Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bilder Aus Dem Berliner Leben

Titel: Bilder Aus Dem Berliner Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julius Rodenberg
Vom Netzwerk:
durchfurcht, schon steigen, wie Skelette, Baugerüste dort aus der Erde, während hier noch am Ufer zwei Kinder Futter für ihre Ziege schneiden und einMann mit einer Leiter über die Brücke kommt, um die Petroleumlämpchen anzuzünden.
    Mit heiserm Klange vom Bellevueschlosse schlägt es acht. Wenn man seine gelbe Steinmasse, verwittert und vereinsamt und doch noch zeugend von einer gewissen altmodischen Hoheit, seine doppelte Reihe weiß verhängter Fenster in diesem Zwielicht, von Baumwipfeln umragt und in der Umgebung seines Parkes erblickt, so macht das Schloß fast einen geisterhaften Eindruck. Große Schicksale hat es niemals gehabt; aber die Geschichte eines Gebäudes, wenn man sie getreulich erzählt, ist interessant wie die Geschichte eines Menschenlebens, auch wenn ihm und manchmal weil ihm das Außerordentliche fehlt. Ein Mann hat hier gewohnt, ein Jugendgenosse und Freund Friedrichs des Großen, welcher es reichlich erfahren, was Fürstengunst bedeutet; ein tüchtiger, aber bescheidener Mann, der viel für andere, wenig für sich getan und dessen Name daher so gut wie vergessen ist. Warum hat man noch niemals daran gedacht, dem Andenken Knobelsdorffs ein Monument im Tiergarten zu widmen, der bis dahin nur ein Jagdrevier war und durch ihn erst ein Park geworden ist? Es ist nicht sein einziges Verdienst, aber doch dasjenige, welches uns Berliner am nächsten angeht. Er war 1697 geboren, nahm Kriegsdienste und stieg bis zum Hauptmann; 1730 nahm er seinen Abschied, um sich ganz auf die Malerei und Baukunst zu legen, sagt Nicolai von ihm in seinen »Nachrichten von Künstlern unter König Friedrich II.«. Dieser ernannte ihn zum Oberaufseher aller königlichen Gebäude. »Er erbaute das Opernhaus, den neuen Flügel des Schlosses zu Charlottenburg, das Schloß zu Zerbst. Er zierte das Schloß zu Potsdam, aufs neue aus und baute die marmorne Treppe im Hauptgebäude. Den Lustgarten zu Potsdam richtete er ein, so wie er ist. Er gab das Schloß Sanssouci an ... Den Tiergartenvor Berlin hat er unnachahmlich schön angeordnet ... Er starb 1753.« – »Ein sehr verständiger, kenntnisreicher Mann«, sagt von ihm Carlyle, in dessen »Geschichte Friedrichs II.« wir diesem Knobelsdorff öfter begegnen, zuerst in Bayreuth, bei der Markgräfin Wilhelmine, der Lieblingsschwester des Königs, dann in Rheinsberg, dessen Ausbau er gleichfalls unternommen; »ein Mann von ernstem Aussehen, ernst, jedoch wohlwollend und voll ehrlichen Scharfsinnes, das echte Bild gesunden Verstandes« – lange der Vertraute Friedrichs, und nicht nur in Kunstsachen. »Der König hat ihm die Mittel verschafft, um in Italien zum Künstler zu reifen«, sagt Ernst Curtius in seiner (1878) zur Feier des Jahrestages Friedrichs II. in der Berliner Akademie gehaltenen Rede, »und gab ihm dann eine Stellung, welche mit derjenigen verglichen werden kann, die Phidias unter Perikles hatte; denn es war Knobelsdorffs Aufgabe, die umfassenden und immer neuen Gedanken des Staatsoberhaupts für die Ausstattung der Residenzen mit Schlössern, Theatern, Staatsgebäuden, Denkmälern und Gartenanlagen technisch zu verarbeiten und ihre Ausführung an oberster Stelle zu leiten.« Aber mit diesen überwältigend Großen ist auf die Dauer kein Verhältnis möglich; in ihrer einsamen Höhe verlieren sie die Schätzung der Persönlichkeiten, ihr Wille duldet keinen anderen, ihre Größe drückt alle nieder, und wer das Gefühl seiner Freiheit und Würde nicht völlig hinzugeben vermag, verfällt in Ungnade. Superioren Naturen dieser Art genügt es nicht, auf dem ihnen zugewiesenen Gebiete die Ersten, ja die Einzigen zu sein: Sie wollen alles wissen, auf allen Gebieten, und wehe dem, der Widerspruch erhebt! Das ist die bedenkliche Seite des von Carlyle verkündeten Heroenkultus. »Knobelsdorff«, so drückt Curtius es aus, »blieb das Martyrium nicht erspart, welches den Baumeistern genialer Fürsten beidem hellsten Glanz von Ehren und Macht einem dunkeln Schatten gleich zu folgen pflegt. Friedrich war auch auf diesem Felde voller Selbstherrscher ... Auch in der Geschmacksrichtung traten Gegensätze ein. Knobelsdorffs Ideal war eine Einfachheit des Stils, der Ernst einer hohen Kunst, die dem König zu kalt und zu kahl erschien. Von dem deutschen Edelmann, der mit Freimut seine Kunst vertrat, wandte sich der königliche Bauherr andren Architekten zu, welche auf jeden Einfall geschmeidiger, eingingen.« Es kam zum Bruch zwischen ihm und Knobelsdorff, welcher fortan in

Weitere Kostenlose Bücher