Big U
Sie davon, daß wir runter ins Fakultätspub gehen und ein Bier trinken? Ich gebe einen aus.«
Unsere Gruppe zog im Fakultätspub alle Blicke auf sich. Die drei Studenten hatten dort eigentlich gar nichts verloren, aber der Rausschmeißer war nicht besonders erpicht darauf, sich die Ausweise von drei Gästen von Mr. Krupp zeigen zu lassen. Dieser Ort stand zum Megapub etwa in derselben Beziehung wie die Kathedrale von Canterbury zu einem Parkplatz. Die Wände waren mit Holz getäfelt, das zehn Zentimeter dick wirkte, der Teppichboden schien unendlich tief zu sein, die Tische aus makellosen polierten Edelhölzern.
An den Wänden hingen Waffen, mit deren Zahl man eine kleinere mittelalterliche Burg hätte verteidigen können, uralte Porträts der Fetten und Pompösen hingen zwischen unendlich detaillierten Modellen von Waffenröcken. Der Rektor bestellte ein Glas Guinness und wählte eine Nische nahe einer Ecke.
Ephraim hatte den ganzen Weg über geredet. »Wenn man also der religiöse Typ wäre, dann könnte man sagen, daß die rechte Gehirnhälfte die ›spirituelle‹ Hälfte ist, der Teil, der in Kontakt mit spirituellen Einflüssen kommt, mit Gott oder was auch immer – sie hat eine Dimension, die in die spirituelle Ebene hineinreicht, wenn man es so sehen will –, während die linke Hälfte monistisch und nichtspirituell und mechanisch ist. Wir bewußten Einkammer-Typen akzeptieren die spirituellen Informationen, die subtil mit dem natürlichen Input verwoben von der rechten Hälfte kommen. Aber eine Zweikammer-Person würde diese Informationen in Form einer Stimme aus dem Nichts empfangen, die mit großer Autorität spricht. Das widerspricht indessen nicht den biblischen Schilderungen der Propheten – es gibt uns lediglich eine neue Grundlage für ihre Interpretation, indem angedeutet wird, daß ihre Kommunikation mit der Gottheit unterbewußt von einer bestimmten Hälfte des Gehirns erledigt wurde.«
Krupp fand das sehr gut. Sarah und Casimir hörten höflich zu. Schließlich jedoch kam das Gespräch auf den Massenbeschleuniger.
»Sagen Sie mir ganz genau, warum diese Universität Ihr Projekt finanzieren sollte, Casimir«, bat Krupp und sah ihn erwartungsvoll an.
»Na ja, weil es eine gute Idee ist.«
»Warum?«
»Weil es relevant ist und wir, die Leute, die daran beteiligt sind, etwas daraus lernen können.«
»Zum Beispiel?«
»Oh, Elektronik, Maschinenbau, praktische Dinge.«
»Können Sie das nicht schon lernen, indem sie unter Aufsicht der Fakultät konventionelle Forschungen durchführen?«
»Ja, vermutlich schon.«
»Bleibt nur die Begründung, daß es relevant ist, was ich nicht bestreiten möchte, aber ich sehe nicht ein, weshalb es relevanter als ein Forschungsprojekt der Fakultät sein sollte.«
»Na ja, Massenbeschleuniger könnten eines Tages eine wichtige Rolle spielen!«
Krupp schüttelte den Kopf. »Sicher, das will ich nicht bestreiten. Es gibt alle möglichen relevanten Sachen, die eines Tages eine wichtige Rolle spielen könnten. Man muß mir zeigen, wie die Finanzierung Ihres Projekts in Einklang zu bringen wäre mit der grundlegenden Aufgabe einer höheren Bildungseinrichtung. Verstehen Sie? Wir sprechen hier von grundsätzlichen Belangen.«
Casimir hatte in dem Dämmerlicht die Brille abgenommen, und mit seinen seltsam nackt wirkenden Augen sah er unsicher in die Runde. »Also …«
»Ach, Scheiße, das liegt doch auf der Hand!« rief Ephraim Klein und zog Blicke aus dem gesamten Pub auf sich. »Diese Universität ist, seien wir ehrlich, für Durchschnittsmenschen. Die Schlauköpfe hier aus der Gegend besuchen die Ivy League, richtig? Die Amerikanische Megaversität bekommt also nicht so viele Schlauköpfe ab wie, sagen wir, eine Big-Ten-Universität. Aber aus welchen Gründen auch immer gibt es ein paar verdammt schlaue Leute hier. Sie werden in dieser Umgebung frustriert, weil die Universität auf durchschnittlich begabte Typen zugeschnitten ist und es wenig Ansporn für die besonders Talentierten gibt. Damit Sie also Ihren grundlegenden Auftrag erfüllen, allen Studenten zu ermöglichen, daß sie ihr volles Potential realisieren – damit die klügsten Köpfe hier nicht verkümmern –, müssen Sie ihnen Zugeständnisse machen, ihre spezielle Kreativität anerkennen, indem Sie ihnen mehr Freiheit und Selbstbestimmung geben als sie der normale Student hat. Das ist Ihre Chance, auf etwas als Beispiel für die Möglichkeiten verweisen zu können, die Leute aller
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