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Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)

Titel: Big Sky Country - Das weite Land (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Lael Miller
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genommen hatte.
    Joslyns Stolz ließ es nicht zu, im Wagen sitzen zu bleiben, obwohl die Vorstellung einen gewissen Reiz hatte. Also öffnete sie die Beifahrertür, schnappte sich ihre Handtasche und kramte dann im Gehen nach dem Schlüssel für den Schlüsselkasten.
    Sie war so in die Schlüsselsuche vertieft – oft hatte sie ihre Tasche schon als Tor in ein Paralleluniversum bezeichnet, in dem Dinge auf Nimmerwiedersehen verschwanden –, dass sie früher ihr Ziel erreichte als erwartet. Und prompt fast mit Slade zusammenstieß.
    Er lachte – es war ein tiefes, raues Lachen – und hielt sie behutsam an den Schultern fest, damit sie nicht das Gleichgewicht verlor. „Hoppla!“ Seine Augen blitzten übermütig. „Ich wollte vorhin doch nur Konversation machen. Wenn du mir nicht erzählen möchtest, was du hier im Schilde führst, musst du es doch nicht.“
    Joslyn ärgerte sich schon wieder. Sie gab ihm den Schlüssel, den sie mittlerweile in einer Hand fest umklammert hielt, so unsanft, dass es fast einem Hieb mit einem Schlagring gleichkam.
    „Was ich im Schilde führe? “ Sie bemühte sich, nicht allzu lautzu werden. „Was zum Teufel soll das denn bedeuten?“ Sie holte verärgert Luft. Als sie ausatmete, platzte es nur so aus ihr heraus. „Wahrscheinlich glaubst du, ich bin nach Parable zurückgekehrt, weil ich das Geld stehlen will, das meinem Stiefvater eventuell durch die Lappen gegangen ist?“
    Slade nahm die Hände von ihren Schultern. Zu ihrer Schande musste Joslyn feststellen, dass sie seine Berührung tatsächlich vermisste . Und da war es wieder: das irritierende Zucken um seine Mundwinkel und dieses Funkeln in seinen Augen. Im Gegensatz zu ihr schien er die Situation eindeutig zu genießen – sehr sogar.
    „Nein“, antwortete er gelassen. Dann stemmte er die Hände in die Hüften und sah sie an. Dem Hund, der vor lauter Übermut außer Rand und Band war, durch das hohe Gras sprang und Schmetterlinge jagte, schenkte er keinerlei Beachtung. „Was Elliott getan hat, ist doch Schnee von gestern.“
    „Was dann?“, hakte Joslyn nach. „Was könnte ich denn im Schilde führen ?“
    Slade seufzte wieder und fuhr sich durch die zerzausten Haare. „Ich weiß es nicht“, antwortete er ruhig. Vernünftig. „Darum habe ich dich ja gefragt.“
    Dieser Mann trieb einen in den Wahnsinn .
    Joslyn versuchte, sich wieder zu beruhigen. „Ich bin hier aufgewachsen, Slade“, sagte sie schließlich, nachdem sie sich jedes Wort gut überlegt hatte. „Genau wie du. Parable ist mein Zuhause.“
    Er bekam einen angespannten Zug um den Mund, und seine Augen wurden dunkel. Die Farbe erinnerte Joslyn an einen eben noch blauen, klaren Himmel, an dem plötzlich graue Gewitterwolken aufzogen. „Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, konntest du damals gar nicht schnell genug von hier wegkommen“, entgegnete er.
    Joslyn kniff die Augen zusammen und blickte ihn bestürzt an. Sie war also noch immer da, diese Feindseligkeit des Jungen aus dem „Arme-Leute-Viertel“.
    „Ja“, antwortete sie kühl und straffte die Schultern, „man willnichts wie weg, wenn die Kamerateams aller vier großen Fernsehsender plötzlich im Vorgarten lauern.“ Der tiefe Fall ihres Stiefvaters war ein wahres Fressen für die Medien gewesen; alle hatten damals eine Stellungnahme von ihr, von ihrer Mutter und sogar von der armen Opal gewollt.
    „Du hast oft genug angedeutet, dass du aus Parable fortwillst– und zwar schon bevor die Behörden Rossiter das Handwerk gelegt haben.“ Slade wollte anscheinend keinen Millimeter nachgeben. Die Gelassenheit, die er vorhin an den Tag gelegt hatte, musste gespielt gewesen sein. „Ich erinnere mich, wie du früher warst, Joslyn. Du hast allen verdammt klar zu verstehen gegeben, dass du dir zu gut für ein Kaff in Montana und den Großteil seiner Bewohner warst. Daher beschäftigt es mich wirklich, warum es dich jetzt plötzlich dermaßen stark hierher zurückzieht.“
    Seine Worte waren für Joslyn wie ein Schlag ins Gesicht. Ja, sie war damals ein verwöhntes Gör gewesen, das konnte sie nicht leugnen. Sie hatte von allem zu viel gehabt: zu viel Geld, zu viel Anerkennung und Bewunderung als Rodeo-Queen, als Jahrgangssprecherin und Captain des Cheerleader-Teams. Aber das alles war viele Jahre her, und mittlerweile war sie erwachsen geworden. Sie hatte viel Gutes getan und war ein wirklich netter Mensch geworden.
    „Menschen ändern sich“, erwiderte sie schnippisch.
    „Nein, meiner

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