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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Das ist etwas, das nichts mit Politik zu tun hat. Das Endlager ist so sicher, wie es nur sein kann. Sehen Sie, einige Dinge darf man einfach nicht politischen Organisationen überlassen, weil sie so verdammt instabil sind. Aber bedeutende Universitäten können Jahrtausende existieren. Verdammt, sehen Sie sich doch nur die Regierungswechsel an, die die Universität von Paris allein im letzten Jahrhundert überstanden hat! Diese Anlage mußte gebaut werden, und sie mußte von einer Universität gebaut werden. Die enorme, konstante Einnahmequalle macht uns stabiler, und das qualifiziert uns erst recht dafür, das verdammte Ding zu leiten. Symbiose, mein Junge.«
    »Moment mal. Wenn Sie soviel Kohle damit scheffeln, warum sind Sie dann finanziell so klamm?«
    »Das ist eine sehr gute Frage«, sagte Heimlich. »Wie ich schon sagte, es ist unumgänglich, daß diese Einrichtung geheim bleibt. Wenn wir die Gelder in unseren Büchern ausweisen würden, wäre das unmöglich. Wir mußten ein System erfinden, mit dem wir die Profite über verschiedene Spender und Mäzene verarbeiten oder waschen konnten. Um keinen Verdacht zu erwecken, halten wir diese ›Spenden‹ so niedrig wie möglich, damit wir die Grundbedürfnisse der Universität gerade noch befriedigen können.«
    »Was passiert mit dem übrigen Geld?«
    »Was damit passiert, hängt davon ab, wie lange das Lager geheim bleibt. Aus diesem Grund parken wir den Überschuß auf einem Anderkonto und investieren ihn im Namen der Amerikanischen Megaversität, damit er in der Zwischenzeit produktiv genutzt wird.«
    »Investieren es wo? Nein, sagen Sie es mir nicht. Heimlich Freedom Industries, die Big Wheel Petroleum Corporation …«
    »Also«, sagte Ralph Priestley und schnitt die Spitze einer Zigarre ab. »Big Wheel ist eine gute Investition. Ich führe ein strenges Regiment.«
    »Wir bestreiten nicht, daß die Investitionen unseren Interessen dienen«, sagte ein sehr alter Kurator mit einem gütigen Gesicht. »Aber das ist nicht schlimm, solange wir das Geld nicht verschwenden oder stehlen. Jede Investition, die wir in irgendeiner Weise machen, fördert das Wirtschaftswachstum der Nation.«
    »Aber im Prinzip unterscheiden Sie sich nicht von den Kroatobaltoslowenen. Sie nutzen Ihre Kontrolle über den Atommüll, um die Regierung zu erpressen, die gerade an der Macht ist.«
    »Das ist eine exzellente Beobachtung«, sagte Krupp. »Aber Tatsache ist, wenn Sie einmal darüber nachdenken wollen, daß jemand diesen Müll kontrollieren muß, solange er existiert, und wer immer das tut, kann jede Regierung erpressen, die gerade an der Macht ist, und wenn schon jemand diese Machtfülle besitzt, dann doch lieber gute Menschen wie wir.«
    Der Ritter trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte und die Kuratoren sahen die undurchschaubare Silbermaske an. »Ich sehe an den Nachrufen, daß Bert Nix und Pertinax Rushforth ein und derselbe waren. Was ist mit ihm passiert?«
    Heimlich fuhr fort. »Pertinax hatte es nicht drauf. Er war natürlich ganz für fiskalischen Konservatismus – Bert war kein bißchen blöd. Aber als er erfuhr, daß er Leute entließ und Programme zusammenstrich, nur um diese Charade aufrechtzuerhalten, da war es um seine Willenskraft geschehen. Die Professoren ruinierten sein Leben mit ihrem Haß, er hatte einen Nervenzusammenbruch, und wir schmissen ihn raus. Dann organisierte die MegaGewerkschaft einen Streik der Tutoren, daher hoben die verbliebenen Kuratoren der alten Schule die Arme, gaben nach und setzten Julian Didius als neuen Rektor ein!« Mehrere Kuratoren seufzten oder ächzten geringschätzig, als sie daran erinnert wurden. »Nun denn! Als die ersten drei Wochen vorüber waren, in denen er seine gesamten Spießgesellen der Intelligenzia zu Partys mit Wein und Käse hatte einfliegen lassen, schafften wir ihn hier rein und zeigten ihm die Zahlen, die katastrophal waren. Dann traf er Pertinax nach dessen Elektroschocktherapie und begriff, in was für einem Höllenloch er gelandet war. Drei Tage später ging er auf einen Plausch ins Büro des Dekans, und als sich herausstellte, daß der Dekan auf einem Kongreß in Hawaii war, da brannten bei ihm die Sicherungen durch, und er stürzte sich aus dem Fenster; danach holten wir Septimius, und der hat wunderbar für Ordnung gesorgt.« Am ganzen Tisch erstrahlte anerkennendes Grinsen, aber Krupp schien nicht zuzuhören.
    »Hatte Pertinax damals Hauptschlüssel, oder was? Wie hat er es geschafft, daß er nicht

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