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Big U

Big U

Titel: Big U Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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Seltsamerweise hatte Flegel nicht reagiert.
    »Geplante Vorgehensweise! Aber dalli!« bellte Consuela. Aber es kam keine geplante Vorgehensweise von Flegel. Statt dessen wurde eine Reihe garstiger Soundeffekte durch sein Mikro übertragen. Zuerst kam ein überraschtes Huch, gefolgt von einer kurzen Pause und einigen verwirrten Ausrufen. Dann hörte man einige Sekunden lang gar nichts, abgesehen von keuchendem Atmen; zuletzt folgte ein langgezogener Schrei, der sie zwang, die Lautstärke der Kopfhörer herunterzudrehen. Die Schreie hörten nicht auf und vereitelten jeden Versuch der anderen, sich über Funk Gehör zu verschaffen.
    Schließlich ertönte Consuelas wütende und gekränkte Stimme. »Du bist zu schnell. Der Nahkampf hat noch gar nicht angefangen.« Aber Lord Flegel schrie nicht mehr; über sein Mikrofon ertönte lediglich ein vereinzeltes Kratzen und Schlurfen, dazwischen ein seltsames Fiepen, bei dem es sich um Funkstörungen handeln konnte.
    Klystron und Zippy, die die Kopfhörer abgenommen hatten, konnten die Schreie Sekunden, nachdem sie über Funk kamen, durch den Tunnel hallen hören. Flegels Plan war klar: er gab einen Höllenlärm von sich, damit die besseren Kämpfer ihn finden konnten. Ein guter Plan für einen Charakter mit einer Kampfstufe von drei und einem Mut/Psychostabilität-Index von nur acht, aber ein wenig übertrieben.
    Die seltsamen Geräusche hielten mehrere Minuten an, während sie zum Schauplatz des Nahkampfs stapften, der sich in einem höheren Tunnel mit einem viel trockeneren Boden abspielte.
    Vor ihnen warf Flegels Helmlampe einen reglosen gelben Schein an die Decke. Am Rand dieses Lichtscheins bewegten sich große, schnelle Schatten. Klystron machte langsamer und zog sein Schwert. Zippy war ein paar Schritte zurückgefallen. »Befinden uns auf dem letzten Abschnitt zu Flegels Standort«, murmelte Klystron und tastete sich voran und nahm unbewußt die geduckte Haltung des Schwertkämpfers ein. Am Ende des Lichtstrahls der Lampe konnte er graues und braunes Fell in rascher Bewegung sehen, und Blut.
    »Während ihr euch nähert, geraten die Ratten in Panik und fliehen«, sagte Consuela, die wie von Sinnen tippte, »aber nicht ohne ein wenig Nachdruck.«
    Jetzt konnte er sie deutlich sehen. Es waren Hunde, wie deutsche Schäferhunde, aber fett, mit langen, nackten Schwänzen. Und runden Ohren. Und spitzen, bebenden Schnauzen. Mein Gott.
    Einige eilten davon, andere verteidigten ihre Position und starrten mit schwarzen und roten Knopfaugen ins Licht seiner Lampe, eine lief auf ihn zu. Er reagierte hektisch und spaltete ihr mit einem Hieb des stumpfen Schwertes den Schädel. Die restlichen riesigen Kanalratten machten kehrt und rannten fiepend den Tunnel entlang. Lord Flegel war am Ende seiner Reise angelangt; seine sterblichen Überreste konnte nicht einmal der kampferprobte Klystron ansehen, so grausig waren sie.
    »Ihr seid zu spät«, sagte Consuela. »Lord Flegel wurde von riesigen Kanalratten zu Tode gebissen.«
    »Ich weiß«, sagte Klystron. Da er nichts von Zippy hörte, drehte er sich um und sah sie dasitzen und fassungslos den Leichnam betrachten.
    »Äh, erbitte Erlaubnis, den Charakter vorübergehend aufzugeben.«
    »Erlaubnis erteilt. Was geht da unten vor?«
    »Consuela, hier ist Fred. Es geht um Steve. Steve wurde äh, man könnte wohl sagen, äh, aufgefressen, und zwar von einer Meute …« Fred Fine trat einen Schritt vor und ließ den Lichtstrahl über das erschlagene Tier zu seinen Füßen gleiten. »Von gigantischen Kanalratten.«
    »Herrje!« sagte Zippy. »Was ist mit Virgil? Er ist pinkeln gegangen!«
    »Himmel«, sagte Fred Fine und sah sich nach Fußspuren um. »Liaison, der Weiße Priester ist solo an einem unbekannten Ort.«
    Die zwölf riesigen Kanalratten waren einfach an dem Weißen Priester vorbeigerannt und hatten ihn ignoriert. Er stand mit der Brusthose um die Oberschenkel da und erleichterte sich auf einen verrotteten Klumpen Toilettenpapier, als eine Masse fiepender Nagetiere aus dem Nebel gerannt kamen, die sich aufteilten, damit sie rechts und links an ihm vorbei konnten, und sich danach wieder zusammentaten, wobei ihre langen Schwänze um seine Knie peitschten, worauf sie weiter zu ihrem Zusammentreffen mit Lord Flegel liefen.
    Er stand fast geistesabwesend da und brachte seine Tat zu Ende, sah in die kreisenden Lichter vor seinen Augen, atmete tief durch und dachte nach. Dann ertönten die Schreie, er zog die Brusthose hoch und riß sich

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