BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)
wird, ist auch zuvor geschehen.‹«
Bei diesen tröstenden Worten stiegen Annie Tränen in die Augen.
Ja, dachte Alexander, als er sie betrachtete. Als sie jung war, haben sich bestimmt genug Männer nach ihr umgesehen. Eine sehr nette Frau und eine attraktive obendrein, auch noch in ihrem Alter. Manchmal konnte man es sehen, ohne jemanden genauer zu kennen: Charitys Tante war ein guter Mensch.
»Oh!«, rief Jerrica aus, nachdem sie noch einen Schluck Wein genommen hatte. »Das wird dir gefallen, Charity! Pater Alexander und ich saßen in der Bar – bevor diese beiden Kotzbrocken kamen –, und weißt du, was Pater Alexander gesehen hat?«
Charity sah sie fragend an. »Ich habe keine Ahnung ...«
»Direkt vor uns, eingeritzt in die Trennwand zwischen den Nischen. Genau das, was wir gestern auch gesehen haben! BIGHEAD WAR HIER, hat jemand geschrieben.«
»Oh Gott!«, entfuhr es Charity.
»Bighead?«, fragte Tante Annie.
»Oh, ja. Irgendjemand an der Theke hat uns von dieser lokalen Legende erzählt«, erinnerte sich Jerrica bereitwillig und mit Unterstützung des kühlen, dunklen Weins. »Es ist faszinierend. Ich kann es kaum erwarten, in meinem Artikel darüber zu schreiben. Eine ländliche Legende, ein Monsterkind, das in den Wäldern geboren wurde, ein Kannibale!«
»Sie sollten lieber über wichtigere Dinge schreiben«, schlug Annie vor. »Is’ ja nich’ nötig, unsere Gemeinde mit so ’nem Zeug zu beleidigen.«
Jerrica schien zu schrumpfen. »Oh, tut mir leid, Annie. Ich hab’ mir nichts dabei gedacht. Ich wollte nur ...«
»Is’ schon in Ordnung, Liebes. Es is’ nur meine Meinung. Wenn Sie über unser Land schreiben wollen, meine ich, sollten Sie nich’ diesen ganzen Mist dazutun.«
»Oh, das tue ich nicht, Annie, ich verspreche es«, rief Jerrica. Jesus, sie ist betrunken, stellte Alexander fest. Sie brabbelte weiter: »Wirklich, ich habe es nicht böse gemeint. Ich habe nur gedacht ...«
»Ich glaube«, unterbrach Alexander sie, »wir hatten heute einen interessanten Tag, und es wird wirklich spät.« Sie fingen an, sich gegenseitig auf die Nerven zu gehen. Es wäre am besten, jetzt abzubrechen. Er trank den Rest seines Weines, drückte seine Zigarette aus und schlug vor: »Warum gehen wir nicht ins Bett und sehen zu, dass wir etwas Schlaf bekommen?«
»Das ist eine gute Idee, Pater«, stimmte Charity zu. Annie und Jerrica nickten zögernd.
»Wir sehen uns morgen früh«, sagte der Priester. »Und was Bighead angeht, so müssen wir wohl keine Angst haben, dass er an unsere Tür klopft.«
Die Frauen lachten einmütig. Doch dann –
Tock-tock-tock!
Im dämmrigen Zwielicht des Salons fuhren ihre Köpfe herum.
Tock-tock-tock!
Jemand klopfte an die Tür.
Eine plötzliche warme Brise strömte in das Haus, als Annie die Haustür öffnete. Wer zur Hölle kann das so spät noch sein? , fragte sich Alexander. Ein später Tourist auf der Suche nach einem Zimmer? Jemand, dessen Wagen liegen geblieben war? Der Priester schielte zur Tür, Charity und Jerrica standen direkt hinter ihm. Dämmerlicht und die unregelmäßigen Peitschenhiebe entfernter Blitze machten aus der Gestalt auf der Schwelle eine stroboskopische Silhouette. Eine große Gestalt, breit, kräftig ...
»Kann ich ... Ihnen helfen?«, fragte Annie mit aufgerissenen Augen. Ihre Finger krampften sich um die Türkante.
Doch dann sah Alexander etwas an der Brust der Gestalt aufblitzen, und hinter ihr, auf der runden Auffahrt, beleuchteten weitere Blitze ein weißes Auto mit einem Signalbalken, einer Gewehrhalterung und einem Wappen auf der Tür.
Ein Cop, erkannte der Priester.
»Tut mir leid, Sie zu stören, ich weiß, es is’ schon spät«, sagte der Mann. »Ich bin Sergeant Russell Mullen, Virginia State Police.« Die Stimme sprach in der typischen breiten, schleppenden Sprechweise der Gegend. ›Police‹ klang wie ›Pouliiß‹.
»Stimmt etwas nicht, Officer?«, fragte Charity mit einer Stimme, der man nicht nur ihre Neugier, sondern auch eine gewisse Besorgnis anmerkte.
»Nun ...« Officer Mullen zögerte, eine Hand in die Hüfte gestützt. »Ich will Sie ja nich’ beunruhigen, aber ich wüsst’ gern, ob Sie hier irgendwelche verdächtigen Leute gesehn haben, äh, ich sollt’ vielleicht nich’ Leute sagen, sondern ’n Mann, ’n großen Mann, der vielleicht in Fenster reingesehn hat oder rumlungerte? ’n Fremden, der über die Straße kam? Irgendwas Ungewöhnliches?«
Sie verneinten es und nach dieser verstörenden
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