Bilder Aus Dem Berliner Leben
der Zurückgezogenheit lebte, sich hauptsächlich mit der Malerei beschäftigend.
Noch steht der Flügel des Bellevueschlosses, den er gebaut und in welchem er gewohnt hat. Es ist derjenige, der sich dem Wasser zukehrt. Nach der Neuschöpfung des Tiergartens hatte Knobelsdorff sich diesen Platz am Wiesenufer der Spree, welcher bis dahin einem Müller gehört, zur Erbauung eines Landhauses gewählt. Neben demselben legte er einen Wirtschaftshof an, der lange noch als »Knobelsdorffs Meierei« bekannt war. Hierher, aus seinem Stadthaus in der Kronenstraße, das er sich selbst gebaut (an der Stelle, wo heute Nr. 29 steht), kam er immer, sobald es Sommer ward; hier, mit dem Blick gegen Norden und auf die Spree, standen seine Staffeleien, und hier, in der ganz von Grün umgebenen, mit künstlerischem Geschmack ausgestatteten Villa, verlebte er seine letzten Jahre, dankbar, ohne Bitterkeit dessen gedenkend, der ihn verstoßen. »Ich fühle die letzten Augenblicke meines Lebens herannahen«, schrieb er an ihn, wenige Tage vor seinem Tode, »und nütze eine Pause meiner Schmerzen, um den Gefühlen der Dankbarkeit Worte zu geben, von denen ich für all das Gute und alle die Wohltaten durchdrungen bin, mit welchen Ew. Majestät mich während meines Lebens überhäufthaben.« Aber auch der große König blieb edleren Regungen nicht verschlossen einem Toten gegenüber, der ihm während einer langen und bedeutenden Tätigkeit im Leben so nahegestanden. »Wir beklagen die Verstimmung, welche ein so schönes und seltenes Vertrauen löste zu einer Zeit, da Knobelsdorff in der vollen Kraft seines Schaffens stand«, – so schließt in seiner milden Weise der Historiker Griechenlands seine Bemerkungen über das Verhältnis des Königs zu dem Künstler, welcher »an den Denkmälern Roms mit feinem Sinne das Griechische herausgefühlt, ehe noch die attischen Denkmäler durch Stuart wiederentdeckt waren.« Wenige seiner Zeitgenossen mögen ihn ganz gewürdigt haben; und es muß daher, »wenn von dem die Rede ist, was König Friedrich für die bildenden Künste getan hat, ihm immer als ein besonderes Verdienst nachgerühmt werden, daß er diesen Mann erkannt, ihn ausgebildet und ihm Gelegenheit gegeben hat, Werke zu schaffen; welche als die edelsten Baudenkmäler seiner Zeit noch heute ein Stolz unserer Stadt sind ... Dem Herzen des Königs aber macht es Ehre, daß er in der Totenspende zu sühnen suchte, was er in dem Verhalten zu seinem Jugendfreunde etwa versehen hat.« An einem 24. Januar, 128 Jahre früher, ward in diesen Räumen und an derselben Stelle, wo Curtius das Lob Friedrichs sprach, der »éloge« auf Knobelsdorff verlesen, und der Verfasser war Friedrich. »Er war geboren zum Maler«, hieß es darin, »und zu einem großen Architekten, und es offenbarte sich in ihm das Wesen des Genius, welcher die mit ihm Begabten durch die Macht einer unwiderstehlichen Neigung antreibt, ihm zu folgen und ihnen zeigt, wozu sie geschaffen sind.« Bestattet liegt er im Deutschen Dom auf dem Gendarmenmarkt, und am Friedrichsdenkmal Unter den Linden, auf eine der Erztafeln, welche die Namen der großen Männer der friderizianischenZeit tragen, hat man, im Gefühle der Gerechtigkeit und gewiß im Sinne des Königs, auch den Namen des Freiherrn Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff geschrieben.
Nach Knobelsdorffs Tode gingen Landhaus und Meierei in andern Besitz über; zuerst hatte sie ein Gastwirt, dann ein Kommerzienrat Schneider, dann ein Hofrat Bertram. Zur Zeit, wo Nicolai schrieb (1779), hieß sie die Bertramsche Meierei, und im Jahre 1785 kaufte sie Prinz Ferdinand, der jüngste Bruder des Königs. Er hatte bis dahin in Friedrichsfelde residiert, dessen Schloß, Park und Pertinenzien, gegenwärtig im Besitz der Familie von Treskow, der Prinz im Jahre 1762 von der Herzogin von Anhalt-Bernburg erworben. Prinz Ferdinand »richtete seine Hofhaltung in Friedrichsfelde nach dem Muster seines Bruders Heinrich in Rheinsberg ein«, heißt es in der »Geschichte des Dorfes Friedrichsfelde« von Brecht; er legte Grotten, Tempel, Statuen, auch eine Fasanerie an und bildete sich aus den Invaliden seines in Ruppin garnisonierenden Regiments eine Leibwache. Armer Prinz, mit drei solchen Brüdern: dem großen Friedrich, dem Prinzen August Wilhelm, Vater Friedrich Wilhelms II., und dem berühmten Prinzen Heinrich! »Sein ganzes Leben liegt im Schatten seiner Brüder«, sagt sehr hübsch von ihm George Hesekiel in seiner Beschreibung von »Preußens
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