Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
legte einen Arm um Shea und drückte sie kurz, um sie abzulenken. „Alles gut, meine Kleine“, versicherte er ihr. „Es ist nur ein Abendessen. Und falls die Feindseligkeiten eskalieren, können wir beide uns ja heimlich zu McDonald’s schleichen.“
Layne sah ihn mit gespielter Verzweiflung an. „Na, großartig. Ihr wollt mich also mit einer Frau allein lassen, die glaubt, ich hätte nicht alle Tassen im Schrank.“
Slade lachte. „Ach was, das glaubt Mom doch nicht von dir“, neckte er sie. „Sie wäre vielleicht erstaunt, dass du überhaupt eine Tasse besitzt.“
„Wahnsinnig komisch“, meinte Layne, während Shea eine der hinteren Türen von Slades Pick-up für Jasper aufmachte, damit er einsteigen konnte. Dann kletterte sie auf den Beifahrersitz.
„Ich fahre mit Dad!“, teilte sie fröhlich mit und stellte Layne damit vor vollendete Tatsachen.
„Es wird schon gutgehen“, sagte Slade zu seiner Exfrau. Seine Mundwinkel zuckten jedoch verräterisch. „Solange du dich von Mom zu keiner Dauerwelle überreden lässt. Ach ja, und du solltest mich vielleicht dein Essen kosten lassen, bevor du es zu dir nimmst.“
„Hörst du jetzt auf, Slade? Ich war den ganzen Tag mit einem Teenager unterwegs und bin schon nervös genug.“
„Okay“, lenkte Slade ein. „Ich höre ja schon auf. Du und Mom seid vielleicht nicht die besten Freundinnen, Layne, aber sie freut sich riesig darauf, Shea wiederzusehen. Und sie wird sich dir gegenüber bestimmt zusammenreißen.“
Layne seufzte, winkte schicksalsergeben und setzte sich hinters Lenkrad ihres Mietwagens.
Als sie nach einer Fahrt über holprige Landstraßen beim „Curly-Burly“ ankamen, hatte Callie den Laden bereits geschlossen. Sie trug ein rosa T-Shirt-Kleid und Sandalen mit Strasssteinchen – ein für ihre Verhältnisse dezentes Outfit – und hatte sich sogar eine Rüschenschürze umgebunden.
Slade konnte sich nicht erinnern, diese Schürze jemals an seiner Mutter gesehen zu haben.
Seit er erwachsen war und nicht mehr zu Hause lebte, hatte Callie von Salaten aus dem Feinkostladen und Essen aus der Mikrowelle gelebt.
Jetzt wirkte Callie plötzlich wie die Provinz-Version von Martha Stewart.
Sie lief auf den Parkplatz heraus, lächelte Layne höflich zu und schlang beide Arme um Shea, nachdem das Mädchen aus Slades Pick-up ausgestiegen war.
„Sieh nur, wie erwachsen du geworden bist!“, staunte sie. In ihren Augen schimmerten Tränen.
Shea umarmte Callie lachend.
Slade hob Jasper vom Rücksitz, und der Hund stürmte mit wedelndem Schwanz zu Shea und Callie, um an dem freudigen Wiedersehen teilzunehmen.
„Kommt rein, kommt alle rein“, forderte Callie sie gerührt und schniefend auf. Sie hatte einen Arm immer noch um Shea gelegt und strahlte. Dann guckte sie Jasper an. „Du auch. Wer auch immer du bist.“
„Das ist Jasper“, erklärte Shea ihrer Stiefgroßmutter. „Wir waren gerade bei Dads neuem Haus, und er hat gemeint, dass wir den Stall reparieren und uns ein paar Pferde zulegen.“
„Jetzt mal langsam“, unterbrach Slade sie nachsichtig. „So war das nicht abgemacht.“
Layne warf ihm einen „Hab ich’s dir nicht gesagt?“-Blick zu. Slade konnte sich aber nicht erinnern, was sie ihm gesagt hatte.
Irgendetwas, wahrscheinlich. Layne hatte immer erklärt, es sei eines ihrer gemeinsamen Probleme gewesen, dass er die halbe Zeit nicht zuhörte.
Alle, einschließlich Jasper, gingen in den Anbau des „Curly-Burly“-Wohnwagens.
Drinnen war es heiß, und das, obwohl mehrere Ventilatoren liefen. Callie hatte nämlich gekocht. Deshalb also die Retro-Schürze.
Layne setzte sich in eine Ecke der Couch und fächelte sich mit einer Ausgabe des „TV-Guide“ Luft zu. Callie hatte immer noch ein Abo. Sie besaß weder einen DVD-Player noch einen Computer und konnte deshalb bezüglich Tratsch und Klatsch aus der Welt des Entertainments nicht wie so viele andere auf das Internet zurückgreifen.
Jasper hatte sich zufrieden auf dem Boden zusammengerollt, und Shea erzählte vom Flug aus L.A., der Fahrt vom Flughafen nach Parable und von ihren Freunden, die sie den ganzen Sommer nicht sehen würde.
„Du wirst hier neue Freundschaften schließen“, sagte Callie im Brustton der Überzeugung. „Im Park treffen sich viele Teenager, weil es dort ein Schwimmbad gibt.“
Shea schien im Moment nicht übermäßig viel Interesse an Jugendlichen aus Parable zu haben. „Kann ich meine E-Mails checken?“ Sie blickte sich in dem winzigen
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