Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
Einkäufe ins Haus, die Kendra in allen verfügbaren Ecken und Winkeln ihres kleinen Wagens verstaut hatte. Wenn Kendra eine Party schmiss, dann richtig.
Sie hatte Saft für die Kinder, Wein und Bier für die Erwachsenen und so viele Steaks, Hamburger und Hotdogs gekauft, dass es für die gesamte Besetzung eines Sandalenfilms gereicht hätte. Auch an Gewürze, Papierservietten, Plastikbecher und-besteck hatte Kendra selbstverständlich gedacht.
„Der Rest wird geliefert“, erklärte sie Joslyn, nachdem sie alles ins Haus gebracht hatten.
„Der Rest? “ Joslyn schmunzelte. „Was könnte man denn noch brauchen?“
„Kartoffelsalat natürlich“, antwortete Kendra fröhlich. „Der wird bei ‚Mulligan’s‘ extra zubereitet, ebenso wie ein paar Nachspeisen.“
„Du lieber Himmel“, murmelte Joslyn, während sie die Einkäufe auspackte und im Kühlschrank verstaute. Glücklicherweise handelte es sich um ein großes Gerät, in dem – da Kendra nur von Joghurt und Käse zu leben schien – viel Platz war. „Du hast wohl die halbe Stadt eingeladen.“
Kendra lächelte und streifte – mit einem sichtlichen Gefühl der Erlösung – ihre High Heels ab.
„Ich habe heute mit einem Interessenten ein Haus besichtigt“, erzählte Joslyn.
Kendra tapste barfuß zu einem Geschirrschrank, holte ein großes Glas heraus, nahm sich Eis aus dem Kühlschrank und schenkte sich eine zuckerfreie Limo ein. „Davon habe ich schon gehört.“ Sie klang eine Spur belustigt. „Ich bin vorhin bei ‚Mulligan’s‘ zufällig Slade begegnet. Er hat gerade Hundefutter gekauft. Jasper hat sich beim Fressen nämlich als ziemlich wählerisch entpuppt.“
Als sie Slades Namen hörte, stellte sich bei Joslyn sofort wieder das mittlerweile vertraute merkwürdige Kribbeln im Bauch ein. Um es zu überspielen, widmete sie sich dem Verstauen der Lebensmittel mit noch größerer Geschäftigkeit. „Jasper“, meinte sie, „ist eine Naturgewalt.“
Kendra kicherte. „Slade auch. Natürlich habe ich ihn zur Grillparty eingeladen. Shea und ihre Mom auch, falls die beiden rechtzeitig ankommen.“
Joslyn brauchte einen Moment, bis sie das verdaut hatte. Natürlich hatte Kendra Slade eingeladen. Er war ein alter Freund, ein Nachbar und in Parable eine Stütze der Gesellschaft. Wenn Joslyn bei dem Gedanken, dass er zur Party kam, ein wenig nervös wurde, war das ihr Problem. Oder?
„Hat er sich bei dir erkundigt, ob er das Ranchhaus mieten oder pachten kann?“ Joslyn hoffte, dass ihre Frage beiläufig klang.
„Die Sache ist schon geritzt“, antwortete Kendra, nachdem sie einen Schluck getrunken hatte. „Ich habe die Erben angerufen. Sie sind entfernte Cousins des ursprünglichen Besitzers und haben überhaupt kein Interesse an einer heruntergekommenenRanch in Montana. Und sie sind mit einem auf sechs Monate befristeten Mietvertrag einverstanden.“
„Klingt gut.“
„Hör endlich auf, an diesen Tüten herumzufummeln“, befahl Kendra freundlich, „und setz dich für eine Minute hin. Ich brauche eine Pause. Und du offensichtlich auch.“
Joslyn nahm an dem eleganten Tisch Platz, obwohl ihr im Augenblick ganz und gar nicht danach war.
Kendra betrachtete sie neugierig und ein wenig amüsiert.
„Was?“, stieß Joslyn schließlich ungeduldig hervor.
Kendra schmunzelte. „Dacht’ ich’s mir doch.“
„ Was ?“, fragte Joslyn wieder. Am liebsten wäre sie unter irgendeinem Vorwand aufgesprungen und hätte die Flucht ergriffen.
Kendra wirkte hocherfreut. „Du hast dich in Slade Barlow verguckt.“
6. KAPITEL
T ch habe mich nicht in Slade Barlow ‚verguckt‘“, protestierte Joslyn eine Spur zu hastig. „ Sagst du! “ Kendra lächelte und schüttelte gelassen die Eiswürfel in ihrem fast leeren Glas hin und her. „Du wirst jedes Mal rot, wenn du den Namen dieses Mannes hörst. Und wenn ihr beide zufällig allein im selben Zimmer seid, dann …“
Der Küchentimer des supermodernen Herds – ein aus England importiertes Ungetüm mit sechs Flammen – piepte. Joslyn war dankbar, dass sie einen Anlass hatte, vom Tisch aufzuspringen, um rasch vier duftende Brotlaibe aus der Backröhre zu nehmen. „Unsinn“, widersprach sie. Es klang wenig überzeugend, sogar für sie selbst.
„Er ist zu haben, weißt du.“ Kendra schob ihren Stuhl zurück und stand auf. „Slade, meine ich. Und er ist eines jener seltenen männlichen Exemplare, die sogar gern verheiratet sind.“
Joslyn schob vier weitere Backformen mit Brotteig
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