnung geschlafen hatte, aus einem Umzugskarton und trug sie in sein Zimmer. Dann schaltete er die elektrische Luftpumpe an.
Zischend begann sich die Matratze zu füllen. Jasper, der auf der Schwelle saß, verfolgte den Vorgang argwöhnisch.
Als das Luftbett, das Slade schon in seiner Wohnung mehr als sattgehabt hatte, endlich aufgepumpt war, warf er ein Laken, Decken und sein Kopfkissen darauf.
Dann fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar und seufzte. Wenn er nicht ständig an Joslyn denken wollte, musste er sich irgendwie beschäftigen. Doch da er momentan schlecht ein Zimmer ans Ranchhaus anbauen oder einen neuen Stall zusammenzimmern konnte, fehlte es ihm an Beschäftigung. Zumindest derzeit. Er sah Jasper an.
„Noch eine Runde durch den Garten“, sagte er zu seinem Hund, „dann gehen wir schlafen.“
Jasper schien ihn zu verstehen; er lief fröhlich die Hintertreppe hinunter in die Küche und weiter zur Tür. Dort blieb er stehen, drückte seine Schnauze in den Türspalt und wartete, bis Slade bei ihm war.
Während Jasper draußen im Gras herumschnüffelte, legte Slade den Kopf in den Nacken und betrachtete den Mond und die Sterne. Letztere schienen etwas heller und viel näher zur Erde zu sein als vorhin, als er und Joslyn sie sich gemeinsam angesehen hatten.
Die Nacht war still. Nur das Zirpen der Grillen und das leise
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