Big U
Labor be-stand nur aus den Mitgliedern von Neutrino, Virgil, Sarah, einem Fotografen des Monoplex Monitor und mir. Gegen Ende der Ansprache kam allerdings noch S.
S. Krupp mit einem offiziellen Fotografen und einem kleinen, schmächtigen älteren Mann herein, worauf Casimir die Brille abzog und jeden Anschein von innerer Ruhe über Bord warf. Zuletzt murmelte er etwas in dem Sinne, es sei zu schade, daß Krupp erst so spät hinzugekommen sei, da der beste Teil seiner Einführungsrede schon vorüber wäre, und schloß mit der Bemerkung, daß wir mit dem Plappern aufhören und einen Blick auf das Ding werfen sollten.
Der Massenbeschleuniger war vier Meter lang und auf zwei stabilen, zusammengeschraubten Tischen erbaut worden. Er bestand aus nichts weiter als einem Paar langen, parallelen Schienen, beide mit einer hufeisenförmigen Krümmung, so daß die Enden der Hufeisen zueinander zeigten, mit einer kleinen Lücke dazwischen. Der Eimer, der die Masse aufnehmen sollte, war im Querschnitt wie eine Raute geformt und füllte den ovalen Tunnel, den die beiden Schienen bildeten, fast vollständig aus. Der größte Teil des Eimers bestand aus dem hohlen Innenraum, aber die Außenhülle bestand aus einer speziellen Legierung, die mit flüssigem Helium stark gekühlt wurde, so daß sie zu einem perfekten supraleitfähigen Elektromagneten wurde. In Verbindung mit einem Kraftfeldgenerator in den beiden Schienen bewirkte diese Vorrichtung, daß der Eimer auf einem reibungsfreien Magnetkissen schwebte. Elektromagneten in den Schienen, die Virgil kunstvoll aufgespult hatte, sorgten für die Beschleunigung und »kickten« Eimer samt Inhalt von einem Ende des Massenbeschleunigers zum anderen.
Casimir entspannte sich sichtlich, als er die technischen Einzelheiten erklärte. Mit einer langen Metallzange griff er in ein riesiges Thermosgefäß und holte den superkalten Eimer heraus, der etwa die Größe von zwei Bierdosen nebeneinander hatte. Er schob ihn in die Lücke des Massenbeschleunigers. Als er dem Raum Wärme entzog, ergoß sich ein Schwall kalten weißen Heliums aus einem Ventil an der Rückseite und spritzte zu Boden.
Krupp stand dicht daneben und stellte Fragen. »Wie groß ist das Gewicht des Geschosses?«
»Das«, sagte Casimir und hob einen soliden Messingzylinder vom Labortisch hoch, »ist eine Masse von einem Kilogramm. Das ist ziemlich wenig, aber –«
»Nein, ist es nicht.« Krupp schaute zu seinem Freund hinüber, der eine Braue hochzog. »Nicht im Geringsten.«
Casimir lächelte kläglich und nickte artig. Krupp fuhr fort. »Wie hoch ist die Startgeschwindigkeit?«
Hier sah Casimir ein wenig betreten drein, zappelte nervös und schaute zu seinen Freunden von Neutrino.
»Oh«, sagte Krupp, der sich ein wenig enttäuscht anhörte, »nicht so hoch, was?«
»Oh, nein, nein, nein. Verstehen Sie mich nicht falsch. Die Endgeschwindigkeit ist nicht übel.« Daraufhin schlugen die Mitglieder von Neutrino die Hände vor den Mund und unterdrückten Johlen und Kichern. »Ich wollte Sie das nur mit eigenen Augen sehen lassen, anstatt Sie mit einer Menge von Zahlen zu bombardieren.«
»Na das ist doch prima!« sagte Krupp, der sich lebhafter anhörte.
»Lassen Sie nicht zu, daß wir Laien Ihren Zeitplan durcheinanderbringen. Tut mir leid. Bitte fahren Sie fort.« Er trat zurück und verschränkte die Arme, als hätte er vor, stundenlang zu schweigen.
Casimir gab dem leeren Eimer einen Schubs, worauf er unter viel Ooh und Aah ungehindert und lautlos über die Schienen glitt, an einem Stopper am anderen Ende abprallte und ohne die Geschwindigkeit zu verlangsamen zurückschwebte. Er legte den ein Kilogramm schweren Messingzylinder wieder hinein. »Also, versuchen wir es. Wie Sie sehen können, haben wir am anderen Ende des Labors einen Schwungdämpfer angebracht.«
Der »Schwungdämpfer« bestand aus zehn knapp einem Zentimeter dicken Sperrholzplatten, die in einem parallelen Rahmen gehalten wurden und jeweils fünf Zentimeter auseinanderlagen, so daß ein fast sechzig Zentimeter dickes Sandwich entstand. Das alles stand auf derselben Höhe wie der Massenbeschleuniger sicher an der Wand angebracht. Ich war davon ausgegangen, daß das anvisierte Ziel ein Papierkorb auf dem Boden unter der »Mündung« der Maschine wäre, doch nun wurde mir klar, Casimir rechnete damit, daß das Gewicht etwa sechs Meter fliegen würde, ohne an Höhe zu verlieren. »Ich würde vorschlagen, Sie treten alle zurück, falls etwas
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