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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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ging zurück in den Salon und schloß die Verbindungstür hinter mir. Ich löschte das Licht und öffnete die Fenster. Die frische Kälte tat mir gut. Der Tag ließ auf sich warten. Ich stopfte meine Pfeife, zündete sie aber nicht an.
    Leichtsinniges Ding! Unschuldiges leichtsinniges Ding!
    Als Larpent unter dem Namen Lheureux aus dem Hotel in der Rue de Valois kam, wer wartete in dem Kabriolett, das ich beinahe gerammt hätte, um ihn zu einem vorübergehenden, aber sicheren Schlupfwinkel zu fahren? Geneviève. Geneviève, die ohne Zögern das Geheimnis ihrer Liebschaft verraten hatte, um mit Leichtigkeit den zu Larpent verwandelten Leichnam von Lheureux identifizieren zu können, zumal sie eingeweiht war. Sie war eine Komplizin, mußte mit Larpent und dem Schatz fliehen. Das, was eben passiert war, bewies, daß Larpent vielleicht sein Wort nicht gehalten hätte; am Anfang aber herrschte Einigkeit. Geneviève fühlte, daß sie älter wurde. Sie wollte schrecklich viel Geld besitzen, und zwar schnell, so als vertreibe Geld das Altern. Wahnsinn, in beiden Fällen. Als Zeuge des Unfalls konnte sie ohne Mühe herausfinden, in welches Hospital Larpent gefahren wurde, und sie brachte es auch fertig, ihn am folgenden Morgen früh zu besuchen. Ihr Charme hatte wohl auf die Verwaltungsangestellten gewirkt. Reboul hatte davon nichts merken können, da er erst später seinen Posten bezog. Es war zu vermuten, daß Larpent während des Treffens die junge Frau veranlaßt hatte, dem Mittelsmann Miret einen Brief zu schicken, damit dieser nicht ungeduldig würde. Den Brief hatte sie selbst ungeschickt auf irgendeiner Maschine getippt. Deswegen die häufigen Tippfehler und der abgebrochene Fingernagel. Er hatte ihr auch empfohlen, sich vor mir in acht zu nehmen und mich auf irgendeinem Weg auszuhorchen, wobei der älteste und bekannteste Weg immer noch der wirksamste ist.
    Geneviève hatte nie gewußt, wo das Bild war - Larpent hütete ängstlich seine Geheimnisse -, aber sie kannte die Komplizen, die wiederum den Mittelsmann nicht kannten, während sie über Mirets Rolle aufgeklärt war. Sie hatte keinen Vorwand, um Kontakt mit mir aufzunehmen, als Chassard kam und ihr einen lieferte. Er glaubte, ich sei der Mittelsmann. Sie wußte, daß das nicht stimmte, aber indem sie Chassard rechtgab, hatte sie Gelegenheit, mit mir zusammenzutreffen, ohne Verdacht zu erregen. Und mir zu Ehren setzten sie die Geschichte von dem „aufdringlichen Menschen“ in Szene. Von da an lockerte sich der Knoten. Ein neues Gefühl, heftig und unwiderstehlich - ein Gefühl, das ich genauso entsetzlich schnell verspürt hatte - ergriff Geneviève, ohne deswegen jedoch den unsinnigen Wunsch nach den Anti-Falten-Millionen zu verscheuchen. Sie lockte mich in eine galante Falle, um meine Absicht zu durchschauen, verzichtete dann aber ganz darauf. Wir waren beide in die Falle ihrer Schenkel geraten. Da wurde der von Chassard gebastelte Rettungsring ausgeworfen - in der Voraussicht, daß die „Methode Delila“ scheitern würde: Der Sensationsartikel! In diesem Augenblick hatte sie ihre Wahl getroffen. Larpent war endgültig in Vergessenheit geraten. Sie dachte nur daran, an des Vermögens zu kommen, das der erwartete und unbekannte Käufer bringen sollte. Vielleicht würde dieser Artikel in der Crépuscule diesen Mann anlocken. Sie wandten sich nicht an Miret. Chassard, weil er von seiner Existenz nichts wußte; Geneviève, weil sie den Nutzen eines solchen Schrittes zu dem Zeitpunkt nicht erkannte. Wenn der Artikel von Marc Covet erfolglos blieb, wäre es immer noch Zeit gewesen, Miret hinzuzuziehen oder ihn zumindest auszuquetschen. Genau in diesem Moment hatte Miret das Bedürfnis, mit Geneviève, in ihrer Eigenschaft als Geliebte des Verstorbenen, Kontakt aufzunehmen, weil sie möglicherweise Informationen besaß. (Gene-viève war die einzige, die über den Identitätswechsel der Leiche Bescheid wußte.) Miret hatte sie zufällig (?) in der „Grille“ getroffen (er war der alte Beau an der Bar) und mit ihr für den nächsten Tag ein Treffen bei sich vereinbart. Wahrscheinlich in der Absicht, mit ihr über Corbignys Besuch zu sprechen. Sie ging zu ihm, begleitet von Chassard, der aufpaßte, so gut es ging. Und dort lieferte ich ihnen Namen und Adresse des Käufers durch meine Unterhaltung mit dem Antiquitätenhändler. Sie schlug mich nieder - ich hatte ihr Parfüm gerochen -, ließ mich aber leben. Dabei hatte ich mehr Glück als Chassard und Miret, die

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