Big U
schiefgeht«, sagte Casimir, worauf ich ein wenig beunruhigt zurückwich und vorschlug, daß Sarah meinem Beispiel folgte. Casimir überprüfte die gesamte Anlage ein letztes Mal, dann drückte er auf einen großen roten Knopf.
Das Geräusch war ein Zischen, gefolgt vom Stakkato mehrerer Explosionen. Man hätte es beschreiben können als SSIKKH wobei das ganze Geräusch nicht länger als eine Viertelsekunde andauerte. Eigentlich sah keiner von uns etwas. Casimir lief bereits zu dem Schwungdämpfer. Als wir dort ankamen, konnten wir sehen, daß sich in den ersten fünf Sperrholzschichten perfekte runde Löcher befanden, in zwei weiteren unebenmäßige Löcher, die nächste Schicht war eingedrückt und der Messingzylinder steckte darin. Casimir zog das Gewicht mit einer Zange heraus und ließ es in einen Asbesthandschuh fallen, den er angezogen hatte. »Ist nach den vielen Kollisionen ziemlich heiß«, erklärte er.
Alle außer Casimir waren wie elektrisiert. Selbst die Beobachter von Neutrino, die alles schon einmal gesehen hatten, waren ehrfürchtig und kicherten von Zeit zu Zeit hysterisch. Sarah sah aus, als wären ihre mißtrauischen Vorbehalte gegen die Technologie in jeder Hinsicht auf dramatische Weise bestätigt worden. Ich sah Casimir an und begriff, wie klug er war. Virgil entfernte sich lächelnd. Krupps kleiner Freund ging mit auf dem Rücken verschränkten Händen zwischen dem Massenbeschleuniger und dem Ziel hin und her; ein breites Grinsen war in seinem silberbraunen Bart zu erkennen, während Krupp selbst fassungslos schien.
»Herr im Himmel!« rief er und betastete die Löcher. »So etwas habe ich im ganzen Leben noch nicht gesehen. Großer Gott, Junge, wie haben Sie das gemacht?«
Casimir wirkte ratlos. »Alles nach Sharons Plänen«, sagte er ausdruckslos. »Er hat die ganze magnetische Forschungsarbeit geleistet. Ich habe lediglich die Arithmetik beigesteuert. Der Rest war Maschinenbau. An der Maschine ist überhaupt nichts Kompliziertes.«
»Muß er so leistungsstark sein?« fragte ich. »Versteh mich nicht falsch, ich bin tierisch beeindruckt. Aber wäre es nicht einfacher gewesen, einen etwas langsameren zu bauen?«
»Na klar, aber nicht so nützlich«, sagte Casimir. »Die technischen Herausforderungen stellen sich erst, wenn man ihn schnell genug macht, damit er für seinen praktischen Anwendungszweck benutzt werden kann – und das ist, Ladungen voll Erz und Mineralien von der Mondoberfläche zu einem Verarbeitungswerk im Orbit zu schießen. Für einen mit geringerer Geschwindigkeit hätten wir Luftkissen anstelle von Magnetfeldern benutzen können, um den Behälter schweben zu lassen, aber das wäre doch keine Herausforderung gewesen.«
»Wie hoch ist die Mündungsgeschwindigkeit?« fragte Krupps Gast, der neben mir aufgetaucht war. Als ich auf ihn hinabsah, ging mir endlich auf, daß es sich um Oswald Heimlich handelte, Vorsitzender des Kuratoriums der amerikanischen Megaversität und einer der reichsten Männer in der Stadt – Gründer von Heimlich Freedom Industries, einem riesigen Konzern, der für das Verteidigungsministerium arbeitete. Casimir hatte offenkundig keine Ahnung, wer er war.
»Die Endgeschwindigkeit des Behälters beträgt einhundert Meter pro Sekunde oder ungefähr zweihundertzwanzig Meilen pro Stunde.«
»Und wie könnte man das erhöhen?«
»Erhöhen?« Casimir sah ihn verblüfft an. »Also für höhere Geschwindigkeiten könnte man noch einen genau wie diesen bauen –«
»Ja, und sie zusammensetzen. Ich weiß. Man kann sie verbinden. Aber wie könnten Sie die Beschleunigung dieses Geräts erhöhen?«
»Nun ja, damit bekommt man einige immense technische Probleme. Man brauchte teure elektronische Ausrüstung mit der Fähigkeit, sehr schnell riesige Energiepulse zu erzeugen. Das könnte man mit riesigen Kondensatoren erreichen, oder mit einer speziellen Energiequelle.«
Heimlich hörte sich das alles an und nickte ununterbrochen. »Oder mit einem Generator, der seine Energie durch eine kontrollierte Explosion erzeugt.«
Casimir lächelte. »Komisch, daß Sie das erwähnen. Einige Leute spekulieren darüber, kleine tragbare Massenbeschleuniger mit genau dieser Art von Energieversorgung zu bauen – einer chemischen Explosion – und damit Sprengkapseln und so weiter zu schleudern. Das nennt man –«
»Schienenkanone. Exakt.«
Da fiel bei Casimir der Groschen. »Oh. Ich verstehe. Sie möchten wissen, ob ich grundsätzlich in der Lage wäre, eine
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