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Bilder von dir: Roman (German Edition)

Bilder von dir: Roman (German Edition)

Titel: Bilder von dir: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Racculia
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brummte und Eugene bekam Kopfweh. Er sprang von der Bühne und schlenderte aus dem Turnsaal über den Flur in die Cafeteria, wo es von kostümierten Kindern und deren Eltern und Lehrern wimmelte. Die Neonbeleuchtung war viel zu grell. Eugene sah sich gezwungen, davonzuschleichen.
    Der Flur vor dem Gruselzimmer/Hausaufgabenraum war ruhiger. Es war gerade sieben Uhr, und jeden Moment musste mit den Horden von Mittelstufenschülern gerechnet werden, die hier das Zielpublikum darstellten. Zu seiner Überraschung stand Dani Drake an der Tür zum Hausaufgabenraum, das Haar zu glänzenden Locken frisiert, die leuchtend rot angemalten Lippen zu einem manischen Lächeln geöffnet. Sie trug ein altmodisches Kleid, hochhackige Schuhe und eine weiße Schürze, allesamt mit Blut bespritzt, und ihre Kehle zierten eine Perlenkette und eine nach Gummi aussehende rote Schnittwunde.
    »Häppchen?«, flötete sie und hielt ihm ein Tablett voller Augäpfel und Ohren und Nasen hin, alle ordentlich in konzentrischen Kreisen angeordnet.
    Wäre Eugene seinem natürlichen Instinkt gefolgt, hätte er sich entlang der Schließfächer auf der anderen Wandseite einfach vorbeigeschlichen, aber das, was Dani da tat, fand er irgendwie super. Niemals hätte er ihr so etwas zugetraut, was womöglich ein Nebeneffekt von Oneidas lautstark zum Ausdruck gebrachter Abneigung war, der zuzustimmen Eugene sich verpflichtet fühlte. Aber die Perlen waren tatsächlich ein Geniestreich, das musste er anerkennen.
    »Die blauen Augen schmecken am besten«, sagte sie. »Himbeere oder so.« Sie zeigte ihm ihre entsetzlich blaue Zunge.
    Schweigend nahm er die ihm angebotene Süßigkeit an und warf einen Blick über Danis Schulter, aber der Rest des Hausaufgabenraums war in Dunkel gehüllt. Irgendwo wurden Quietsch- und Rasselgeräusche abgespielt, und er hörte eine vertraute Stimme – vielleicht Heather Atkins? – Oh, mein Gott, er hat es getan sagen.
    »Ist ziemlich lahm da drinnen«, murmelte Dani mit schiefem Mund. »Ich komme mir vor wie im falschen Film.«
    »Willst du damit sagen, besser geht’s nicht?« Eugene deutete auf ihr Kostüm.
    »Soweit es das Gruselzimmer/Hausaufgabenraum betrifft, nein, verdammt.«
    »Das habe ich gehört, Dani!« Es war Heather Atkins. »Wo bleibt die Solidarität unter uns Zehntklässlern!«
    »Leck mich, Heather!«, schrie Dani zurück. Und zu Eugene sagte sie: »Ich hatte gewissermaßen … einen Zusammenstoß mit der Gemeindebehörde.« Sie grinste und zeigte dabei ihre Zähne. »Und was ich hier leiste, fällt unter Gemeindedienst an der Ruby Falls High.«
    »Sieht gut aus«, sagte Eugene und hielt gleich darauf die Luft an, weil er nicht glauben konnte, dass er es gesagt hatte. Er hüstelte. »Ich muss zurück zu – zur Band, meiner Schwester – zur Band meiner Schwester.«
    Dani nickte. »Bis später, Donnie.«
    Eugene blinzelte und machte eine lahme Abschiedsgeste, bevor er ins Foyer zwischen Turnsaal und Cafeteria zurückschlich. Dabei kaute er das blaue Auge (Dani hatte recht, es schmeckte gut) und seufzte. Nichts war normal, und nichts war, wie es sein sollte, und alles wurde immer noch verrückter. Und schlimmer.
    Denn im Foyer stand Oneida und wartete auf ihn. Abgelenkt vom lärmenden Haufen Kleinkinder aus der Cafeteria und den vielversprechenden Geräuschen der sich einspielenden Insane Armhole und dem sauren blauen Kitzel von Danis Augapfel auf der Zunge erkannte Eugene sie erst gar nicht. Sie trug schwarze Leggings und ein enges schwarzes Hemd mit einem silbrig glänzenden Reißverschluss vorne, der etwa fünf Zentimeter offen stand. Der baumelnde Schiebegriff, rund wie ein Limoverschluss, glitzerte hypnotisch und forderte ihn geradezu auf, seinen Zeigefinger durchzustecken und daran zu ziehen. Die Leggings endeten in hohen schwarzen Stiefeln, und um ihre Taille trug sie einen breiten Ledergürtel, eine Taille, die noch viel schmaler war als Eugene, der es eigentlich wissen musste, gedacht hatte.
    »Du bist …« – sein Gehirn machte Klick – »Du bist, äh, du bist Elizabeth Hurley in Austin Powers .« Mein Gott, was hatte er für eine verdammt umwerfende und außergewöhnliche Freundin – sie jagte ihm eine Heidenangst ein. Eugene bekam regelrechtes Herzflattern, und das war gar kein gutes Gefühl.
    »Wovon redest du?« Sie lächelte und griff in ihre Manteltasche.
    »Bist du nicht eine Spionin, eine britische Spionin?«
    Er schluckte gegen seine trockene Kehle an.
    »Ich bin eine Katze«, sagte

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