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Bilder bluten nicht

Bilder bluten nicht

Titel: Bilder bluten nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Léo Malet
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deine Geliebte. Auf diesen Punkt kommen wir später noch. Birikos und Chassard, das ideale Paar, glauben zuerst, daß ich der Mittelsmann bin. Sie suchen bei mir nach Indizien.
    Finden einen Brief, bekommen Streit. Ich vergaß... Sie finden auch ein Foto von Lheureux, das sie für deins halten. Also kenne ich Larpent. Steh mit ihm auf vertrautem Fuß... Dieser Brief kann sie nicht weit bringen, aber sie liefern sich um seinen Besitz einen tödlichen Kampf. Ende von Monsieur Nick Birikos, einem Griechen, der dich bestimmt nicht beschissen hätte, Larpent. Nicht wie Chassard, der beidhändige Gigolo-Romeo. Ob er nun glaubt oder nur so tut, daß Geneviève dich umgebracht hat, um das echte Bild in die Hände zu bekommen, jedenfalls versucht er damit sein Glück. Er hat die Schnauze voll von den alten Tanten und Tunten. Er macht es, und zwar so gut, daß Geneviève mich zu Hilfe ruft.“
    Immer noch stand Larpent hölzern auf seinem verletzten Bein, immer noch hielt er seine dicke Automatic auf uns gerichtet. Er brach in lautes Gelächter aus:
    „Schön!“
    „Es kommt noch schöner. Weil ich nämlich mit ihr schlafe. „
    „Es wird immer schöner.“
    Sein ordinäres Lachen, falsch und zweideutig, gefiel mir nicht.
    „Schnauze, Larpent“, sagte ich.
    Er hörte auf zu lachen:
    „Schluß damit. Erzähl weiter.“
    „Das ist beinahe alles. Geneviève und ich machen den Fehler, diesen Fehlgriff Chassard nicht endgültig auszuschalten. Vor allem sie findet, er sei alles in allem gar nicht so übel. Das Resultat: unter dem Vorwand, Reklame zu machen, den Glanz aufzupolieren oder eine bittere Pille zu versüßen, ich weiß es nicht, bringt er diesen charmanten Kindskopf..
    Ich wandte mich Geneviève zu und lächelte sie an:
    „Entschuldige, Chérie... diese charmante Person dazu, einen Sensations- und Skandalartikel in der Presse veröffentlichen zu lassen. Und warum macht Monsieur Chassard das? Weil er sich sagt: die Presse hat kein Sterbenswörtchen über die zarten Bande zwischen Larpent und Geneviève gesagt. Wenn diese Enthüllung dem Käufer unter die Augen kommt, der jetzt wohl ziemlich ratlos ist, wird er Geneviève aufsuchen. Dann werde ich ihm durch irgendeinen Dreh sein Moos abluchsen, ohne ihm etwas dafür zu geben. Der Käufer hat sich nicht gezeigt, aber du, du hast rotgesehen, bist sofort hierher gestürzt, um mit der Treulosen ein Wörtchen zu reden. Sie muß wohl komisch geguckt haben, als du hier angetanzt bist.“
    „Sehr“, grinste er.
    „Zwangsläufig. Ein Toter
    „Ja, ein Toter. Ist das alles, Monsieur Burma?“
    „Ja.“
    „Pfiffiger Detektiv, hm?“
    „Stets zu Diensten, Robert Houdin, du makabrer Zauberkünstler.“
    „Du weißt nicht mal die Hälfte von der ganzen Geschichte.“
    „Schade. Ich hab genug erzählt. Ich bin müde und hab wieder diesen Durst... Hast du nichts zum Gurgeln, Geneviève?“
    Sie schüttelte langsam den Kopf, weitausholend und sanft, lächelte mir zärtlich zu. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    „Mon Chéri“, flüsterte sie.
    „Kommen Sie, Larpent“, sagte ich unvermittelt. „Holen wir dieses Bild.“
    „Keine Bewegung!“ kreischte er.
    Er schwankte auf seinem kranken Flunken. Sein Revolver zitterte.
    „Schweine!“ rief er.
    Das Gewitter brach über uns herein.
    Er schoß auf Geneviève, verfehlte sie aber. Für zwei Sekunden ließ er mich aus den Augen. Ich holte mein Schießeisen raus und schoß auf sein anderes Bein, das gesunde. Es war mein Glückstag. Ich verfehlte ihn. Er richtete seine Kanone auf meinen Bauch und spie Flammen aus, zuckte bei dem Rückstoß der Waffe zusammen und verzog bei dem stechenden Schmerz, den dieser Schlag seinem ramponierten Bein verursachte, das Gesicht. Mit einem lauten Schrei, einem schrecklichen Schrei, einem Todesschrei, einem Schrei von mehreren Toden - so vieles starb mit einem Schlag - stürzte Geneviève sich in das Höllenfeuer. Sie sank vor meine Füße, preßte ihre Hände gegen ihren Busen, als reiche sie ihn mir zum Liebesopfer dar, ihren Busen, dessen langsames, aber sicheres Altern sie mit Entsetzen beobachtete. Bei ihrem Sprung war ihr Kleid der Länge nach zerrissen. Die glänzende Spange an dem spitzenbesetzten Strumpf schien in das Fleisch ihres Schenkels zu dringen und leuchtete bei den blitzenden Schüssen auf.
    Auf den lauten Klageschrei hatte ich mit einem wahren Leidensgebrüll geantwortet. Dann, mit zusammengepreßten Kinnladen, hatte ich es Larpent gegeben. Seine Pistole war schon

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