Bilder von dir: Roman (German Edition)
klemmte sich zwei Scheiben Zitrone zwischen ihre Zähne.
Sie sollte das auf keinen Fall in einem Badezimmer tun. Da kamen, wenn sie ein wenig angeheitert war, allzu leicht Assoziationen zu jenem anderen Badezimmer im Seahorse Motel hoch. Sie nahm eine Handvoll Zitronen, packte die Flasche am Hals und setzte sich im Schneidersitz aufs Bett. Mona trank den nächsten Schluck und saugte an einer Zitrone, dann noch ein Schluck und noch eine Zitrone. Sie hielt die Flasche auf Armeslänge von sich und schätzte, dass es ihr in weniger als fünf Minuten gelungen war, den Pegelstand um über zehn Zentimeter abzusenken.
»Eigentlich müsste ich mich doch viel betrunkener fühlen?«, sagte sie und fischte das Fruchtfleisch der Zitronen mit ihrer Zunge aus den Zähnen. Mit mir stimmt was nicht , sagte sie sich und nahm noch einen großen Schluck.
Und dann war Mona erstaunlich betrunken.
Es traf sie wie ein Ziegelstein. Und da war es egal, ob sie in ihrem eigenen Badezimmer stand oder nicht: Sie sah das Badezimmer im Seahorse. Sah den Streifen braunen Bluts, der auf der rosa Fliese trocknete. Rotes Blut, das sich leuchtend von der weißen Porzellanwanne abhob.
Jemand klopfte an ihre Tür.
»Wer?«, rief sie.
»Arthur.«
Wer auch sonst , sagte sie sich und trank den nächsten Schluck Tequila. Das war perfektes Timing. Sie war sich zwar nicht sicher, wann sie sich ein Wasserbett gekauft hatte, aber ihre Matratze gab unheimlich nach. »Komm rein!«
Als sie Arthur durch ihr Zimmer kommen sah, machte sie das zuerst wahnsinnig glücklich und dann wahnsinnig traurig. Sie spürte, wie ihr Gesicht sich in einem einzigen Ausdruck erhellte und zusammenzog, was dann auch Arthurs Reaktion erklären würde.
»Es gibt da etwas, was ich dir sagen sollte. Was …?« Er schloss rasch die Tür hinter sich. «Was machst du da? «
«Ich hab dir was zu sagen.« Sie verschüttete ein wenig Tequila auf ihrem Bettüberwurf, was sie mit einem »Verfluchtscheißemist« kommentierte. Darauf folgte ein flüchtiger nüchterner Gedanke: Das ist so würdelos. So was macht nur ein Waschlappen .
»Was ist denn los?« Arthur kam näher, machte aber keinerlei Anstalten, ihr die Flasche wegzunehmen. Sie war sich auch gar nicht sicher, ob sie in der Lage gewesen wäre, sich das in diesem Moment gefallen zu lassen. Er trug – er schleppte den pinkfarbenen Schuhkarton mit sich. Amys Schuhkarton. O Gott . »Mona, das ist – was ist das?« Und lachte dabei irgendwie.
»Das ist … die Geschichte meines Lebens«, sagte sie nach einer langen Pause, die ihrem Geist Zeit gab, sich weit genug zu entfernen, um sich darüber klar zu werden, dass Mona, sollte Oneida doch noch anrufen (unwahrscheinlich), viel zu betrunken wäre, um zu fahren. Rundum schlechte Planung. »Zitrone?« Sie warf ihm einen Schnitz zu. Er fing ihn mit einer Hand auf.
»Das war super «, sagte Mona. »Entschuldige, das ist nicht das, was ich dir erzählen muss.« Sie warf ihm die Flasche Tequila zu. »Du kannst sie haben. Ich bin gewappnet genug, ich brauche nicht mehr. Ich muss es dir sagen.«
»Was musst du mir sagen?« Arthur nahm die Flasche und stellte sie auf die Kommode, wo sie in Sicherheit war. Neben das Foto, das Mona und Oneida, eingehüllt in diese blaue Decke zeigte, gleich, nachdem sie von New Jersey nach Hause gekommen waren. Sie stehen auf den Stufen des Darby-Jones, trotzig, als wollten sie der Welt etwas sagen. Irgendwas. Die Aufnahme war zwei Wochen, nachdem Monas Eltern Oneida adoptiert hatten, gemacht worden.
»Juristisch gesehen ist sie meine Schwester«, sagte Mona. Dieser Einstieg war so gut wie jeder andere. »Setz dich.« Sie deutete auf das Bett mit dem feuchten Tequilafleck. »Bitte setz dich. Ich muss das loswerden.«
Arthur setzte sich und Mona öffnete den Mund, machte aber den Fehler und suchte Blickkontakt.
»Du brauchst keine Angst zu haben«, sagte sie. »Es ist nichts Schlimmes. Es ist nur was Kompliziertes.«
Sie griff nach seinen Händen, die kühl waren. »Ich erzähle dir das«, sagte sie, »weil du aufwachen möchtest.«
»Ich bin aufgewacht – also, ich denke ich bin es –, deshalb bin ich auch hergekommen …«
»Du bist noch nicht ganz wach.« Mona atmete ein. »Kannst du auch gar nicht, weil du nicht weißt, was ich dir erzählen werde – obwohl ich glaube, dass du deswegen hergekommen bist. Um das zu erfahren. Im August, in Ocean City«, hob sie an, aber es schnürte ihr die Kehle zu, und ihre Augen brannten.
Sie kam nach Hause,
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