Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
und seufzte leise. „Es ist wunderschön. Überhaupt nicht so, wie ich es mir von draußen vorgestellt hatte.“
„Komm.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. „Ich mache eine Führung mit dir.“
Er zeigte ihr alle Zimmer des Hauses. Sie schauten sich die große altmodische Küche, das Badezimmer mit seiner riesigen freistehenden Badewanne auf Löwenfüßen und schließlich das Schlafzimmer im Erdgeschoss an, in dem Joslyn sofort auffiel, wie wenig Platz für Schränke vorhanden war. Im Obergeschoss gab es drei weitere Schlafzimmer.
„Häuser wie dieses habe ich in Phoenix sehr vermisst“, vertraute Joslyn ihm an, nachdem sie ihren Rundgang – gemeinsam mit dem Hund – beendet hatten und wieder ins Wohnzimmer zurückkehrten.
Die Art, wie Slade eine Augenbraue hochzog, war so eindeutig die Frage nach dem Warum , dass er das Wort gar nicht aussprechen musste.
„Es gibt heutzutage so viele moderne Bauten“, erklärte sie und fühlte sich dabei wieder merkwürdig verlegen. „Alle Häuser scheinen nach dem gleichen Schema und mit den gleichen Materialien errichtet zu werden. Sie sehen alle auch ziemlich gleich aus. Häuser wie dieses hingegen … haben Charme und Charakter.“
„Da stimme ich dir zu.“
„Du hast eine Stieftochter?“ Das war Joslyn einfach so herausgerutscht. Schon seltsam, wie in Slades Gegenwart alles in ihrem Kopf durcheinanderwirbelte.
Sie bemerkte, dass seine Augen vor Stolz aufleuchteten. „Ja. Sie heißt Shea, ist sechzehn und wird viel zu schnell erwachsen.“
„Kendra hat erwähnt, dass du verheiratet warst.“ Mach ruhig so weiter, sagte eine Stimme in ihrem Kopf sarkastisch. Warum schmeißt du dich nicht sofort an ihn ran und fragst, ob er Lust auf ein bisschen Spaß hat?
„Ja, Layne und ich sind schon eine ganze Weile geschieden.“ Ohne Joslyn zu berühren, hatte er es irgendwie geschafft, sie zur Haustür zu dirigieren.
Sie vermisste seine starke Hand, mit der er ihre festgehalten hatte.
„Und du?“, wollte er wissen, als sie hinaus auf die Verandatraten und er anschließend absperrte. Jasper schnüffelte inzwischen auf der Wiese herum.
„Single. Ich hatte nie Zeit, mich zu verlieben.“
Während sie die wackelige Treppe hinuntergingen, legte er fürsorglich eine Hand auf ihren Rücken. „Dazu braucht man Zeit?“, stieß er schmunzelnd hervor. „Ich dachte immer, es ist etwas, das urplötzlich passiert. So, als würde man vom Blitz getroffen.“
Trotz ihrer Nervosität musste Joslyn lächeln.
Sowie sie zum Pick-up kamen, hielt Slade ihr die Wagentür auf und pfiff nach dem Hund.
„Nun ja“, fuhr Joslyn fort, als hätte es überhaupt keine Gesprächspause gegeben. „Man braucht tatsächlich Zeit dafür. Man muss ausgehen, neue Menschen kennenlernen und sich auf sie einlassen. Ich habe immer viel zu viel gearbeitet.“
Oder ich war zu feige, ein gebrochenes Herz zu riskieren.
Slade rührte sich nicht; er stand einfach nur da, einen Arm auf die offene Autotür gestützt, und schaute Joslyn an, während Jasper mit heraushängender Zunge zu ihnen trottete. Joslyn hätte schwören können, dass Slade etwas sagen wollte. Letztlich tat er es doch nicht.
Stattdessen hob er den Hund auf die Rückbank, schloss die Beifahrertür und setzte sich wieder hinters Steuer.
Sie waren bereits auf der Hauptstraße und in der Nähe der Stadt, als er wieder zu sprechen anfing. „Welche Arbeit hat dich denn so in Anspruch genommen, dass du keine Zeit hattest, dich zu verlieben?“, fragte er in einem Ton, den man als Plauderton hätte bezeichnen können, wenn es sich nicht um Slade Barlow gehandelt hätte.
Der Mann machte nicht gern „nur Konversation“, das hatte Joslyn bereits verstanden. „Ich war Software-Entwicklerin“, antwortete sie. „Computerspiele und dergleichen.“
Er schaltete vom zweiten in den dritten Gang. Joslyn sah aus einem Augenwinkel, wie dabei die Muskeln an seinem Unterarm hervortraten. Irgendwann hatte er die Hemdsärmel hochgekrempelt.
„Beeindruckend“, sagte er, ohne sie anzuschauen.
„Eigentlich nicht.“ Ihre Stimme krächzte fast beim Aussprechen dieser zwei einfachen, harmlosen Wörter. „Man muss nur Programmiersprachen lernen und sie üben, bis man sie sozusagen fließend beherrscht.“
Slade warf ihr einen kurzen Blick von der Seite zu. „Das ist alles? “ Seine Frage klang beiläufig, doch für Joslyn bestand kein Zweifel, dass sich die Rädchen in seinem Hirn gerade knirschend zu drehen begannen. „Muss eine
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