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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Fähigkeitsstufen hier haben.«
    Krupp hörte sich das alles aufmerksam an und klopfte dabei sacht mit der Kante eines Kartoffelchips auf die Tischplatte. Als Klein endlich aufhörte, nickte Krupp eine Weile.
    »Jawoll. Ja, ich würde sagen, da haben Sie ein ausgezeichnetes Argument beigebracht, Isaiah. Casimir, es sieht so aus, als würden Sie Ihre Mittel bekommen.« Er zog eine Augenbraue hoch.
    Casimir sprang auf, rief »Großartig!« und schüttelte Krupps Hand. »Das ist eine große Investition. Wenn dieses Ding fertig ist, wird es die unglaublichste Maschine sein, die Sie je gesehen haben. Die Möglichkeiten, die man mit einem Massenbeschleuniger hat, sind grenzenlos.«
    Hinter Krupp kam es zu einem Aufruhr, und plötzlich richtete sich auf der Bank der Nische nebenan überlebensgroß Bert Nix zu voller Höhe auf und hielt ein schweres Breitschwert (das er von einer Rüstung bei den Toiletten gestohlen hatte) über Krupps Kopf. »Oh glücklicher Damokles, deine Herrschaft: begann und endete mit demselben Festschmaus!«
    Als Krupp sah, um wen es sich handelte, drehte er sich ohne eine Antwort um. Seine beiden Attaches schossen auf der anderen Seite des Schankraums von ihren Barhockern und rannten herüber, um Bert Nix das Schwert abzunehmen. Er hatte es in der Mitte der Klinge gehalten, wodurch alles deutlich weniger bedrohlich wirkte, aber das sahen die Attaches nicht zwangsläufig so, und sie bugsierten Mr. Nix nicht eben zimperlich hinaus. Er fügte sich in sein Schicksal, von einigen fröhlichen Obszönitäten abgesehen; aber als er an einem berühmten Gemälde vorbeigezerrt wurde, riß er sich los und zeigte darauf. »Finden Sie nicht, daß wir dieselbe Nase haben?« fragte er, war aber im Handumdrehen zur Tür draußen.
    Krupp stand auf und brachte das Gespräch zu einem schnellen Ende. Als er Ephraim und Casimir und mir eine Zigarre gegeben hatte, ging er. Wir selbst befanden uns in einer Art Hochstimmung, und da wir quasi eine Freikarte zum Fakultätspub hatten, blieben wir so lange, bis sie schlossen.
    Zuvor jedoch blieb Casimir auf seinem fünften Abstecher zur Herrentoilette stehen und warf einen Blick auf die Plakette unter dem Portrait, auf das Bert Nix gezeigt hatte. »WILBERFORCE PERTINAX RUSH-FORTHGREATHOUSE, 1799 – 1862, WOHLTÄTER, GREATHOUSE-KAPELLE UND ORGEL.« Casimir versuchte, sich auf das Gesicht zu konzentrieren. Die römische Nase hatte tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit der von Bert Nix; sie hätten entfernte Verwandte sein können. Seltsam, daß ein Penner, der gewiß nicht viel Zeit im Fakultätspub verbrachte, das so schnell bemerkte, daß er darauf hinweisen konnte. Aber Bert Nix’ Denken verlief in seltsamen Bahnen. Casimir hob das Breitschwert auf, das heruntergefallen war, und legte es lachend als Pfand für die vierte Runde dunklen Biers auf den Tresen. Der Barkeeper sah Casimir gelinde erschrocken an, worauf dieser kurz mit dem Gedanken spielte, immer ein Schwert zu tragen, á la Fred Fine. Aber, wie er uns dann mitteilte, wozu ein Schwert tragen, wenn man einen Massenbeschleuniger hatte?
    »Casimir?«
    »Mmmmm. Hm?«
    »Schläfst du?«
    »Nein.«
    »Möchtest du reden?«
    »Okay.«
    »Danke, daß ich hier schlafen kann.«
    »Kein Problem. Jederzeit.«
    »Stört es dich?«
    »Daß du hier schläfst? Nee.«
    »Aber irgend etwas scheint dich zu beschäftigen.«
    »Nein. Es ist wirklich alles bestens, Sarah. Es stört
     
    mich nicht.«
    »Ich könnte wieder in meinem Zimmer schlafen, wenn du dich dann besser fühlst. Mir war nur nicht danach zumute, jede halbe Stunde durch den Fahrstuhl belästigt zu werden, und in meinem Flügel ist es vermutlich sehr laut.«
    »Ich weiß. Kotzelachen auf dem Fußboden, Rüpel, überall klebrige Bierflecken. Ich mache dir keinen Vorwurf. In solchen Zeiten ist es ganz vernünftig, bei jemand anderem zu übernachten.«
    »Ich habe den Eindruck, daß du mir etwas verschweigst. Möchtest du darüber reden?«
    Der Haufen Kissen und Decken, unter dem sich Casimir befand, geriet in Bewegung; Casimir stützte sich auf einen Ellbogen und sah auf sie herab. Im Licht, das vom Turm gegenüber hereinschien, konnte man seine großen Augen gerade noch erkennen. Sie wußte, daß etwas mit ihm nicht stimmte, war aber so klug, daß sie sich gar nicht erst vorzustellen versuchte, was im Kopf von Casimir Radon vor sich gehen mochte.
    »Was sollte mich denn bekümmern?«
    »Also ich finde es nicht ungewöhnlich, daß ich hier übernachte, aber viele

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