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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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und die gigantischen Pumpen fütterten, die die Rohrleitungen oben versorgten.
    In einem Anfall von unerwarteter Einsicht hatten die Architekten des Plex die Möglichkeit einkalkuliert, daß hin und wieder einmal die eine oder andere Gruppe Hunderte Toiletten gleichzeitig spülen und damit das Kaltwassersystem beschädigen würde. Aus diesem Grund hatten sie zwei parallele, voneinander unabhängige Systeme von Hauptleitungen angelegt, die das Verteilersystem der Flügel bedienten; um zwischen ihnen umzuschalten mußte man nur ein Set von Ventilen schließen und das andere öffnen. Das bewerkstelligte Virgil, indem er grunzend einige rotgestrichene Eisenräder drehte. Als er sich überzeugt hatte, daß sich alles wieder dem Normalzustand näherte, machte er sich auf den Weg zu Professor Sharons altem Labor, um zu sehen, ob Casimir Radon noch da war.
    Das Rechenzentrum war nicht weit entfernt. Zwar be-stand es aus vielen Zimmern, doch sein Herz war ein höhlenartiger quadratischer Raum mit weißen Wänden und einem weißen, auf Hochglanz gebohnerten Boden. Die weiße Decke bestand aus quadratischen Neonlichtpaneelen im Schachbrettmuster. Praktisch der gesamte Raum wurde von Festplattenspeichereinheiten beansprucht: gitterförmig angeordnete braune und blaue Kuben, die eine scheinbar endlose Matrix aus knapp zwei Meter breiten Reihen bildeten. In der Mitte des Raums lag ein offener Kreis, und in dessen Mitte wiederum stand die Zentraleinheit, die CPU des Janus 64. Eine glatte dreieckige Säule mit anderthalb Metern Seitenlänge und einer Höhe von etwas über drei Metern
    – sie hätte die Decke berührt, aber darüber befand sich eine runde Öffnung mit einem Durchmesser von etwa zwölf Metern, von einem Geländer umgeben, damit Besucher von oben direkt ins Nervenzentrum des Großrechners sehen konnten.
    Um die CPU herum standen einige andere große Maschinen: sekundäre Computer, die die Aufgaben organisierten, die dem Janus 64 gestellt wurden, Nebenprozessoren, ultraschnelle Laserdrucker, eine zentrale Steuerkonsole und dergleichen. Aber in unmittelbarer Nähe lag die Station des Spielleiters, ein einzelnes Videoterminal, und heute Abend war Consuela Gorm Spielleiterin, Hohepriesterin von MARS. Sie hatte sich in dieser Nacht der Partys freiwillig für den Job gemeldet, da alle anderen, die den Computer im angrenzenden Terminalraum noch benutzten, die Abgedrehten waren, die hoffnungslos süchtigen Hacker, die sonst nichts hatten, wofür sie lebten.
    Die einzigen Geräusche waren das Surren der Kühleinheiten, die die Hitze der dichtgepackten Komponenten des Janus 64 abführten, das hohe Summen der kreisenden Speicherdisks, hundertfach verstärkt, und das Tipper-Tapper von Consuelas Fingern auf der Tastatur gegenüber der Station des Spielleiters. Dort saß sie zusammengekauert und sah wie hypnotisiert auf den Bildschirm, hinter ihr stand Fred Fine dünn und gerade wie die CPU selbst. Heute nacht erprobten sie Shekondar Mark V, ihr brandaktuelles Sewers & Serpents-Simulationsprogramm. Jetzt, kurz vor Mitternacht, hatten sie die letzten paar Bugs beseitigt und verfolgten gebannt, wie ihr Programm genau das tat, was es tun sollte.

»Sieht wie ein Routineabenteuer aus«, murmelte Consuela. »Aber offenbar hat Shekondar eine Werwolfkolonie in der Nachbarschaft der Gruppe erstellt. Ich sehe jede Menge Hinweise auf Lykanthropenaktivität.«
    »Dann sollte man bei dieser Kampagne jede Menge silberne Pfeile dabei haben.«
    »Bei der enormen Aktivität sollte es besser ein auf Lykanthropie spezialisierter Priester sein«, maulte Consuela.
    Fred Fine war sich dessen voll und ganz bewußt. Er machte nur Konversation, damit Consuela nicht merkte, wie intensiv er über etwas nachdachte, und versuchte, ihm den Gag zu vermasseln. Ja, die Werwolfkolonie war offensichtlich – sie war groß und lag wahrscheinlich ostnordöstlich in den Bergen von Kräng. Nur beste Organisation konnte den Mangel an Wolfskraut und Knoblauch erklären, die es in diesem Biom sonst mehr als reichlich gab. Doch Fred Fine war mit Beobachtungen in einem viel größeren Maßstab beschäftigt. Es war zwar nicht so, daß etwas auf katastrophale Weise nicht stimmte, aber irgend etwas war eindeutig faul, und Fred Fine stellte fest, daß er eine Gänsehaut hatte. Er wippte nervös mit dem Fuß und studierte die Beschreibungen,
    die über den Bildschirm rollten.
    »Halt nach Vögeln Ausschau«, zischte er.
    Consuela befahl einen Geräusch-Stimulus-Bericht und gab

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