Big U
sie lachte.
Auf dem Weg hinaus umarmte sie mich herzlich und platonisch, und daran erinnere ich mich immer noch, wenn ich etwas Wärme brauche.
Sie kauften das Planschbecken und den Gartenschlauch, indem sie zwei Stunden mit dem Bus zu einem K-Mart in einem der Vororte fuhren. Hyacinth blies es mitten in Sarahs Zimmer auf, während Sarah den Schlauch den Flur entlang zum Waschraum aufrollte und es mit heißem Wasser füllte. Als das Becken hinreichend gefüllt und voller Schaum war, rollten sie den Schlauch wieder ein, schlossen die Tür ab und versiegelten alle Fenster mit Zeitungspapier und die Ritzen um die Tür herum mit Handtüchern und Klebeband. Sie zündeten ein paar Kerzen an, bliesen die meisten aber wieder aus, als ihre Augen sich angepaßt hatten. Die Magnumflasche Champagner lag auf Eis, das Wasser war heiß, die Nacht war jung. Hyacinths .44er wirkte sehr störend, daher legte Sarah sie unter W wie Waffe ab, worüber sie beide herzlich lachen mußten.
Gegen vier Uhr morgens schlief Hyacinth zu Sarahs Zufriedenheit ein. Sarah gestattete sich ebenfalls ein kurzes Schläfchen. Dann zog sie Hyacinth auf den Teppich, trocknete sie ab und hob sie ins Bett. Sie schliefen bis 4:32 Uhr nachmittags. Schneeregen klopfte gegen das Fenster. Hyacinth schnitt einen Schlitz in den Rolladen, dann hängten sie den Schlauch hinaus und ließen das ganze Wasser aus dem Planschbecken an der Außenwand des Plex hinunterlaufen. Sie aßen Bananenbrot von Sarahs Mutter, zweiunddreißig Chips Ahoy, drei Schalen Captain Crunch, eine Großpackung Erdbeereis und tranken eine Menge Wasser. Danach schrubbten sie einander den Rücken ab und schliefen weiter.
»Es geht mir echt auf den Geist, meinen Achtunddreißiger sauber zu halten«, sagte Sarah irgendwann einmal. »In der Tasche meines Rucksacks setzt er jede Menge Dreck an.«
»Darum ist ein Singleaction besser«, sagte Hyacinth. »Der schießt auch verdreckt immer noch ganz gut.«
Lange Zeit später fügte Sarah hinzu: »Das ist ziemlich
macho. Über Waffen zu sprechen.« »Stimmt wahrscheinlich, daß sie macho sind. Aber sie
sind auch Waffen. Sie sind sogar in erster Linie Waffen.«
»Stimmt.«
Sie unterhielten sich auch darüber, Menschen zu töten, was in letzter Zeit ein wichtiges Thema bei ihnen geworden war.
»Manchmal hat man keine andere Wahl«, sagte Sarah zu Hyacinth, während Hyacinth sich leise an ihrer Schulter ausweinte. »Weißt du, Konstantin hat Vergewaltiger damit bestraft, daß er ihnen geschmolzenes Blei in die Hälse schütten ließ. Das war eine festgelegte, organisierte Bestrafung. Du hast spontan gehandelt.«
»Ja. Ich habe Schutzkleidung angezogen, meine Waffe geladen, sie aufgespürt und einen weggepustet, das war echt spontan.«
»Ich kann nur sagen, wenn es einer verdient hat, dann er.«
Drei Terroristen spazierten an der Tür von Sarahs Zimmer vorbei und sangen dabei »Tod der Clown-Frau!«
»Okay, gut«, sagte Hyacinth und hörte auf zu weinen. »Zugegeben. Ich kann mich deshalb nicht ewig grämen. Aber früher oder später werden sie dahinterkommen, wer die Clown-Frau ist. Und dann wird es noch mehr Gewalt geben.«
»Es ist besser, wenn sie Gewalt gegen uns anwenden«, sagte Sarah, »als gegen Leute, die nicht einmal wissen, was Gewalt ist.«
Sarah kümmerte sich in diesem Semester emsig um sich selbst. Das war sinnvoller als alles, was wir anderen machten, bildete aber kein sehr ereignisreiches Leben. Gleichzeitig kämpfte ein ganz und gar anderer Student der amerikanischen Megaversität den Kampf, den Sarah gerade gewonnen hatte. Dieser Student verlor. Die Geschichte seines Scheiterns ist melancholisch, aber viel interessanter.
Jede Einzelheit war wichtig für die Einschätzung der Situation, um zu bestimmen, wie nahe am Abgrund Plexor war! Die offensichtlichen Dinge, die gelegentlichen Übergänge vom technologischen in das magische Universum, die zu entdecken, war ein Kinderspiel; aber die Hinweise auf einen bevorstehenden Zusammenbruch, die gingen nur aus den Kleinigkeiten hervor. Das zusätzliche Kaltwasserrohr, das hatte etwas zu bedeuten. Was hatte dieses Leck im Leitungssystem des Plexor verursacht, das Jahrtausende fehlerfrei funktioniert hatte? Und welch barmherziger Gott hatte von einem auf das andere Rohr umgeschaltet? Welche Prophezeiung konnte man darin erkennen, daß das Ding der Erde beim Testlauf von Shekondar gekommen war? Stand ein großes Ereignis bevor? Man konnte nicht sicher sein; die Antwort mußte zwischen
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