Big Sky Country - Das weite Land (German Edition)
bei der Wendung, die diese Unterhaltung genommen hatte, ein wenig unbehaglich. Shea stand immer noch drüben bei der Jukebox und telefonierte lebhaft vor sich hin. Er wünschte, sie würde aufhören und sich wieder zu ihnen gesellen, was natürlich nicht der Fall war. Also starrte er scheinbar fasziniert auf den Rest seines Hackbratens.
Layne kicherte. „Wirst du in dieser Angelegenheit denn irgendwie aktiv werden, Slade? Oder hast du vor, weiterhin den wortkargen, lässigen Cowboy zu spielen, bis Joslyn resigniert und sich einen anderen sucht?“
„Woher kommt dieses plötzliche Interesse an meinem Liebesleben?“, zischte Slade leise. In einer Kleinstadt wie Parable würde es wegen Laynes Besuch ohnehin genug Gerede geben; man musste den Leuten nicht zusätzlich Stoff für Spekulationen liefern.
„Ich möchte, dass du glücklich bist.“ Layne tat so, als wäre sie gekränkt. „Was ist denn falsch daran?“
„Hast du vielleicht schon einmal darüber nachgedacht, dass die Eigenschaften alleinstehend und glücklich sich nicht gegenseitig ausschließen müssen?“, entgegnete Slade. „Und wie kommst du darauf, dass ich nicht glücklich bin?“
Layne seufzte. „Da wäre zum Beispiel diese Wohnung, in der du lebst. Ich weiß, dass dein Geschmack eher in Richtung Bier als Champagner tendiert, aber diese Wohnung ist deprimierend . Ich bitte dich, eine Luftmatratze ? Laken statt Vorhängen an den Fenstern? Und erst dieser Teppich ! Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Farbe in Kalifornien verboten ist.“
„Wir sind hier nicht in Kalifornien“, stieß Slade gereizt hervor. „Und könntest du bitte nicht ganz so laut schreien?“
Layne seufzte nur und schüttelte den Kopf. Dabei schaute sie ihn leicht amüsiert an. „Manche Männer sind einfach für die Ehe bestimmt“, erklärte sie. „Sie sind die geborenen Ernährer, Stützen der Gesellschaft und Wächter über das Gute. Sie geben ideale Partner und Väter ab. Und du bist einer von diesen Männern, Slade.“
Slade räusperte sich. „Das ist eine interessante Beobachtung.Vor allem, weil sie von dir kommt.“ Es war nicht nötig, ihr unter die Nase zu reiben, dass die Scheidung ihre Idee gewesen war, nicht seine. Er hätte eisern durchgehalten, passiere, was wolle. Und wäre es nur Shea zuliebe gewesen.
Was nicht unbedingt etwas Positives war, wie er mittlerweile wusste.
Manchmal war es besser, einen klaren Schnitt zu machen. „Autsch.“ Layne verzog das Gesicht.
Slade schwieg. Er hatte sein Kontingent an Worten nicht nur für den heutigen Tag ausgeschöpft, sondern auch schon zu einem guten Teil für den morgigen.
„Du hast mich geheiratet, weil du Sheas Vater sein wolltest“, fuhr Layne gelassen fort. „Nicht, um mein Ehemann zu sein.“
Slade widersprach nicht. An ihrer Bemerkung war etwas Wahres dran. Am Anfang seiner Beziehung mit Layne hatte er geglaubt, er würde sie lieben. Aber es war Shea gewesen, die sein Herz berührt hatte. Shea und die Vorstellung, jemandes Dad zu sein.
Es hatte sich relativ unkompliziert gestaltet.
Das hatte man von seinen Gefühlen für Layne allerdings nicht behaupten können. Er nahm an, dass die Hormone eine große Rolle gespielt hatten. Die Hormone und das Wunschbild, dass er von ihr als Frau gehabt hatte.
Die einfache Wahrheit war, dass er Layne auf eine Art und Weise mochte, wie er Kendra, Boone Taylor oder Maggie Landers mochte. Freundschaftlich.
„Dieser Bentley …“, sagte Slade, nachdem er wieder zu Shea geguckt hatte, die noch immer mit ihrem Smartphone telefonierte. Sie strahlte dermaßen, dass er gewettet hätte, dass sie sich mit einem Jungen unterhielt. „… ist er okay?“
„Er ist wunderbar“, antwortete sie verträumt. Dann blickte sie ihn spitzbübisch an. „Und er hört mir zu .“
Slade runzelte die Stirn und deutete mit dem Kopf auf Shea. „Telefoniert sie immer so lang?“
Layne schmunzelte. „Heimweh. Sie vermisst ihre Freunde in L.A., das ist alles. Es geht vorbei.“
„Das hoffe ich. Es ist für ein Kind doch nicht normal, ständig mit einem Plastikteil am Ohr herumzulaufen.“
„Heutzutage schon“, kommentierte Layne ungerührt. Dann schob sie ihren Teller weg, verschränkte die Arme und stützte sich mit den Ellbogen auf den Tisch. „Shea benimmt sich momentan vorbildlich, da sie einen guten Eindruck bei dir hinterlassen möchte und außerdem gern ein Pferd hätte. Aber wart’s nur ab, Dad . Hinter dieser sonnigen Art, die sie momentan an den Tag legt,
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