Big U
Schienenkanone zu bauen.«
»Gewiß, gewiß«, sagte Heimlich mit einer aggressiven, quirligen Stimme. »Was wären Forschungen ohne eine praktische Anwendung?«
Die Frage hing in der Luft. Krupp, der wesentlich ruhiger klang, riß die Konversation an sich. »Sehen Sie, Casimir, wenn Sie mit diesen Forschungen weitermachen möchten – und Sie haben einen außergewöhnlich guten Start hingelegt –, brauchen Sie in größerem Maße Mittel von außerhalb. So schön die Vorstellung von lunarem Bergbau auch ist, niemand wird je so ein Projekt finanzieren. Aber Schienenkanonen – ob es einem gefällt oder nicht, die haben eine unmittelbare Bedeutung, mit der man im Handumdrehen Forschungsgelder locker machen könnte. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, daß es im gegenwärtigen Klima stets am erfolgversprechendsten ist, Mittel zu bekommen, wenn man seine Arbeit der Verteidigung zur Verfügung stellt. Und ich könnte mir denken, wenn Sie ein eigenes Labor hier einrichten möchten, um diese Art von Forschung zu vertiefen, würden Sie mit Sicherheit alle Mittel dafür bekommen, die Sie brauchen.«
Casimir betrachtete konsterniert das geborstene Sperrholz.
»Sie müssen nicht auf der Stelle antworten. Aber den-ken Sie gründlich darüber nach, mein Sohn. Sie müssen Ihre Zeit nicht in albernen Vorlesungen vergeuden, wenn Sie so eine Arbeit abliefern können. Rufen Sie mich jederzeit an.« Er schüttelte Casimir die Hand, Heimlich machte eine knappe, spastische Verbeugung, dann gingen sie gemeinsam hinaus.
FEBRUAR
Sarah legte den Vorsitz des Studentenausschusses am ersten Januar nieder. Bei der Vorführung des Massenbeschleunigers hatte S.S. Krupp sie einfach ignoriert, was Sarah ganz recht gewesen war, da sie nicht vorhatte, ihm eine ausführliche Erklärung zu geben.
Was den Tod von Tiny anging, tat sich überhaupt nichts mehr, obwohl Sarah und Hyacinth die ganze Zeit daraufwarteten. Als man seine Leiche fand, war sie in einem ausgesprochen schlechten Zustand und die Einschußlöcher wären vielleicht nicht einmal bemerkt worden, wenn jemand danach gesucht hätte. Die städtische Polizei machte einen ihrer seltenen Besuche im Plex und sah sich das eingeschlagene Fenster und den zerschmetterten Mann am Boden an, aber offenbar hatten die Terroristen alle Spuren von Blut und andere Hinweise auf einen Kampf entfernt; kurzum sie sorgten dafür, daß alles ganz danach aussah, als hätte jemand im Suff Scheiße gebaut, ein Archetyp, der den städtischen Cops nicht ganz unbekannt war.
Die Terroristen wollten selbst Rache. Keiner hatte eine konkrete Vorstellung davon, was sich zugetragen hatte. Selbst die beiden überlebenden Zeugen hatten nur vage, traumatisierte Erinnerungen an das Ereignis und konnten nur sagen, daß es etwas mit einer als Clown verkleideten Frau zu tun hatte.
Als ich erfuhr, daß die Terroristen nach jemandem suchten, den sie Clown-Frau nannten, bat ich Sarah auf ein Gespräch zu mir. Ich wußte, was für ein Kostüm sie getragen hatte. Sie verstand zwar meine Neugier, legte aber plötzlich eine traurige, kalte und abweisende Haltung an den Tag, die ich noch nie zuvor bei ihr bemerkt hatte.
»In dieser Nacht sind ein paar wirklich, wirklich furchtbare Dinge passiert. Aber mir geht es gut und Hyacinth geht es gut – okay? Und wir haben Vorkehrungen getroffen, damit das auch so bleibt.«
»Prima. Ich wollte nur –«
»Ich weiß. Ich würde dir gern mehr erzählen. Ich brenne darauf. Aber das werde ich nicht, weil du offizielle Pflichten hast und die Art von Mensch bist, der sie auch ernst nimmt; wenn du etwas wüßtest, wäre das eine Belastung für dich. Du würdest versuchen, mir zu helfen – aber genau das kannst du nicht. Verstehst du das?«
Ihre einsame Stärke ängstigte mich ein klein wenig. Mehr noch, ich war verblüfft, daß sie jetzt mich beschützte. Schließlich zuckte ich die Schultern. »Hört sich an, als wüßtest du, was du tust«, sagte ich, denn genau so hörte es sich auch an.
»Hat es viel damit zu tun, daß du den Vorsitz niedergelegt hast?« fuhr ich fort. Sarah war ein wenig verärgert über meine diplomatische Ausdrucksweise, genau wie es S. S. Krupp gewesen wäre.
»Bud, ich brauchte keinen gewaltigen Grund, um ihn niederzulegen. Wenn ich Zeit mit einem nutzlosen Job verplempere, den ich nicht mag, und feststelle, daß ich die Zeit besser nutzen kann, dann sollte ich ihn niederlegen.« Ich nickte zerknirscht, und sie war zum ersten Mal so entspannt , daß
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