Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
tippte ihr mit einem Zeigefinger zärtlich auf die Stirn.
„Ich habe nur gerade gedacht … nun ja … wie anders als die meisten Männer du bist, die ich kenne.“
Er wackelte mit den Augenbrauen und grinste spitzbübisch. „Kennst du denn viele Männer?“
Joslyn errötete. Dann kniff sie die Augen zusammen. „Nein. Jedenfalls nicht im biblischen Sinn.“
Slade warf den Kopf zurück und lachte schallend. Seine Augen, die im dämmrigen Licht des kleinen, von der Sonne abgedunkelten Schlafzimmers kornblumenblau aussahen, blitzten frech. „Im biblischen Sinn?“
„Du bist ungefähr der dritte Mann, mit dem ich in meinem ganzen Leben geschlafen habe“, meinte sie verlegen. Eine jämmerliche Anzahl für eine Frau in ihrem Alter. Man konnte es drehen und wenden, wie man wollte: Sie war sexuell eine Niete.
Er zeichnete mit der Kuppe des gleichen Zeigefingers, mit dem er ihr vorhin an den Kopf getippt hatte, die Konturen ihrer Lippen nach. „Führst du etwa Buch darüber?“, zog er sie auf.
Sie wollte schon verärgert protestieren, musste allerdings dann einfach lachen. „Mit wie vielen Frauen warst du denn zusammen?“
„Mehr als drei“, antwortete Slade schmunzelnd, nachdem er so getan hatte, als müsste er scharf nachdenken.
Sie lachte wieder. Es wunderte sie, dass sie so glücklich war. Immerhin war sie doch gerade ein völlig neues emotionales Risiko eingegangen, weil sie ihrem Verlangen nachgegeben hatte, mit diesem Mann zu schlafen.
Für sie war das ein bedeutsames Ereignis. Für Slade wahrscheinlich nur Sex am Nachmittag.
Heute lache ich, dachte sie, und morgen werde ich weinen.
In diesem Moment küsste er sie, und die fieberhafte Leidenschaft wurde aufs Neue entfacht.
Auf dem Weg zu seinem Pick-up setzte Slade sich hastig und einigermaßen unsanft seinen Hut auf. Er musste Shea im „Curly-Burly“ abholen und war spät dran. Sie und Callie würden wahrscheinlich beide unschwer erraten, warum er den ganzen Nachmittag sein Handy ignoriert hatte.
Er hatte es im Wagen vergessen. Das war der Grund. Slade ärgerte sich über sich selbst.
Verdammt, er war der Sheriff ! Was, wenn es irgendeinen Notfall gegeben hätte und man ihn nicht erreicht hätte?
Seine Knie waren weich wie Wachs, während er die Tür seines Pick-ups öffnete. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er die ganze Nacht in Joslyns Bett verbracht.
Aber er hatte Verpflichtungen – auch wenn er sich erst im letzten Moment wieder an sie erinnert hatte.
Während er den Motor anließ, nahm er sein Handy und hörte seine Mailbox ab.
Drei neue Nachrichten.
Maggie Landers wollte, dass er und Hutch wegen der weiteren Aufteilung von John Carmodys Vermögen wieder zu ihr kamen.
Der weiteren Aufteilung? Der Mann hatte ihm über fünf Millionen Dollar und die Hälfte der Familien-Ranch hinterlassen. Was gab es denn noch aufzuteilen?
Der zweite Anruf war von einem Unbekannten, der Möglichkeiten für „spannende“ Investitionen besprechen wollte. Er löschte diese Nachricht und lauschte der dritten.
Es war Shea. In ihrer Stimme schwang ein Hauch von kindlicher Panik mit. „Dad? Bist du okay? Du hättest mich vor einer Stunde abholen sollen. Warum gehst du nicht an dein Handy?“
Er rief sie sofort zurück.
„Shea?“
„Bleib eine Sekunde dran, Dad“, sagte sie eisig. „Ich habe gerade Tiffany in der anderen Leitung und muss mich noch von ihr verabschieden.“
Slade musste grinsen, als er den Pick-up in einem großen Bogen wendete und die Einfahrt hinunterfuhr. Shea klang nicht unbedingt krank vor Sorge.
Am Ende der Einfahrt hielt er an und wartete, bis Shea sich wieder meldete. Jetzt kochte sie vor Empörung.
„Ich dachte, du wärst tot , Dad“, schimpfte sie. „Du verspätest dich sonst nie .“
„Tut mir leid, dass ich dich beunruhigt habe. Ich bin in ein paar Minuten da. Dann machen wir uns auf den Heimweg und sehen mal, was Opal uns zum Abendessen gekocht hat.“
„Grands musste drüben im ‚Mulligan’s‘ Hundefutter kaufen, damit Jasper nicht verhungert!“, fuhr sie vorwurfsvoll fort.
Er verkniff sich ein Lachen. „Komm schon, Shea. Kann es sein, dass du gerade ein bisschen überreagierst? Ein Hund verhungert schon nicht, wenn er einmal nichts zu fressen bekommt.Außerdem, ich bin der Sheriff, schon vergessen? Ich habe Kopf und Kragen riskiert und– um ‚Superman‘ zu zitieren– für Wahr – heit, Gerechtigkeit und den ganzen Kram gesorgt.“
Shea beruhigte sich ein wenig. „Was immer das auch
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