Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
lauert ein Teenager, wie er im Buche steht. Langweilig wird dir bestimmt nicht, zumindest nicht den Rest des Sommers.“
Shea legte endlich auf und kam an den Tisch zurück.
Slade lächelte dem Kind zu, das für ihn immer seine Tochter bleiben würde – egal, welchen Unfug sie anstellen mochte.
„Ein Pferd“, murmelte er in sich hinein, „könnte genau das sein, was sie derzeit braucht.“
Zu Hause angekommen stellte Joslyn ihr Essen auf den winzigen Tisch in der früheren Personalküche von Kendras Haus. Sie nickte Lucy-Maude zu, die sie mit einem Miau begrüßt hatte.
„Ich wollte mir doch nur schnell etwas zu essen holen“, erzählte sie der Katze kleinlaut, „und wen habe ich getroffen? Slade Barlow, seine Exfrau und seine Stieftochter. Ich schwöre dir, diese Frau – seine Ex – sieht wie ein Filmstar aus. Mindestens. Fast wie eine Göttin.“
Lucy-Maude sprang frech auf den Tisch und schnüffelte an den Behältern mit Joslyns Abendessen aus dem „Butter Biscuit Café“: Brathähnchen mit Kartoffelpüree und Soße plus grüne Bohnen mit Speck und Zwiebeln.
Sanft schob Joslyn die Katze hinunter.
„Offen gestanden“, fuhr sie fort, „ist mir der Appetit vergangen.“ Sie verschränkte die Arme vor der Brust und lief unruhig auf und ab. „Kein Mann, der bei klarem Verstand ist, würde sich von dieser Frau scheiden lassen.“ Sie musste sich einfach Luft machen, sonst würde sie noch platzen. „Was bedeutet, dass sie ihn abserviert hat. Und das wiederum bedeutet, dass mit ihm wahrscheinlich irgendetwas nicht stimmt …“
Lucy-Maude sah sie fast mitleidig an und sprang elegant auf die Lehne des Polstersessels. „Miau.“
„Du hast natürlich völlig recht“, fuhr Joslyn fort. „Ich ziehe voreilige Schlüsse.“ Sie presste die Lippen aufeinander und schwieg einen Moment. „Und ich rede mit einer Katze. Schon wieder ! Lucy-Maude, ich muss mein Leben schleunigst in den Griff bekommen.“
„Miau“, wiederholte Lucy-Maude und fing an, sich ein zartes Vorderpfötchen zu putzen.
Plötzlich musste Joslyn lachen – über sich selbst, über die Situation und über die Welt im Allgemeinen. „Hast du einen Vorschlag“, fragte sie die Katze, „wie ich mein Leben in den Griff bekomme?“
So wie es aussah, würde sie von Lucy-Maude keine guten Tipps bekommen.
Also deckte Joslyn den Tisch, setzte sich und begann voller Entschlossenheit, ihr Hähnchen zu essen.
Nachdem sie die Reste in den winzigen Kühlschrank gestellt hatte, wusch sie das Geschirr ab. Die nächsten zwei Stunden verbrachte sie damit, wie ein Wirbelwind durch das ohnehin schon saubere Gästehaus zu fegen und alles – ob notwendig oder nicht – zu putzen und zu wienern. Alles musste tipptopp sein, wenn Opal kam. Danach las sie sich, bewaffnet mit einem Textmarker, den Ausdruck der ersten Lektion ihres Online-Immobilienmaklerkurses durch. Anschließend gönnte sie sich ein ausgiebiges Schaumbad und ging danach ins Bett. Nachdem sie sich eine Weile unruhig herumgewälzt hatte, drehte sie sich schließlich auf die Seite, und Lucy-Maude rollte sich, zufrieden schnurrend, hinter ihren Knien zusammen.
Normalerweise hatte Joslyn Probleme durchzuschlafen – selbst dann, wenn sie erschöpft war. Diese Nacht jedoch war es anders. Sie tauchte sofort ins Traumland ab und schlief tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Die Sonne fiel auf ihr Gesicht, als sie die Augen öffnete. Langsam wurde sie wach, und voller Vorfreude setzte sie sich kerzengerade auf.
Heute war es so weit!
Opal würde zu Besuch kommen – Opal, ihre liebe Freundin, die wie eine zweite Mutter für sie war. Joslyn hatte sie so sehr vermisst und schon befürchtet, sie vielleicht nie mehr wiederzusehen.
Sie würden sich so viel zu erzählen haben!
Joslyn schlüpfte rasch in das schwarz-weiße Sommerkleid, das sie sich für Kendras Grillparty gekauft hatte, fütterte Lucy-Maude und lief hinüber ins Büro, um die Haustür aufzuschließen und ihren Computer hochzufahren.
Sie hatte gerade für Lucy-Maude einen Termin in der Tierklinik, die zum Tierheim gehörte, vereinbart, da klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch.
„Shepherd Immobilien“, meldete sie sich gut gelaunt. „Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Wahrscheinlich gar nicht“, antwortete Kendra mit einem müden Lächeln in der Stimme. „Aber du hast das Zeug zu einer erstklassigen Sekretärin, obwohl du dafür total überqualifiziert bist.“
„Wie war dein Flug?“, erkundigte sich Joslyn
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