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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Verbündeter«, lautete die gedämpfte Antwort hinter der Maske, »komme aber im Namen aller.«
    »Nun, das ist gut, das ist eine edle Einstellung«, sagte Krupp. »Setzen Sie sich, mal sehen, was wir tun können.«
    Der Eindringling setzte sich auf einen freien Stuhl, legte das Schwert auf den Tisch und schälte die Stoffkapuze weg; darunter kam ein Footballhelm mit Drahtgitter zum Vorschein. Ein Schwall Druckluft entwich aus dieser Maske und wehte lose Blätter vom Tisch.
    »Warum haben Sie im Keller eine Atommülldeponie eingerichtet?«
    Alle waren überrascht, wenn auch nicht sehr, und wechselten eine Zeitlang Blicke mit hochgezogenen Brauen.
    »Vielleicht kann Ozzie Ihnen etwas darüber erzählen«, sagte Krupp. »Ich war damals noch in Wyoming.« Heimlich sah finster drein. »Ich werde nicht leugnen, daß sie existiert. Unsere Gründe, weshalb wir sie wollten, müssen doch auf der Hand liegen. Wenn ich Ihnen die Vorgeschichte erzähle, werden Sie uns vielleicht beipflichten, wer immer Sie auch sein mögen. Ähem. Ihnen ist sicher bewußt, daß wir bis vor kurzem unter einer schlechten Verwaltung auf der Ebene des Rektors litten. In den siebziger Jahren hatte die Universität einige gute Rektoren, doch dann bekamen wir Tony Commodi, ein absoluter Mongoloide, wenn es um Finanzen ging der verantwortungslos war, darauf bestand, selbst mehrere Vorlesungen zu halten, und so weiter. Er erhöhte die Saläre und gab viel zu wenig für die Lehre aus. Daran gewöhnten sich die Leute. Zu der Zeit waren wir Kuratoren weit verstreut und machten keinen Versuch, die Universität zu führen. Schließlich waren wir beinahe bankrott. Commodi wurde von den Professo
    ren und Kuratoren zum Rücktritt gezwungen und durch Pertinax Rushforth ersetzt, der zur damaligen Zeit gewissermaßen ein Renaissancemensch und allgemein angesehen war. Wir Kuratoren sahen uns freilich immer noch vor unlösbaren finanziellen Problemen, stellten aber fest, wenn wir den gesamten alten Campus verkauften – Hunderte Morgen beste innerstädtische Grundstücke –, konnten wir genügend Kapitel erwirtschaften, um auf den neun Blocks, die wir behielten, so etwas wie den Plex zu errichten. Aber natürlich machte die Demographie deutlich, daß uns in den kommenden Jahren richtig harte Zeiten bevorstehen würden. Wir konnten nicht um Studenten buhlen und waren gezwungen, ein strenges Regiment zu führen und uns innovative Einkommensquellen zu sichern. Wir hätten in vielen kleineren Unternehmen einsteigen können – Hochtechnologieprodukte, wissen Sie –, aber das wäre außergewöhnlich komplex, höchst kontrovers und unvorhersehbar gewesen, abgesehen davon, daß die ordentliche Funktion der Universität selbst in Frage gestellt worden wäre.
    Da kamen wir auf den Einfall mit dem radioaktiven Müll. Das ist etwas, das nicht von der Wirtschaft abhängig ist; diesen Müll wird es immer zu entsorgen geben. Es ist höchst profitabel, da Entsorgungsanlagen denkbar knapp sind. Der Abfall muß Jahrtausende eingelagert werden, was bedeutet, er ist soviel wie bares Geld auf der Bank – die Regierung, ganz gleich welche, muß uns so lange bezahlen, bis die Gefahr vorüber ist.
    Und alles muß allein aufgrund seiner diffizilen Natur heimlich geschehen, damit kein Staub aufgewirbelt wird, kein Mißklang die normale Funktion der Akademie stört – es muß keinen Zusammenhang zwischen dem finanziellen Fundament und den intellektuellen Aktivitäten der Universität geben. Es ist perfekt.«
    »Sehen Sie, diese Stadt liegt auf einem echt stabilen Salzstock«, fügte ein schwergewichtiger Mann in einem weiten grauen Anzug hinzu, »und da es da unten kein Rohöl mehr gibt, ist er bestens für diese Art von Lager geeignet.«
    »Sie«, sagte der Ritter und zeigte mit dem Schwert auf den Mann, der gerade gesprochen hatte, »müssen in der Ölbranche sein. Sind Sie Ralph Priestley?«
    »Ha! Also, ja, der bin ich«, sagte Ralph Priestley beunruhigt.
    »Wir müssen uns später unterhalten.«
    »Wie haben Sie von unserem Endlager erfahren?« fragte Heimlich.
    »Das ist unwichtig. Wichtig ist: Wie hat die Regierung von Kroatobaltoslowenien es herausgefunden?«
    »Oh«, sagte Heimlich schockiert. »Das wissen Sie auch.«
    »Jawoll.«
    Nach einer Pause ergriff S. S. Krupp das Wort. »Also erzählen Sie Ihren Jungs nicht, daß wir es aus Habgier gemacht hätten. Amerika mußte allmählich etwas mit diesem Abfall unternehmen – das ist eine Tatsache. Wissen Sie, was eine Tatsache ist?

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