Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
interessante Arbeit sein.“
Joslyn nickte. „Interessant, allerdings auch anstrengend. Man steht unter großem Druck, wenn der nächste große Auftrag kommt, während der vorherige große Auftrag noch in Arbeit ist. Ich glaube, deshalb bin ich auch ein bisschen ausgebrannt.“
So, Sheriff Barlow. Darüber kannst du jetzt eine Weile brüten.
Seine Antwort überraschte sie. „Ich auch“, gestand er seufzend. „Früher einmal habe ich meinen Job als Sheriff geliebt. Aber mittlerweile würde ich jederzeit eine andere Arbeit machen.“
„Zum Beispiel?“, erkundigte sie sich neugierig – und sehr froh darüber, dass sie sich jetzt über sein Leben statt über ihres unterhielten.
„Rancher“, antwortete er. Warum viele Worte machen, wenn ein einziges Wort es doch auch tat?
„Das ist heutzutage kein leichter Job“, entgegnete Joslyn. „Rancher, meine ich.“
Als hätte sie auch nur den Hauch einer Ahnung von diesem Thema. Sie hatte seit Jahren auf keinem Pferd mehr gesessen – und wenn, dann hatte sie sich vor lauter Angst immer schrecklich ungeschickt angestellt.
„Heutzutage ist es in keiner Branche leicht“, erwiderte Slade.
Joslyns Gedanken schweiften ab. Sie dachte an das Haus, das sie gerade besichtigt hatten; dachte daran, wie anders es innen aussah, als man von draußen aufgrund der abgebröckelten Fassade, des durchhängenden Verandabodens und ein paar Dachschindeln hätte annehmen können.
Plötzlich wanderten ihre Gedanken zu Kendra. Äußerlich war ihre Freundin eine schöne, selbstbewusste Frau mit einem florierenden Unternehmen und einem tollen Haus. Innerlich aber war sie genauso unsicher wie alle anderen. Und sie hatte den Glauben an das verloren, was ihr scheinbar einmal am wichtigsten gewesen war: die Liebe.
„Du hast keine Lust mehr, Sheriff zu sein?“, hakte Joslyn nach.
Slade lachte leise. „Du bist in Gesprächen ganz schön sprunghaft, stimmt’s?“
„Ja“, gab Joslyn zu. „Meistens schon.“
Als sie an der Highschool vorüberfuhren, drosselte er die Geschwindigkeit auf das vorgeschriebene Tempolimit. Wieder traten seine Armmuskeln hervor. „Ich habe mich noch nicht offiziell dazu geäußert, ob ich wieder kandidiere“, erklärte er freundlich.
„Aber?“
„Aber“, fuhr Slade lächelnd fort, „ich bin nicht unbedingt begeistert von dem Mann, der meiner Einschätzung nach mein Nachfolger wird, falls ich aufhöre.“
Er blinkte, und sie bogen wieder in die Rodeo Road ein.
„Wer wäre denn dieser Nachfolger?“, erkundigte sich Joslyn.
Slade zögerte. Er parkte den Pick-up vor Kendras palastähnlichem Zuhause und Firmensitz. Sein Blick war starr geradeaus gerichtet, während er über seine Antwort nachdachte. Wenn er denn überhaupt vorhatte, eine zu geben.
„Vergiss es“, sagte er schließlich. „Du kennst ihn nicht.“
„Vielleicht doch“, entgegnete Joslyn. Sie ärgerte sich schon wieder über ihn.
„Ich habe alles gesagt, was ich zu diesem Thema sagen wollte.“ Slade machte die Fahrertür auf.
Sie wartete nicht, bis er ihr die Beifahrertür aufhielt, sondern schnallte sich ab und stieg aus, während er noch um den Wagen herumging. „Dann hättest du meiner Meinung nach das Thema gar nicht erst anschneiden sollen“, stellte sie säuerlich fest, als sie den Riegel von Kendras Gartentor aufschob.
„Du hast recht. Das hätte ich nicht tun sollen.“ Slade blieb auf dem Bürgersteig stehen.
Joslyn drehte sich zu ihm um. Sie ärgerte sich zwar gerade wieder entsetzlich über ihn, nahm sich aber vor, freundlich und höflich zu bleiben. Zumindest sachlich.
„Soll ich Kendra ausrichten, dass sie dich anrufen soll?“ Da Kendras Auto nicht in der Einfahrt stand, nahm Joslyn an, dass ihre Freundin noch unterwegs war.
Slade schüttelte den Kopf. „Nicht nötig. Ich melde mich heute Abend bei ihr.“ Dann stieg er wieder in seinen Pick-up ein und fuhr davon.
Joslyn ging rasch ins Haus, lief in die Küche und wusch sich die Hände. Dann band sie sich die Schürze um, die sie getragen hatte, bevor Slade sie unterbrochen hatte, und machte sich wieder an ihr Back-Projekt für das morgige Grillfest.
Als Kendra ungefähr eine Stunde später zurückkam, war Joslyn größtenteils über das Treffen mit Slade hinweg, und in der Küche duftete es bereits nach frischem Brot und Kräutern.
Kendra hielt in jedem Arm eine Einkaufstüte. Rasch nahm Joslyn ihr die Tüten ab und stellte sie auf die nächstbeste Anrichte. Anschließend trugen sie die restlichen
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