Bilder bluten nicht
ist, läufst du zum Telefon... meine Herren von der Tour Pointue, bitte...Warum? Weil die Leiche schnell entdeckt werden mußte. Und dazu, wie eine Flanellweste, der falsche Raffael, der die Dinge verkomplizieren und verwirren sollte. Es mußte sehr rasch bekannt werden, daß Monsieur Larpent tot war. Um so schlechter oder vielmehr um so besser, wenn er verdächtigt wurde, bei dem Diebstahl des Raffael seine Finger im Spiel zu haben. Und wer wurde bei dem Coup aufs Kreuz gelegt? Deine Komplizen, die du schon seit langem fallenlassen wolltest, vielleicht weil du nicht immer ganz korrekt mit ihnen warst, vermute ich...“
„Immer deine Vermutungen.“
„Ach! Hör auf. Das sind alles nur Vermutungen. Es gab aber keine bessere Möglichkeit zu verschwinden, als für tot zu gelten, und das ist keine Vermutung. Es ist auch keine Vermutung, daß du das Bild hattest; daß du vorhattest, in Deckung zu gehen, bis daß der Käufer auftauchte, den Octave Miret geködert hatte, und zu verschwinden, sobald du die hundert und ’n paar Millionen eingestrichen hättest. Denn es ging um hundert Lappen, vielleicht um mehr. Wenn du die Zahl nicht kanntest, jetzt kennst du sie.“
Larpent grinste:
„Nur keine Sorge, Papi! Wieviel Lappen das auch sein mögen, ich werde sie mir nicht durch die Lappen gehen lassen, sei ganz unbesorgt!“
„Tatsache ist, daß du dir im Kittchen mit dem ganzen Moos ’ne Menge kaufen kannst. Na gut. Ich fahre fort. Nach dem Coup rennst du in das Hotel von Lheureux, Rue de Valois. Erlaube mir zu vermuten, daß du deinen Bruder so ausgequetscht hast, um über unsere Beziehung Bescheid zu wissen. Und daß dieser arme Trottel dir ein paar Minuten vor seinem Tod von unserem Zusammentreffen im Riche-Bourriche erzählt hat. Du tust also, als würdest du mich seit langem kennen, ohne jedoch viel zu reden, als ich dich in Lheureux’ Bude beim Kofferpacken überrasche. Du schmeißt mich schnell raus, aber mein Besuch beunruhigt dich. Instinktiv entschließt du dich, nichts zu riskieren, mit dem echten Raffael rauszugehen. Du versteckst ihn hinter dem Spiegel, den du näher an die Wand ziehst. Niemand wird es dort suchen, außer dir, zu gegebener Zeit. Und gleich auf der Straße, wenn du zufällig - man kann nie wissen - in schlechte Gesellschaft gerätst... nichts im Koffer, nichts in den Taschen. Nicht mal die Kanone, mit der du Lheureux abgeknallt hast und von der du dich wohlweislich getrennt hast. Du gerätst nicht in schlechte Gesellschaft, aber als du aus dem Hotel kommst, fährt dich ein wildgewordenes Auto um wie ein Kegel... Alter Freund, wenn die Flics das Bild in deinem Koffer gefunden hätten, wärst du zwar auch reif fürs Krankenhaus gewesen, aber für die bewachte Abteilung...Du hast noch Glück im Unglück gehabt.“
Larpent knirschte:
„Trotzdem ist alles rausgeflogen... Wenn ich den Scheißkerl erwische...“
„Aber ja doch, ja. Hör mal, gib mir tausend Francs, und ich geb dir ’n Tip. Willst du nicht? Geizkragen. Du hast möglicherweise mehr als hundert Millionen in der Tasche, und... Na ja...Nun, Mesdames et Messieurs, ausnahmsweise heute, als Reklame, als Werbung, hören Sie gut zu, Monsieur Larpent, und Sie auch, Geneviève...“
Sie wurde blaß.
„...Nicht für 1000 Francs verrate ich Ihnen den Namen des Rabauken, auch nicht für 500, noch weniger für 300, nicht mehr für 100 als für 50, sondern für Null komma nichts, gratis, umsonst, für nischt, für nix, für ’nen Schiß... Der Fahrer des Wagens war Nestor Burma, meine Wenigkeit in diesem noblen Viertel.“
„Haha, Burma, sehr witzig“, stieß Larpent mit vor unterdrücktem Haß zitternder Stimme hervor. „Sehr witzig, du Hurensohn...“
„Mein Lieber“, erklärte ich, „ich habe gesehen, daß du abhauen wolltest. Ich habe gesehen - ohne ganz sicher zu sein -, daß du nicht Lheureux warst. Ich hatte die Leiche im Kellergeschoß des Lagerhauses gesehen. Ich wollte dich hier in Reichweite haben, ohne der Polente meinen Verdacht mitzuteilen, da ich bei diesen dunklen Machenschaften ein einträgliches Geschäft witterte. Alles roch danach, daß du den Mord begangen hattest. Wenn ich dich ein wenig ramponierte, konntest du nicht weit kommen, und ich würde keinen wertvollen Menschen beschädigen.“
„Sehr witzig, wirklich.“
„Während du dich im Krankenhaus zu Tode langweilst, kommen deine Komplizen in Bewegung. Sie halten dich wirklich für tot, aber wer konnte dich wohl getötet haben? Sie denken sofort an
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