BIGHEAD - Ein brutaler, obzöner Thriller (German Edition)
weggeschickt.«
»Warum?«, fragte Jerrica.
»Nun, Liebes, ich wollte sichergehen, dass er über Nacht da bleibt. Goop Gooder is’ ein wundervoller, hilfsbereiter junger Mann, aber er kann auch ’n richtiger Quälgeist sein – jedenfalls, wenn’s um Frauen geht. Mir is’ aufgefallen, dass er sich ziemlich in Sie verkuckt hat, Jerrica. Also dachte ich, ich schick’ ihn für ’n Tag aus der Stadt, damit Sie ’n bisschen Ruhe vor ihm haben.«
Jerrica errötete. »Oh, Annie, das hätten Sie nicht tun müssen. Es ist keine große Sache.«
»Doch, is’ es, wenn Sie mich fragen. Schließlich sind Sie ’n Gast und ’ne Freundin meiner Nichte. Ich kann nich’ zulassen, dass mein Gehilfe hinter Ihnen her hechelt.«
Alexander hob eine Augenbraue, doch Charity musste lächeln. »Wann brechen Sie nach Richmond auf, Pater?«
»Jetzt gleich«, sagte er und stand auf. »Ich werde am späten Nachmittag oder frühen Abend zurück sein. Bis später.«
»Bye, Pater«, sagten Annie und Charity fast gleichzeitig. Doch Jerrica sprang auf und folgte ihm in den Flur. Charity versuchte, nicht den Eindruck zu erwecken, als würde sie lauschen, aber es war nicht zu überhören. »Pater!«, sagte Jerrica nebenan. »Nehmen Sie mich mit!«
Eine Pause. »Sicher«, stimmte der Priester zu.
Dann waren sie zur Haustür hinaus.
»Armes Kind«, sagte Annie. »Sie interessiert sich etwas zu sehr für den Priester.«
»Scheint so«, sagte Charity.
»Aber ich muss zugeben, ich find’ ihn selber mächtig attraktiv, und wenn man seinen Glauben bedenkt, sogar noch mehr.«
»Priester haben immer diesen Effekt. Ich schätze, es liegt daran, dass sie verbotene Früchte sind, sozusagen.«
»Du hast recht, Liebes. Nichts is’ attraktiver als ’n Mann, den man nich’ haben kann.«
Charity saß still und dachte darüber nach. Warum kann ich keinen Mann haben?, fragte sie sich. Warum geht immer alles in die Hose und ich weiß nicht einmal, warum? Sie verspürte den Drang, weiter über das Thema zu reden, vielleicht sogar ihre Tante ins Vertrauen zu ziehen. Aber welchen Sinn sollte das haben? Damit würde sie sich nur selbst lächerlich machen.
»Aber ich will dich was fragen, Charity. Bild’ ich mir das nur ein oder sieht Jerrica irgendwie komisch aus?«
Sie hat es auch bemerkt, dachte Charity. Aber was sollte sie dazu sagen? »Ich glaube, du hast recht. Sie scheint ... angespannt zu sein. Aber das liegt wahrscheinlich nur daran, dass hier alles so anders für sie ist«, versuchte sie zu erklären. »Sie ist ein Stadtmensch. Sie ist das Landleben nicht gewohnt.«
Annie nickte. »Daran hab’ ich nich’ gedacht.«
Charity wechselte das Thema. »Möchtest du ein paar Blumen pflücken und zum Friedhof gehen?«
Ihre Tante neigte den Kopf und legte eine Hand an die Stirn. »Normalerweise lass’ ich keinen Tag aus, aber ehrlich gesagt, Charity, fühl’ ich mich heute so erledigt, dass ich mich lieber noch ’n bisschen hinlege, wenn’s dir nichts ausmacht.«
»Das solltest du tun«, stimmte ihr Charity zu. »Bei der ganzen Aufregung gestern Abend. Schlaf noch ein bisschen. Ich komme schon klar.«
»Bist du sicher?«
»Natürlich, Tante Annie. Ruh dich ein bisschen aus, wir unterhalten uns später.«
»Du bist so lieb.« Annie stand auf, um in ihr Zimmer zu gehen. »Aber ich versprech’ dir, heute Abend koch’ ich uns was, das du so schnell nich’ vergessen wirst.«
»Okay, Tante Annie. Schlaf gut.«
Charity beobachtete, wie ihre Tante davonschlurfte. Dann war sie allein und fragte sich, was sie mit dem Tag anfangen sollte.
Doch dann ...
Ihre Augen weiteten sich.
Ich weiß, dachte sie.
(II)
»Raus damit«, verlangte Alexander.
»Was?«, fragte Jerrica und befestigte ihren Sicherheitsgurt, als der Mercedes auf die Route 23 einbog.
»Hören Sie auf mit diesem Was -Scheiß. Sie sind high. Sie sind völlig neben der Spur, Jerrica. Sie benehmen sich, als hockten Sie auf der Stromschiene der Scheißmetro.« Der Priester machte ein finsteres Gesicht. »Was ist es? Koks? Heroin? Speed? Sie haben irgendwas genommen.«
Ihr Kopf hätte kaum tiefer hängen können. »Koks.«
»Scheiße! Ich wusste es!« Alexander schrie fast. »Ich will Ihnen gar nicht erst einen Vortrag halten, Jerrica – Sie haben das alles hundertmal gehört. Ich sage nur eins: Das Leben ist ein verdammtes Geschenk Gottes – und jetzt sehen Sie sich an, was Sie damit machen.«
Sie schluchzte stumm; sie wusste, dass er recht hatte. »Ich ...«, fing sie
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