Biker's Barbecue (German Edition)
bald (die Pfirsiche waren zwar gut, aber nicht ausreichend) müssen wir eine zweite Pause einlegen. Das Radfahren ist mühsam geworden in dieser Hitze. Jede Steigung ist wie eine Strafe und der Verkehr wird auch wieder stärker.
Irgendwo am Straßenrand hat Stefan unerklärlicherweise die herausgerissene Mittelseite eines Penthouse-Magazins gefunden. Wortlos klemmt er das „Pin-up“ gut sichtbar an seinen Gepäckträger. Damit ich nicht immer auf seinen Hintern starren muss, erklärt er mir später. Und bereitet mir einen Augenblick höchster Erfrischung, als ich mich mal wieder bis auf zehn Meter an ihn herangearbeitet habe. Schlagartig verringert sich die Distanz um weitere acht Meter. Trotzdem bleibt Stefan streng mit mir: Da es sich um einen Pin-up-Kalender handle, dürfe ich die vermutlich mindestens ebenso ansprechende Rückseite des Blattes erst morgen sehen.
Als die Nachmittagshitze zu groß wird, flüchten wir im 20-Einwohner-Dörfchen Letha in einen kleinen Lebensmittelladen. Dabei ist es ja eigentlich eine Videothek. Oder doch ein Postamt? – Nein, und eine Bücherei ist auch da (wie nett …)! Der Versuch, einen Film auszuleihen („Presidio“ mit S. Connery um nur 1 Dollar) und ihn gleich vor Ort in der Bücherei-Sektion anzusehen, scheitert zu unserem größten Bedauern am defekten Videorecorder. (War draußen über der Tür denn nicht auch „Kino“ gestanden?)
Auch ohne den Film gesehen zu haben sind wir dann so müde, dass wir gleich bei einem der nächsten Häuser um Schatten (unter dem Baum im Vorgarten) und einen Schlauch zur Kühlung bitten. Die alte Dame, die hier mit ihrem Mann wohnt, bietet uns stattdessen (in ihrer überschwänglichen Freude, dass sich in Letha endlich mal was tut) nach und nach Dusche, Essen (Cornflakes mit Heidelbeeren und Pfirsich-Jelly mit Milch) und schließlich sogar Quartier für die Nacht an. All das macht sie mit erkennbarer Routine – schließlich haben hier schon einmal durchreisende Radfahrer genächtigt, und das soll noch nicht einmal zehn Jahre her sein.
Begeistert nehmen wir der Reihe nach alle offerierten Wohltaten in Anspruch und nehmen uns dafür vor, nicht nur heute früh schlafen zu gehen, sondern morgen auch dementsprechend zeitig aufzustehen, um der vorausgesagten Hitze zu entgehen.
Dorothy und Roy haben einen netten kleinen Bauernhof voller Überraschungen: Wenn man duscht, stinkt das ganze Haus nach faulen Eiern. Zweifellos liegt das am Schwefelgas im Brunnen. Aber dafür könnten die zwei hier glatt Kurtaxe verlangen: Nur ein paar Liter von dem (durchaus gesunden) Zeug in die Badewanne eingelassen, und schon hätte Letha (neben Lebensmittelladen, Videothek, Postamt und Bücherei) auch noch ein Heilbad.
Ach, und liebe Kätzchen gibt’s hier auch …
Wo mag das hinführen? Eindeutig nach draußen! – Aber eine katzenhaarfreie Übernachtung unter dem Verandadach in der linden Nachtluft ist auch ganz nett.
Morgen ist Idaho Geschichte!
25.
Entweder Sie haben eine … (Oder brauchen Sie eine?) Werbeslogan
In der vergangenen Nacht wurde ich von Moskitos und Kolibris belästigt: Erstere kann man ja erschlagen – aber was zum Teufel macht man gegen Kolibris?!
Es gelingt uns heute endlich einmal früh loszukommen. Schon gegen 10 Uhr erreichen wir unseren zwölften US-Bundesstaat: Oregon. Da Oregon immerhin bereits an den Pazifik grenzt, rufen wir vom Burger King in Ontario aus freudig erregt zu Hause in Wien an.
Den ganzen Vormittag fahren wir durch liebliche Dorflandschaften – von „sengender Wüste“ noch keine Spur. – Nach nur 40 Meilen beenden wir die heutige Etappe in Vale. Erstens soll hier in der Polizeistation eine kleine blaue Kreditkarte auf uns warten und zweitens geht angeblich kurz nach Vale wirklich die Wüste los. Wir marschieren also zuerst einmal zur Polizei und stellen (in dieser Reihenfolge) fest: Die Polizei ist wirklich unglaublich freundlich in diesem Land. Und: Die kleine blaue Karte ist nicht da.
Ich rufe die Kreditkartenfirma an und lasse meinen Frust (Arschlöcher!) an der Telefondame aus. Sie erklärt mir daraufhin, dass es leider nicht möglich sei, sich seine Kreditkarte an eine Polizeistation schicken zu lassen. Aus Sicherheitsgründen (!). Und natürlich, weil es Teil irgendeiner raffinierten und rationalen Argumenten unzugänglichen Firmenpolitik ist. Dass diese Firmenpolitik vor zwei Tagen offenbar noch nicht existierte, dazu fällt der guten Frau allerdings nichts mehr ein.
Zum Trost
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