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BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)

Titel: BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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sich leer an, doch als sie zum Büro kam, dessen zugemauerten Eingang der Priester vor zwei Tagen aufgebrochen hatte, sah sie ihn rauchend auf dem Schreibtisch sitzen. Er hatte wieder sein schwarzes Hemd ausgezogen, seine Muskeln wölbten sich schlank und straff unter seiner Haut. Aber er sah sie mit einem leicht verwirrten Gesichtsausdruck an.
    »Hi«, grüßte Jerrica. »Ich habe Ihnen gesagt, dass ich komme.«
    Er nickte abwesend. »Hi.«
    »Hat jemand Ihren Hund erschossen?«, versuchte sie zu scherzen.
    Der Priester zuckte die Schultern. »Ich habe mir ganz schön einen abgebrochen bei meinem Versuch, die Mauer da unten mit dem Vorschlaghammer einzuschlagen. Ganz schön schwierig.«
    Aber war es das? Jerrica glaubte es nicht.
    »Na ja«, fügte er hinzu, »und ich habe etwas gefunden.«
    »Was?«
    Er zuckte wieder die Schultern und stand auf. Seine Brustmuskeln glänzten vor Schweiß. »Kommen Sie. Ich zeige es Ihnen.«
    Sie folgte ihm stumm durch den Saal bis zur Treppe, die in den Keller führte. Auf dem Weg betrachtete sie seinen Rücken: straffe Haut und ausgeprägte Muskeln, die Schrapnellnarben waren über seine Seite verstreut wie planlose Stiche. Sie zwang sich, den Blick abzuwenden; dabei stach ihr ein grelles Glitzern ins Auge. »Warten Sie. Was ist das?«
    Im Treppenhaus befand sich ein Spitzbogenfenster, das wie die meisten anderen zerbrochen war. Es ging zum Wald hinter der Abtei hinaus, wo das Gelände abfiel. Und durch die Bäume hindurch sah sie das Glitzern.
    »Das sieht wie Wasser aus«, sagte sie.
    »Ist es auch. Das ist der See«, sagte Alexander ohne jedes Interesse. Was beschäftigte ihn nur?
    »Verdammt, ich habe schon wieder meine Kamera vergessen. Ich muss unbedingt ein Bild davon machen.«
    »Später«, sagte er dumpf. »Ich muss Ihnen erst das hier zeigen.«
    Sie folgte ihm nach unten, hinein in die plötzliche Dunkelheit. Trübes Licht flackerte im Gang: Spirituslampen, die der Priester für seine Arbeit angezündet hatte. Er nahm eine in die Hand und hielt sie näher an die Wand.
    So wie vorgestern blickte sie auf einen Wandabschnitt aus neueren Steinen, als wäre dort einmal ein Eingang gewesen, den jemand – aus welchen Gründen auch immer – zugemauert hatte. »Sehen Sie diese Bearbeitungsspuren an den neueren Steinen?«, fragte er und zeigte auf die zentimetertiefen Kerben.
    »Ja, aber die haben wir ja schon beim ersten Mal gesehen. Jemand ...«
    »Genau«, unterbrach er sie. »Jemand hat versucht, die Mauer zu durchbrechen, wahrscheinlich schon vor langer Zeit. Das haben wir bereits festgestellt.«
    Jerrica schürzte die Lippen. Was war denn jetzt die große Entdeckung? Doch dann hob der Priester etwas vom Boden auf. »Sehen Sie mal«, sagte er. »Das habe ich in der Ecke gefunden.«
    Es war eine Spitzhacke.
    »Wir haben sie vorgestern nicht gesehen, weil sie buchstäblich von Spinnweben bedeckt war. Ich wette, das Ding liegt hier schon seit Jahrzehnten. Und jetzt sehen Sie sich das an.« Alexander hob die Spitzhacke. Die eine Spitze der Hacke war eine schmale Haue, die andere ein scharfer, spitzer Pickel. Der Priester legte das spitze Ende der Hacke nacheinander in mehrere der Kerben in der Wand.
    »Passt genau«, stellte Jerrica fest. Aber sie verstand immer noch nicht, worauf er hinaus wollte. »Okay, das ist also offenbar das Werkzeug, mit dem dieser Jemand versucht hat, die Wand einzureißen. Und?«
    »Sehen Sie genauer hin. Sie denken nicht nach.«
    Jerrica runzelte die Stirn. Sie verstand immer noch nicht.
    »Ich bin eins achtzig, ein normal großer männlicher Erwachsener«, sagte der Priester. »Jetzt passen Sie auf.« Er imitierte einen weit ausholenden Schlag mit der Spitzhacke gegen die Wand. Die Spitze der Hacke landete ein gutes Stück oberhalb der vorhandenen Kerben.
    »Wenn ein normal großer Erwachsener versucht hätte, die Wand einzureißen, würden die Bearbeitungsspuren sich weiter oben befinden, etwa hier, sehen Sie? Aber sie sind 60, 70 Zentimeter tiefer.«
    Jetzt verstand Jerrica, was er damit sagen wollte.
    Alexander zündete sich im Zwielicht eine Zigarette an. »Wenn es also nicht gerade ein Zwerg war, der damals versucht hat, die Mauer aufzubrechen, dann muss es –«
    »– ein Kind gewesen sein«, ergänzte Jerrica langsam.

ACHTZEHN
    (I)
    Bighead saß unter ’nem Hickorybaum und war am Medertiern, er dachte über sein’ Platz im Unnerwersum nach, dacht’ er. Irnkwas war komisch. Bighead hatte jetz’ zwei Tage nix gegessen und er hatte auch

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