Bilder von dir: Roman (German Edition)
waren, von der Handtuchstange und wickelte das kreischende Baby darin ein, das noch lauter schrie, als der raue Flor seine Haut berührte.
Mona stolperte aus dem Badezimmer, schlug die Tür zu und taumelte in das hinein, was den Rest ihres Lebens ausmachen würde. Das Baby lag warm und unmöglich in ihrem Arm und sie hasste und liebte es. Sie suchte das Zimmer nach weiteren Anzeichen von Amy ab, fand aber nur eindeutige Beweise ihrer Abwesenheit – ein fehlender Koffer, eine leere offene Schublade. Auf dem Fernseher, wo das Foto von Amy und ihren Eltern gestanden hatte, lag eine übrig gebliebene Pizzaschachtel voller Fett und getrockneter roter Paprikaflocken. Keine Nachricht. Die Nachricht war das Baby.
Oneida musste noch eine Woche auf ihren Namen warten, bis Mona wieder zurück in Ruby Falls war und in der Küche ihrer Eltern saß, wo sie sich Zucker über ihre Rice Crispies löffelte. Die Worte sprangen sie von der glänzenden Rückseite ihres Löffels an und berührten sie mit ihrer Kraft und Fremdartigkeit: Oneida Stainless. Aber ob mit Namen oder ohne, sie gehörte Mona von dem Moment an, als Mona das Motelzimmer verließ. Oneida gehörte zu Mona, als die Notfallambulanz vorfuhr, die von einem hysterischen Gast gerufen worden war, der Mona zitternd und sich an ein blutiges Handtuch klammernd, das aussah, als ob auch etwas darin war, auf der Betontreppe des Motels sitzen sah, wo sie ihren Oberkörper hin- und herwiegte. Oneida gehörte Mona sogar dann, als der Arzt im Ocean City Medical Center mit wissend gerunzelter Stirn ihre Weigerung, sich untersuchen zu lassen, nicht hinnehmen wollte. Und Oneida gehörte zu Mona, als ihre Eltern zum Krankenhaus von New Jersey kamen, um ihre Tochter nebst neuer Enkeltochter abzuholen. Die Anwälte empfahlen ihnen, Oneida formell als ihr Kind zu adoptieren, was sie auch taten, aber Oneida gehörte immer zu Mona.
Und Mona, die Tochter der Darby-Jones mit ihren verschwommenen Vorstellungen, eines Tages ein lustiges Mädchen oder eine Bäckerin sein zu wollen, entdeckte die Person, die zu sein ihre Bestimmung war: die Mutter von Oneida Jones.
Zu Arthur sagte sie: »Oneida ist Amys Kind. Amy rannte weg, weil sie schwanger war, und sie rannte wieder weg, nachdem – nachdem sie irgendwo zwischen einem Bett und einer Badewanne in einem Motel in Ocean City entbunden hatte.« Arthurs Mund öffnete sich, aber Mona wehrte ab. »Ich habe es behalten. Ich wollte sie, weil sie mir – sie gab mir eine Zukunft. Amy war nicht nur meine beste Freundin, Arthur, sie war meine einzige Freundin, und sie verschwand aus meinem Leben. Amy war wunderbar und schrecklich. Schrecklich. Sie wollte ihre Tochter nicht haben, ließ sie zurück in einer Badewanne, Arthur – sie bekam sie ganz allein, ohne fremde Hilfe, aber als das Baby ihren Körper verlassen hatte, ließ Amy es einfach zurück. Dieses Baby war das Einzige, was Amy zurückließ, und ich behielt es.«
Mona fühlte sich nicht mehr im Geringsten betrunken. Sie glaubte zu fallen, schnell und im freien Fall ins Bodenlose.
Arthur war bleich. Er schüttelte den Kopf, einmal, zweimal.
» Überleg doch, Arthur«, sagte Mona, wobei der Tequila ihr half, die Augen zu verdrehen. »Sie hat doch überhaupt keine Ähnlichkeit mit mir.«
Die Wahrheit ihrer eigenen Worte schlug ihr wie eine Brandungswelle entgegen und zog sie mit. Sie überflutete die tiefsten Höhlungen ihres Herzens – dieses Herz einer Lügnerin, eines Feiglings, ihr schwaches und zutiefst wahnhaftes Herz – und all die Jahre, die sie sich selbst belogen hatte, bogen sich unter dem Gewicht des Wassers nach innen und die Wände, die sie um die Wahrheit herumgebaut hatte, wurden dünn und porös wie Papier. Und Mona Jones, die die vergangenen sechzehn Jahre ihres Lebens geglaubt hatte, Mutter zu sein, erinnerte sich daran, dass sie in erster Linie eine Diebin gewesen war.
19 Enthüllungen
Eugene Wendell hatte den Verstand verloren. Er würde alles tun, um ihn zurückzubekommen, aber er kam nicht mehr. Er war weg.
Anstelle seines Verstands saß jetzt eine schrill wehklagende Furcht, gelegentlich mit Panik, kalten Angstattacken und Darmkrämpfen gespickt. Er wusste nicht mehr, wer er war (außer ein dummer Junge, der die Tarnung seines Vaters hatte auffliegen lassen, seinen Vater verraten und sein Klatschmaul aufgerissen hatte, und das alles aus Gründen, die zu haben, er sich gar nicht erinnern konnte). Das war kein Projekt. Hier ging es nicht um ein Kunstwerk. Er
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