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Biker's Barbecue (German Edition)

Biker's Barbecue (German Edition)

Titel: Biker's Barbecue (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Micke , Tobias Micke
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wir nach der Fähre über den Michigansee. Doch wir kommen zu spät: Die letzte Fähre von Muskegon nach Milwaukee ist vor 28 Jahren ausgelaufen. – Verdammt. Wir hätten uns doch mehr beeilen sollen. Aber es gibt noch eine andere, weiter nördlich, von Ludington weg. Mit einem kurzen Blick auf die Karte bestimmen wir Schicksal und Route der nächsten vier Tage.
    Verglichen mit Kanada ist Michigan ein echtes Irrenhaus. Lauter Wahnsinnige. – Einfach toll hier.
    Die Leute in dieser Gegend wirken irgendwie ungezogener. Kanada war natürlich auch schön, auf jeden Fall europäischer. Dagegen scheinen sich die Michiganer – nun, da wir den direkten Vergleich haben – irgendwie nicht so ganz unter Kontrolle zu haben. Die Zügel hängen ein wenig lockerer; ein bisschen mehr Laissez-faire und dafür ein bisschen weniger Korrektheit.
    Was noch auffällt: Viele Michiganer hupen Radfahrern freundlich zu und winken (na ja, schließlich halten die Motten aus dem uralten Mottenwitz das Klatschen auch für Applaus …). Und die Straßen haben endlich wieder „Schultern“ – also radfahrtaugliche, asphaltierte Bankette.
    Am Abend reiten wir in Yale ein (nicht das Yale, irgendein winzig kleines Yale). Ein kleiner Wanderprater mit schnuckelig-einladenden Bierzelten ist in der Stadt. Wir suchen uns eine Tür aus, die möglichst nahe an den Bierzelten liegt, und läuten daran. Als sich die Tür öffnet, steht auf einmal Donna vor uns: Nicht Donna Lonso, wohlgemerkt (die aus der Ildefonso-Werbung), sondern Donna Worton.
    Donna ist eine lokale Zelebrität: Sie ist Mutter von fünf Kindern, hat daneben ein Dutzend Geschwister und mindestens ebenso viele Enkel; vor allem aber ist sie die Tochter des weltberühmten „A&W“-Rootbeer-Erfinders (das „W“ steht für „Worton“, erklärt sie uns). Als sie fassungslos mit anhören muss, dass wir noch nie in unserem Leben Rootbeer (irgendein alkoholfreies Wurzelgebräu) getrunken haben, schleift sie uns in ihr Fastfood-Restaurant (ebenfalls „A&W“) und drückt uns zwei monströse Hamburger und zwei Riesenbecher Rootbeer in die Hand. („Wenn ich mal in Wien bin, könnt ihr ja mich einladen.“)
    Anschließend präsentiert sie uns das Programm für die nächste Woche: Heute Nacht können wir natürlich bei ihr bleiben. Aber morgen, da hat sie genau auf unserer Route ein paar Geschwister leben. Übermorgen ist dann die Tante dran und danach der Cousin … – Am liebsten würde uns Donna bis San Francisco bei all ihren Verwandten und Freunden unterbringen. Doch wir sind bescheiden: Für heute reicht es uns, in Yale eine trockene, moskitofreie Bleibe zu haben.
    Treffsicher konfrontiert uns Donna mit den zwei intelligentesten Fragen, die uns bisher gestellt wurden: Ob wir diese „Hetzerei“ mögen, oder ob wir nicht lieber länger an einem Ort bleiben möchten, um mehr Tiefenschärfe zu bekommen. Und ob bei so vielen Eindrücken nicht einiges wieder verloren geht.
    Donna bringt mich auf eine tragende Theorie. Kühn behaupte ich, an einem Ort länger zu verweilen wäre so, als würde man versuchen, einen Film anhand der Einzelbilder zu betrachten. Amerika ist Film. Unsere Reise ist Film: Die Wahrnehmung des Unterschiedes, die Abfolge aller Szenen ist es, was den Reiz ausmacht. Irgendwo zu bleiben wäre sicher auch ganz nett. Aber das ist eine andere Reise, ein anderes Medium, sozusagen. Natürlich fühlen wir uns manchmal überfordert. Aber das ist in Ordnung. Von Anfang an war uns klar, dass unsere Tour zu einem Abenteuer werden könnte, dem wir möglicherweise nicht gewachsen sind.
    He, Radfahren macht auch noch philosophisch!
    Die Hamburger sind verdrückt und in einem dunkelroten Rootbeer-See versenkt, der glucksend und blubbernd die Magenwände hinaufschwappt, während wir auf unseren Rädern in der Dunkelheit hinter Donnas Auto her zu unserem neuen Schlafplatz eilen.
    Einfach geil: Donnas Sohn hat sich für Sommerpartys ein lauschiges Landhaus hergerichtet (das er mit beinahe britischem Understatement „Scheune“ nennt). Da sitzen wir nun mutterseelenallein an der Bar, schlürfen hingebungsvoll Whisky-Cola und glauben – gelinde gesagt – zu spinnen. Donna hat uns mit einer Adresse von Bekannten in Ludington („Muss irgendwo auf eurem Weg liegen“) versorgt und außerdem Eier, Speck und Brot sowie eine selbstheizende Elektropfanne (was es in Amerika alles gibt!) zu unserem Frühstück beigesteuert.
    Den restlichen Abend hüpfen wir im Disco-Licht ausgelassen durch das

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