Big U
Winzigkeiten verborgen liegen. Und so verbrachte dieser Mensch viele Tage damit, wie ein einsamer Wundertäter durch die Korridore des Plex zu laufen, beobachtete und untersuchte und blieb den Vorlesungen und Vorträgen fern, die so unbedeutend geworden waren.
Mit Hilfe eines willfährigen Leutnants von MARS war es ihm gelungen, das Laboratorium zu inspizieren, wo die geheimen Experimente mit der Schienenkanone durchgeführt wurden. Hier fand er hochentwickelte spezielle Energiequellen von Heimlich Freedom Industries. Der Leutnant, seit vier Jahren Mitglied von Neutrino, verband den Ausgang einer Energiequelle mit einem Oszilloskop und zeigte ihm die ausgesprochen hohe und scharfe Spannungsspitze, die sie erzeugen konnte – genau die Menge, die ein superschneller Massenbeschleuniger brauchte, um seine Ladung explosionsartig bis zum Ende hin immer schneller zu machen. Außerdem erlebte er den Test eines neuen Elektromagneten. Dieser war viel größer als der, den sie für den ersten Massenbeschleuniger verwendet hatten, mit Meilen hauchdünnen Kupferdrahts umwickelt und mit Röhren voll Frostschutzmittel gekühlt. Ein kurzes Stück Schiene diente dazu, den Magneten zu testen. Es war mit einem Eimer versehen, der eine Ladung mit einem Durchmesser von zehn Zentimetern aufnehmen konnte! Man sah zu, wie ein brutaler unsichtbarer Kick des Magneten den Eimer auf Höchstgeschwindigkeit beschleunigte und in das Kissen am Ende der Schienen rammte; die schwere Ladung schoß heraus, knallte in eine Plane, die etwa anderthalb Meter entfernt gespannt worden war, und fiel in eine Kiste voll Styroporchips. Es war dasselbe Muster, das er überall sah. Ein Gerät zum friedlichen, zivilen Abbau lunarer Mineralien war unter dem Einfluß von Shekondar dem Furchtbaren in eine Waffe verwandelt worden, die von unschätzbarem Wert für die Kräfte des Guten sein konnte.
Er beförderte den Leutnant für seine Leistungen auf dem Feld zum Captain. Er wäre gern geblieben und hätte weiter zugesehen, aber es war ein langer Tag gewesen, er war müde, und einen Moment schien er keines Gedankens fähig, als er beim Ausgang stand.
Dann stellte sich wieder dieses schleichende Gefühl eines Lecks ein, das man unmöglich ignorieren konnte; er drehte den Kopf ruckartig nach rechts, von wo ihm Klystron der Pfähler durch die Dimensionsbarriere sagte, daß er zum Essen gehen sollte.
Klystron der Pfähler war nur Klystron der Pfähler, wenn er sich in einem magischen Universum aufhielt. Die restliche Zeit war er Chris der Computerprogrammierer – ein brillanter, schneidiger junger Terminaljockey, der gemeinhin als der beste Computerspezialist der gigantischen, autarken Kolonie Plexor auf ihrem Weg durch das Universum galt. Von Zeit zu Zeit passierte Plexor die Zentralscheide, eine gigantische Raumkrümmung, und gelangte in ein magisches Universum, wo alle Aspekte der Realität drastisch verändert waren. Die Struktur von Plexor selbst unterlag in diesen Zeiten zwar kaum einer Veränderung, aber alles darin wurde in sein magisches, vortechnologisches Analogon verwandelt. Schußwaffen wurden zu Schwertern, Neulinge zu heulenden Wilden, das Time Magazine zu einem handgeschriebenen Pergamentfolianten und Chris der Computerprogrammierer – na ja, brillante Menschen wie er wurden Zauberer, Schwertkämpfer und Helden. Je klüger sie waren – je höher ihr Status im technologischen Universum –, desto atemberaubender war ihr Geschick im Umgang mit dem Schwert und desto wirksamer waren ihre Zaubersprüche. Es verstand sich von selbst, daß Klystron der Pfähler wahrlich ein sehr großer Held-Schwertkämpfer-Magier war.
Natürlich hatten Plexorianer von Anfang an solche
Neigungen. Nur die am höchsten entwickelten waren zugelassen worden, als Plexor begann, daher lag es an sich auf der Hand, daß ihre fernen Nachfahren heute zum Außergewöhnlichen neigten. Unter den wenigen Glücklichen, die für Plexor ausgewählt worden waren, hatten nur die anpassungsfähigsten den Nerv für das Leben, das sie erwartete, und dann mußten sie noch feststellen, daß sich ihre Wasserbetten, etwa einmal im Monat oder so, in Haufen von Bärenfellen verwandelten. Klystron/Chris betrachtete den ganzen Ort gern als Schnellkochtopf für die Verbesserung der Menschheit. Aber nicht einmal die perfekteste Maschine konnte vor der Empfindlichkeit und Dummheit des menschlichen Verstands isoliert werden. In den Anfangstagen von Plexor hatte jeder Bewohner die Zentralscheide
Weitere Kostenlose Bücher