Biker's Barbecue (German Edition)
faulenzen.
Kaum haben wir uns von dieser anstrengenden Tätigkeit erholt, gabelt uns Chuck gegen Abend mit seinem Pick-up auf. Blödsinn machen ist angesagt! Stefan und Chuck springen vom zehn Meter hohen Gerüst der Dorfbrücke in den Fluss, während ich mich am Ufer mit ein paar Studenten aus der nahen Collegestadt Rexburg über Gott und die Welt unterhalte.
Mit einer Prise Smalltalk gelingt es mir dann schließlich, bei einem der Mädels eine „Einladung“ ins College nach Rexburg herauszuschlagen.
Danach geht’s aber erst wirklich los: Wir laden den Pick-up voll mit Brennholz, Bier und Chips, holen Chucks Goldgräberkollegen und besten Freund Gabe ab und fahren mit Steve Millers „Rock n’ me“ im Ohr raus in die Wüste, geradewegs der untergehenden Sonne nach. Zwischen Lagerfeuer und Idahos sternenklarem Himmel wird dann gefeiert, was es eben so zu feiern gibt: dass das Bier kalt ist, dass wir jetzt alle Sand in den Schuhen haben, dass Chuck noch blödere Grimassen schneiden kann als wir und vor allem, dass uns Idaho am Ende doch noch mit offenen Armen empfängt.
Dann zeigt uns Chuck, was man mit Sanddünen alles anfangen kann: In gestrecktem Galopp und laut schreiend rast er mit einer Bierdose in der Hand auf die Kante zu, springt ab, als ob er’s bis zum Mond schaffen wollte, trinkt im Flug seine Dose aus und wirft sie gerade noch hinter sich, bevor er fast zehn Meter weiter (und etliche Meter die Düne hinunter) wie eine Bombe in den weichen Sand einschlägt. „Ja!“ – wissen wir jetzt. Das, genau das war es, was uns beim Anblick einer friedlich daliegenden Sanddüne schon immer irritiert hat: Sie war irgendwie nutzlos. Chuck hat mit seinem beispielhaften Vorgehen allen Sanddünen dieser Welt wieder einen Sinn gegeben. Ein bewegender Moment.
Als der Anschauungsunterricht einigermaßen abgeschlossen ist (intellektuell kein allzu langwieriger Prozess), folgt der praktische Teil. Schade, dass wir vergessen haben, uns für Atlanta anzumelden … (na gut, vielleicht war auch die Messstrecke ein bisschen abschüssig). – Nur Fliegen sind schöner! – Erst als uns die gelbe Pracht beim Lachen aus den Ohren rieselt, kehren wir zum Lagerfeuer zurück.
Auch der Rest des Abends vergeht wie im Flug: Wir trinken noch ein paar Bierdosen aus, damit wir mit Frisbees darauf zielschießen können, prügeln uns wie kleine Kinder und beschließen, dass es ein großer Fehler wäre, morgen schon abzufahren.
18.
Blam, blam, blamm!!! 44er Magnum
Karens Vater Charlie ist ein prima Kerl. Intolerante Geister würden ihn vielleicht einen Rassisten schimpfen (weil er keine „Neger“ mag, wie er selber zugibt). Charlies Kinder haben ihm freilich auf ihre Weise beigebracht, was sie von seinen Ressentiments halten: Seine erste Tochter, Karen, hat einen Farbigen aus Samoa geheiratet, die zweite Tochter, Amy, einen Schwarzen von der US-Army, und sein Sohn Carl ist schwul. (Carls Lebensgefährte nennt Charlie liebevoll „Dad“.) Charlie seufzt tief, als er von den Schicksalsschlägen seines Lebens erzählt. Carls Lebensgefährte sei ja ein echt netter Kerl. Nur das mit dem Schwulsein, das irritiert Charlie halt. Charlie ist auf seine Art wirklich liebenswert.
Wir vertrödeln den Vormittag. Oma Chloe vergattert uns dazu, „The Sound of Music“ auf Video zu sehen: „Ihr wollt aus Österreich kommen und kennt ,Sound of Music‘ nicht?“ – „Ehrlich, Oma Chloe, von ,Sound of Music‘ (angeblich der berühmteste österreichische Film) haben wir noch nie was gehört!“ – Was für ein Fehler! (In manchen Augenblicken des Lebens lohnt es wirklich nicht, ehrlich zu sein.) Während Julie Andrews mit glockenheller Stimme trällernd und tanzend über eine Paramount-Alm wirbelt („The hiiills are fiiilled with the saaaund of muuusiiik …“), entschlummern wir sanft in zwei riesigen amerikanischen Fernsehsesseln (der erste, der diese Dinger nach Europa bringt, wird Millionär!). Oma Chloe weckt uns Stunden später mit der lieblichen Aussicht, dass wir mit ihrer ebenso lieblichen Tochter Amy in Rexburg Mittagessen gehen dürfen.
Am Nachmittag sorgt der gute alte Charlie dann für rasanten Tempowechsel: „Was, ihr wollt schon so lange in den USA sein und kennt ,The Sound of Magnum 44‘ noch nicht?“ – Entsetzt nimmt uns Charlie daraufhin mit hinaus zu seinem kleinen, privaten Schießplatz gleich neben der Tierkadavergrube der örtlichen Müllhalde (beim Vorbeifahren muss man sich halt ein bisschen die Nase
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