Biker's Barbecue (German Edition)
zweistöckigen Griller entworfen, in dem Huhn, Würstchen etc. bei verschiedenen Temperaturen in kroatischem Weißwein schmoren können. Er und seine Frau Olga nehmen uns wie teure Freunde auf; der Abend verklingt bei anregendem Wein und ebensolchen Gesprächen.
Stefan und ich sind uns jetzt schon einig, dass Petrolia einen wesentlichen Meilenstein auf unserer Tour markieren wird. Nach allen anfänglichen Strapazen war unser unfreiwilliger Ausflug nach Kanada (wir wollten ja eigentlich nur der Großstadt Chicago ausweichen) die Mühe wert. Natürlich sind wir heute keinen Meter mit den Rädern gefahren. Und wir brauchen deswegen nicht einmal ein schlechtes Gewissen zu haben: Beide haben wir einen ordentlichen Sonnenbrand abzubauen und Stefan kämpft gegen eine schleichende Erkältung an.
So langsam gewinne ich nun auch eine gelassenere Einstellung zu unserer Reise. Insbesondere, seit ich mir heute Morgen beim intensiven Studium unserer Karten jegliche Illusionen bezüglich Dauer und Mühseligkeit dieses Abenteuers genommen habe …
16.
Beam mich rüber! Tobi an Brücke
Am Morgen macht es uns Flori mit Eiern, Speck und selbst gebackenem Gugelhupf verdammt schwer, Petrolia zu verlassen.
Wie es der Zufall so will, findet heute Mittag im Örtchen Sarnia ein als kroatisches Vatertagspicknick getarntes Fressgelage statt, zu dem auch wir eingeladen sind. Damit ist der Plan perfekt, denn Sarnia liegt genau auf unserer Route nach Blue Water Bridge, dem Grenzübergang nach Michigan.
Drago packt kurz entschlossen sein Peugeot-Rad aus und klinkt sich in unseren Windschatten-Zweier ein. So strampeln wir gemütlich die 15 Meilen zur Stätte des kulinarischen Lasters, wo wir herzlich empfangen und mit allerlei Leckereien verwöhnt werden. Zwei Lämmer und zwei Spanferkel produzieren zudem ein ganz vorzüglich würziges Bratenfett, weshalb sich in kürzester Zeit die wahren Kenner – also auch wir – mit Brotstücken bewaffnet um die Auffangwanne postiert haben und gierig die fettige Soße in sich hineinschlürfen, als wenn’s nichts Feineres auf Erden gäbe.
Danach nützen wir die Gelegenheit, mit fettigen Fingern und Maßband unseren Reifenumfang präzise zu bestimmen (200-0-200; was für Traummaße!), um so unsere tatsächliche Kilometerleistung endlich richtig zu berechnen. Die Radcomputer müssen justiert, die gefahrenen Meilen neu eingegeben werden.
Wegen des großen Erfolges bei der Herfahrt bieten wir Drago an, mit uns doch auch noch das letzte Stück nach Frisco mitzukommen. Drago lehnt lausbübisch grinsend ab: Er würde ja gerne, aber Flori, seine Frau …
Voll gefressen und ein wenig träge erreichen wir gegen 14.30 Uhr Blue Water Bridge. Über diese hohe Brücke müssen wir kommen. Alternativen gibt es keine. Nur, an dem Brücklein wird leider gerade gebaut: Einspurig kriechender, stinkender Kolonnenverkehr in beiden Richtungen und der unmissverständliche Hinweis: „Sorry, no Bikes beyond this point!“ – also keine Räder jenseits dieser imaginären weißen Linie, die da irgendwo (völlig unsichtbar!) zwischen uns und der Brücke liegt.
Wir sind bestürzt: Für die Bauarbeiter ist es ja nur eine kleine Blauwasserbrücke, aber für uns? Wird nun etwa unsere kapitale Kontinentdurchquerung an der Bürokratie dieser miesen kleinen …
Ehe wir uns einen (einen dieser miesen kleinen…) zur Brust nehmen können, kommt Joe. Joe ist keiner von den miesen Kleinen. Er gehört zwar auch zur Aufsichtsbehörde, aber er ist ziemlich groß. Und zur Brust nehmen wollen wir ihn uns dann auch nicht, allein schon wegen seiner Größe, aber auch wegen des unmoralischen Angebots, das er uns in der Folge unterbreitet: Wenn es nach ihm geht, sollen wir unsere Räder nämlich einfach hinten auf seinen Pick-up werfen, uns daneben hocken und uns auf diese Weise mit Blaulicht am kilometerlangen Stinkestau vorbei über die Brücke nach Amerika mitnehmen lassen.
Tja. – Irgendwie bleibt uns gar keine andere Wahl: Hierbleiben, bis die ihren Umbau endlich beendet haben, wollen wir ja doch nicht. Dass wir von Boston nach Blue Water Bridge mit den Rädern gefahren sind und dort von einer unüberwindbaren Macht am Weiterfahren gehindert wurden, wird daheim niemanden beeindrucken. Aber über den Atlantik sind wir ja schließlich auch nicht gerudert. Also der Pick-up-Trick! – Im Vorbeifahren winken wir dem Volk in der Kolonne natürlich brav zu, wie sich das für einen ordentlichen Staatsbesuch gehört.
An der Grenze fragen
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